Markgrafenmuseum

Besuch am Samstag, 7.2.2015, ca 3 Std. Das Museum war nicht sehr stark besucht. Trägerin des Museums ist die Stadt Ansbach. Das Museum datiert seine Gründung auf die Jahre 1830/1841, ist also alt, was man der Qualität der Sammlung positiv anmerkt. Seit 1983 heißt es Markgrafenmuseum Ansbach, vorher Kreis- und Stadtmuseum.

Seit einigen Jahren wird auf das Schicksal von Kaspar Hauser in neu gestalteten Ausstellungsräumen am Eingangsbereich eingegangen. Für eilige Besucher von außerhalb sozusagen, denen die Markgrafen egal sind. Das geschieht sensibel mit Dokumenten aus dem Umfeld Hausers durch knappe, prägnante Darstellungen wichtiger Personen und Stationen seines Lebens bis hin zur Frage, ob der ‚Findling‘ der legitime Spross des badischen Fürstenhauses war. Aber hier bleibt die Ausstellung stehen, statt auf die Frage einzugehen, die den Fall berühmt gemacht hat: Wurde mit Kaspar Hauser das Metternich‘sche Prinzip der Legitimität, auf dem das europäische Staatensystem nach 1815 beruhte, von oben herab durch ein Fürstenhaus in Frage gestellt, nicht nur von unten durch Befreiungsbewegungen und Revolutionen, zuletzt 1830? So bleibt Hauser ein armer Tropf, den man evtl um den Fürstentitel und ein paar Schlösser betrogen hat.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Das Museum ist in zwei benachbarten Häusern untergebracht, verbunden durch die Stadtmauer. Im alten Bereich liegt der Schwerpunkt auf der Vor- und Frühgeschichte sowie der Stadt- und Regionalgeschichte bis ins 19.Jh. Die Gestaltung erinnert oft eher an ein Antiquitätengeschäft (ohne Preisschildchen), die Exponate sind alt und wertvoll, aber veranschaulichen den historischen Raum nur ansatzweise. Man vermisst oft eine museale Gestaltung, etwa wenn Pfeilspitzen aus dem Ansbacher Raum neben solchen von den Fidschi-Inseln liegen. Auch eine Sammlungs-Spende sollte für das Museum aufbereitet werden. Mitunter erinnert die Beschriftung der Exponate auf teilweise handgeschriebenen Zettelchen eher an Ausstellungs-Vorbereitungen, sind aber alt. Einmal heißt es – im anderen Gebäude – bei einem Glaspokal „Neuerwerbung Dezember 1988“. Das irritiert.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Zudem ist die Ausstellung textlastig. Viele Texte hat man zwar auf Blätter zum Mitnehmen gedruckt, leider sind die Behältnisse häufig leer. Und exakt identische Blätter gab‘s schon bei meinem letzten Besuch Mitte der 1980er Jahre. Der Ansatz ist richtig, dass man die Aufmerksamkeit der Besucher weg von Textungetümen hin auf die Exponate lenkt. Aber 30 Jahre exakt die gleichen Blätter in Inhalt und Gestaltung?

Der neuere Museumkomplex widmet sich im Schwerpunkt den Ansbacher Markgrafen. Das ist recht hübsch, aber bieder und eintönig. Nur zwei Mal wagt man sich vorsichtig an Installationen – und zeigt sie im Museumsflyer. Man weiß also, was das Publikum will.

Portraitbilder sollte man nicht nur aufhängen, sondern auch erklären. Man kann doch in die Bilder hineingehen, die von Markgrafen mitsamt Frauen, die von Hofschranzen. Da ließe sich doch an der Art der Darstellung, Accessoires, Orden, Kleidern etc. viel über die jeweilige Zeit aussagen. Oder: Warum schenkt z.B. Markgraf Alexander Ende des 18. Jhs den Freimaurern eine (ausgestellte) Ritterrüstung? Hat er entrümpelt, bevor er nach England ging? Zwar heißt es, er habe durch den Verkauf von Soldaten – lobenswerter Weise – v.a. Schulden getilgt. Aber wer hat diese angehäuft, die Untertanen oder der Hof?

Auch die Handwerke und Gewerbe sind mit oft ansehnlichen Exponaten ausgestellt. Aber eine Zunftlade gibt nur einen geringen Einblick in Handwerksorganisation und Arbeitsbedingungen. Die seltenen historischen Erläuterungen, etwa bei den Kannengießern, geraten zum schwer lesbaren Dekor im Hintergrund einer Vitrine.

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