Handwerkermuseum – Ausstellung „Badehaus, Badestube, Volksbad“

Besuch am Mittwoch, 1.5.2019, ca. 1,5 Std. Die Sonderausstellung „Badehaus, Badestube, Volksbad – Hygiene und Badevergnügen im alten Nürnberg“ befindet sich im Handwerker- „Museum 22,20,18“ in der Nürnberger Kühnertsgasse mit diesen Hausnummern. Sie geht noch bis zum 23.2.2020. Träger des Museums ist der Altstadtverein Nürnberg.

Jost Amman/Hans Sachs, Ständebuch, 1568

Natürlich ist es reizvoll, die reiche Badetradition Nürnbergs zwischen Gesundheitsvorsorge und Badevergnügen vom Spätmittelalter bis ins 20.Jh. nachzuvollziehen. Zumal mit der Diskussion um die Wiederbelebung des 1914 eröffneten und 1994 geschlossenen Volksbads am Plärrer ein aktueller Bezug vorhanden ist. Auch die Materiallage gibt in Nürnberg einiges her, angefangen von Holzstichen Albrecht Dürers über Abbildungen im Mendelschen Zwölfbrüderbuch von 1435 bis zu Erinnerungen an Zinkbadewannentage in heimischen Küchen der Nachkriegszeit und 1950er. Wie schon bei früheren Ausstellungen schöpfen die Altstadtfreunde aus einem reichen Fundus an Exponaten befreundeter Personen und Museen, seien es Bilder oder Texte (etwa von Hans Sachs), seien es hübsche Puppenhausbäder des 20.Jhs oder alte Utensilien von Badern und Wundärzten. Hinzu treten Befunde aus der Sanierung des sog. Irrerbads in gleichnamiger Straße im Jahr 2007, die dieses Bad als Vorlage für Albrecht Dürers Holzschnitt ‚Frauenbad‘ von 1496 nahe legen. Auch die Abbildungen aus dem Geschworenenbuch von Conrad Schortz, der Barbiere, Bader und Wundärzte zwischen 1500 und 1750 mit zeittypischer Kleidung und Haartracht sowie jeweils zugeordneten Heilpflanzen, Arbeitsutensilien und anderen Accessoires vorstellt, sind recht interessant. So erkennt man das allmähliche Auseinandertriften von Badern und Barbieren einerseits, die mit den Perückenmachern im späten 19.Jh. in der Friseurinnung aufgingen, und den Wundärzten, die als Chirurgen mit zunehmend universitärer Ausbildung sich den Ärzten zugehörig fühlten. Vom permanenten Kompetenzgerangel in den Jahrhunderten davor ganz zu schweigen. Die alte Tradition der Badehäuser mit 13 öffentlichen Badestuben ging im 17. und 18.Jh. angesichts von Syphilis, obrigkeitlicher Prüderie und klerikaler Sittenstrenge verloren, um erst im späten 19.Jh. aus gesundheitlichen Gründen in sog. ‚Brause- und Wannenbädern‘ wieder zu entstehen. Breit wird dann das Volksbad in all seiner Jugendstilpracht vorgestellt.

Immer wieder spannend, im Volksbad oder anderswo
Abfotografiert: Gerd Walther

Leider findet dieses interessante Thema mit den vielen vorzüglichen Exponaten eine Umsetzung, die das Vergnügen des Besuchers an einer schönen Präsentation mindert. Wieso die Altstadtfreunde ihre Sonderausstellungen in 4 Räumchen im Haus Nr. 22 zusammenpferchen, statt sie großzügig und betrachtungsfreundlich über das nicht übermäßig große Museum zu verteilen, bleibt unerfindlich. Sie machen’s ja letztlich doch, geben einzelne Vitrinen in Räume nebenan. Aber warum gibt man nicht konsequenter Weise auch entsprechende Texte und Bilder dazu. Dann ließen sich die vielen interessanten Darstellungen schöner und größer als häufig nur postkartengroß wiedergeben. Dann könnte man die Texte großzügiger gestalten, wo man jetzt völlig unnötig teilweise auf eine Buchstabengröße von etwa 10 zurückgeht. Und auch ein grauer Text auf blauem Hintergrund ist nicht angenehm zu lesen. Besucherfreundlich ist das alles nicht. Dann könnte man auch die Bilder der Geschworenen anders präsentieren als jetzt – immerhin – mit Lupe. Aber die Lupen haben eine Brennweite, die ab etwa 5cm Abstand alles Kopf stehen lässt! Wie leicht man eine Ausstellung dicht gestalten kann, hört man im Raum zum Volksbad am Plärrer, wo akustischer Badebetrieb aus einem Lautsprecher eine sehr plastische Atmosphäre schafft. Das ist eine ebenso einfache wie gute Idee, die auch noch ansprechend authentisch umgesetzt wurde.

Es sind (auch diesmal) die vielen museums-handwerklichen Unzulänglichkeiten, die diese eigentlich sehr schöne, aufschlussreiche und interessante Ausstellung beeinträchtigen. Schade, da wäre bei einer anschaulichen Präsentation derselben Exponate viel mehr möglich gewesen.

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