Besuch am Samstag, 10.10.2015, ca. 2 Std. Trägerin des Stadtmuseums ist die Stadt Amberg. Das Stadtmuseum ist in zwei Bereiche unterteilt, hinzu kommt eine derzeit geschlossene Prechtl-Ausstellung.
Da ist das alte Amberg, die Stadt das Mittelalters, reich durch Eisenerzabbau und Eisenhandel, die Hauptstadt der Oberen Pfalz der (Rhein-)Pfälzer Linie der Wittelsbacher, deren Hauptort Heidelberg ist. Eine Residenzstadt mit Schloss und mächtiger Stadtbefestigung, Sitz des jeweiligen Nachfolgers des Kurfürsten, Wohnort einer nicht immer friedfertigen Einwohnerschaft. Viel Platz wird der ‚Amberger Hochzeit‘ von 1474 eingeräumt, einem Großereignis, von dem man heute noch zehrt. Vorzüglich ist, dass ab und an Exponate genauer erläutert werden als auf dem kurzen Beitext möglich ist. Etwa wenn man den Aufbau eines Bildes bespricht, das Auge des Betrachters lenkt. Wer kennt schon die Symbolsprache des Spätmittelalters oder der frühen Neuzeit, selbst wenn auf den 1.Blick alles erkennbar erscheint. Oder man erfährt, was auf besagter Hochzeit alles gegessen und getrunken wurde. Man könnte das ruhig öfters machen. Es ist gut, wie hier Exponate geöffnet werden.
Der 2. Bereich des umfänglichen Museums zeigt Amberg im 19. und 20. Jahrhundert. Auch hier hat es Exponate von beachtlicher Qualität aufzuweisen, die auf eine lange Tradition des Sammelns hinweisen. Bis 1902 reichen die Anfänge des Museums zurück, wie man aus der vorzüglich gemachten Internet-Präsentation erfährt.
Schön sind verschiedene Ladeneinrichtungen präsentiert: ein Gemischtwarenladen, eine Bäckerei, zwei Apotheken (eine davon im Eingangsbereich), die Zahnarztpraxis. Seltsam lieblos geht man mit der Brauereigeschichte um, die mehr zu bieten hat als Maßkrüge und Bierflaschen in hellen Vitrinen wie bei der optischen Flaschenkontrolle . Auch an einen so grell erleuchteten Wirtshaustisch möchte sich im normalen Leben niemand setzten.
Es folgt ein Einblick in das Amberger Handwerk, angefangen bei der Werkstatt einer Modistin/Schneiderin mit einem Überblick über die Bekleidung bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts. Es ist gut, dass man sich hier nicht volkstümelnd auf Trachten beschränkt, sondern zeigt, wie die Leute tatsächlich angezogen waren. Ein Frisiersalon schließt sich an, eine Schuhmacher- und eine Metallwerkstatt. Wer kennt heute noch den in der Vorplastikzeit weit verbreiteten Beruf des Metalldrückers?
Es ist insgesamt etwas problematisch, die großen Fabriken und Industrien Ambergs im 19. und 20. Jahrhundert fast ganz an den Schluss der Ausstellung zu setzten: das Hüttenwerk mit der Gießerei, die Emailfabrik Bachmann, die Gewehrfabrik, die Amberger Flaschenhütte AG. Bildeten sie doch das wirtschaftliche Rückgrat des Lebens der Stadt. Aber auch hier ist das anschaulich gemacht, geben Wohnküchen des frühen 20. Jhs auch einen Einblick in die Lebensumstände der Bevölkerung.
Mit den Fayencen und der Amberger Steingutfabrik läuft sich das Museum aber allmählich zu Tode, franst aus in einer Überfülle an Töpfen, Tiegeln und Tassen. Da bleibt zu Unrecht ein schaler Eindruck zurück. Man ist froh, es bei den Fahrrädern – auch hier schöne frühe Exponate, die sich zeitgeschichtlich einbauen ließen – geschafft zu haben. Warum geht man nicht her und beendet das Museum mit wenigen, aber aussagestarken Exponaten zur Industriegeschichte? Dann kann man dem Besucher, der möchte, das viele Geschirr in einem deutlich als Schaudepot deklarierten Bereich zur Vertiefung anbieten. Faktisch läuft es ja sowieso schon so. Das sehr sehenswerte Museum bekäme so einen entsprechenden Abschluss, wie der Showdown bei einem Feuerwerk, das ja auch fulminant endet und nicht mit Pfennigkrachern abtröpfelt.