Nürnberg – Handwerkermuseum 22/20/18 – ‚Haderlumpen und Wasserzeichen‘ 2016

Besuch am Mittwoch, 21.12.2016, ca. 1,5 Std. Das Handwerkermuseum 22/20/18 in Nürnberg besteht aus drei nebeneinander liegenden alten Handwerkerhäusern mit og. Hausnummern, die durch Mauerdurchbrüche eine Museumseinheit bilden. Träger des Museums ist der Verein ‚Nürnberger Altstadtfreunde e.V.‘. Die Ausstellung ‚Haderlumpen und Wasserzeichen – Vom Papier zum Buch‘ geht noch bis zum 21.5.2017.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Die ambitionierte Ausstellung erstreckt sich mit unterschiedlicher Intensität durch das ganze Museum. Wenn man wie ich im Museum von der Nr. 18 zur Nr. 22 geht, so beginnt sie eher beiläufig mit einer Papierschöpf-Werkstatt, da der Ausstellung verschiedene Vorführungen angefügt sind: Papier schöpfen, Kalligrafie, Drucken mit beweglichen Lettern, Buchbinden, Buntpapier herstellen.

Der Werkstattcharakter ist bei diesem Thema an und für sich begrüßenswert, wenn aber kein Programm ist, stehen die Utensilien isoliert herum. Beim Papierschöpfen sind es eine Papierpresse, ein alter Wassertrog und zwei übers Eck gestellte leere Tische. Später, im Kernbereich der Ausstellung auf Nr. 22, werden die Themen ‚Papier aus Schilf und Hadern‘, ‚Viele Räder – Viele Hände machen Papier‘ und ‚Ulman Stromers Papiermühle in Nürnberg‘ angesprochen. Wieso man beides nicht zusammengeführt hat, so dass auch außerhalb des eher sporadischen Werkstattbetriebs eine ansehnliche Ausstellung zur Papierherstellung zusammenkommt, ist nicht ersichtlich. Platz wäre im Haus Nr. 18 genug.

Es geht weiter mit einzelnen Vitrinen, die auf verschiedene Räume verteilt sind. Dabei sind viele sehr interessante Exponate ausgestellt, etwa zu Nürnberger Druckereien, Büchern aus verschiedenen Jahrhunderten, Bibeln und Gesangbüchern, Kochbüchern, solchen zur Botanik und zur Geografie. Immer mal wieder steht eine Vitrine in einem Raum. Das war’s dann. Hinten auf Nr. 22 werden die Themen zu ‚Nürnberg als Druck- und Verlagsstadt‘, zum ‚Buchdrucken‘ und zu ‚Bedruckte Seiten fügen sich zu einem Buch‘ vertieft. Diese Trennung macht keinen Sinn. Wo man die Exponate in einen Kontext einbinden und die Betrachtung damit vertiefen könnte, stehen sie in einzelnen Vitrinen verloren herum. Dabei heißt die Ausstellung im Untertitel doch ‚Vom Papier zum Buch‘. Wieso hat man dies nicht auch der gesamten Darstellung zugrunde gelegt?

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Auf Nr. 22 hat man dann die Sonderausstellung fast mit Gewalt in 4 ½ kleine Räume hineingepresst. 11 leider etwas textlastige Infotafeln geben einen Überblick, hinzu kommen nochmals viele Exponate, Papiere in unterschiedlichster Ausgestaltung, Bücher, Modelle, Werkzeuge etc. etc. Aber angesichts der Enge haben die Exponate viel zu wenig Platz, um sich zu entfalten. Das wünscht man ihnen, denn sie wären es wert. Eine Etage darüber befindet sich auf Nr. 22 wohl die Kalligrafie-Werkstatt nebst mehreren Vorbildern und Mustern. Aber es waren keine Interessenten da, was mich bei Kosten von 24.-€ pro Kind und Nachmittag nicht erstaunt. Sonst sind die Räume fast leer.

Das ist schade, denn man hat schon den Eindruck, dass sich die MacherInnen mit der Vorbereitung der Ausstellung sehr viel Mühe gegeben haben. Aber es unterbleibt die Umsetzung ins gesamte Museum hinein. Aus den vielen guten Exponaten wird leider keine ebensolche Ausstellung. Dabei fehlt eigentlich nicht viel, man müsste nur den Platz nutzen, den man hat. Man müsste den im Untertitel angelegten Gang durch die Geschichte der Papierherstellung mit Nürnberger Schwerpunkt von den Haderlumpen bis zum fertigen Buch in all seinen Schattierungen konsequent durch die einzelnen Räume der drei Häuser führen, so dass eine großzügig gestaltete Ausstellung mit vielen guten Exponaten auch Lust zum Anschauen macht.

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