Kriegsmuseum Athen

Besuch am Donnerstag, 7.Juli 2016, ca. 2,5 Std. Das ‚Kriegsmuseum‘ in Athen wurde nach ersten Impulsen 1964 während der Herrschaft der Militärjunta in Griechenland (1967 – 1974) errichtet und 1975 eröffnet. Es ist wohl dem griechischen Verteidigungsministerium unterstellt, zumindest beherbergt es lt Wikipedia dessen Waffensammlung. Das Museum zeigt die Geschichte Griechenlands, v.a. der letzten 200 Jahre, als Abfolge von Kriegen. Naja, ein Kriegsmuseum eben.

Grund für meinen Besuch war, dass ich noch nie ein Museum besucht hatte, das sich ‚Kriegsmuseum‘ nannte. Es könnte ein Museum sein, das die jeweiligen Ursachen für Sieg oder Niederlage herausarbeitet: Kriegsgründe, Ausgangssituation, internationale Lage, Waffentechnik, Strategien, Einbeziehung der Bevölkerung, Endsituation etc. etc. Das kann durchaus interessant sein und spannend gezeigt werden, zumal das griechische Militär, wie wohl alle Militärs der Welt, solche Analysen macht. Man bräuchte dazu viel Ehrlichkeit, Unabhängigkeit und – Zivilcourage.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Die Aufgabe des Museums ist es,“ steht in der ‚Vorstellung‘ der Homepage, „militärische Schöpfungen (artifacts) und Denkwürdigkeiten zu sammeln, erhalten und auszustellen und die heiligen Kämpfe (sacred struggles) der griechischen Nation von der Antike bis in die Gegenwart zu studieren, dokumentieren und zu vermitteln, um das nationale Gedächtnis zu bewahren und die historische Kontinuität des Hellenismus zu fördern.“ Ein Bemühen um historische Wahrheit hätte mir schon genügt. Waffen werden natürlich gezeigt, häufig optisch gefällig. Aber es wird kaum – je jünger, desto weniger – eine Entwicklung aufgezeigt. Etwa vom Lunten- zum Stein- zum Rad- und Perkussionsschloss, obwohl die Waffen, sogar auch nur die Zündvorrichtungen zwar ausgestellt, aber nicht erläutert sind. Eine modernere Bewaffnung war doch mitunter auch kriegsentscheidend. Muss man das einem Militär sagen?

Im Erdgeschoss sind neben vielen Uniformen in einem großen Raum Waffen aus der Sammlung von Peter Saroglou ausgestellt. V.a. solche aus den Kämpfen der Griechen gegen die Osmanen, aber auch persische, indische, japanische, amerikanische, afrikanische, Waffen zum Gebrauch und zum Angeben. Mitunter erhellen kleine Bilder ihren Einsatz, aber die Beschriftung auch auf englisch ist minimalistisch. Die 1.Etage thematisiert auf einem Flur um einen Lichthof herum die Geschichte des 2.Weltkriegs. Manches ist auch auf deutsch, denn neben Italien war Deutschland Hauptgegner. Am Ende des Umgangs wird die Teilnahme griechischer Soldaten am Koreakrieg erläutert, in zwei separaten Räumen die Militärgeschichte Zyperns.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt im 2.Obergeschoss. Sie beginnt in der Steinzeit, bald ist man bei der Antike, bei Alexander, bis hin zum Ende des Byzantinischen Reichs 1453 durch die Osmanen. Hier werden noch strategische bzw. waffentechnische Neuerungen gezeigt, etwa die Überlegenheit der makedonische Phalanx bei Alexander oder der Einsatz einer Frühform von Flammenwerfern oder Feuerschiffe. Je näher die Ausstellung an die Gegenwart kommt, desto weniger geht sie in die Tiefe. Raum für Raum wird Krieg für Krieg abgehandelt: Freiheitskriege gegen die Osmanen, Balkankriege zur Ausdehnung nach Norden, Kriege um die Inseln und Gebiete in Kleinasien, gegen Italien und Deutschland. Das ist im Grunde genommen erstaunlich lieb- und einfallslos auch in der Gestaltung der Räume. An den Wänden hängen viele Bilder und Fotos mitunter auch ‚einfacher‘ Soldaten sowie der involvierten Bevölkerung. Davor liegen in Vitrinen meist Kleinwaffen, Dokumente, Orden etc. Ab und an ein Geschütz oder ein (Maschinen-) Gewehr. Dazu Modelle von Flugzeugen oder Befestigungsanlagen, Büsten von Generälen und Staatsmännern. Und viel griechischer Heldenmut, den es sicher auch gegeben hat. 08/15 hieß ein im 1.Weltkrieg weit verbreitetes deutsches Maschinengewehr, das bei den Soldaten wegen Mängeln unbeliebt war. Der Begriff hat sich ins Allgemeine übertragen und meint ein ohne Sorgfalt hergestelltes Mittelmaß. Die Ausstellung ist 08/15.

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