Iphofen – Knauf-Museum – Ausstellung ‚Franken‘

Besuch am Donnerstag, 9.9.2021, ca 1 Std. Die Ausstellung ‚Als Franken fränkisch wurde‘ dreht sich um Funde aus der Zeit der Merowinger bei Ausgrabungen im nahen Dornheimer Grund und Kleinlaugheim bis hin zum mittleren Rheingebiet. Die Ausstellung des Knauf-Museums ist noch bis zum 7.November 2021 zu sehen. Trägerin des Museums ist die namengebende Familie.

Blick in die Ausstellung;
Foto: Gerd Walther

Die nicht sehr große, aber intensive Ausstellung umfasst in 3 Räumen 7 Themengebiete zur Herkunft der Franken und ihres Herrschergeschlechts der Merowinger, zu den Ausgrabungen, zum Bestattungsritus in Reihengräberfeldern, zur Stellung von Männern und Frauen, ihrer Religion sowie zu Handwerk und Kunst. 291 n.(Chr.) tauchten die Franken erstmals in der römischen Geschichtsschreibung auf. Sie wohnten damals am Niederrhein, teilten sich dann in Rheinfranken mit den Hauptstädten Köln, später Mainz, und in die salischen Franken zwischen den heutigen Niederlanden und Nordfrankreich. Im Machtvakuum nach dem Ende des Römischen Reichs nach 476 drangen sie vereint in das Maingebiet vor. Dort konkurrierten sie zunächst mit den Alamannen, die 496 geschlagen wurden, und den Thüringern, die 531 das gleiche Schicksal ereilte. Damit konnte das Maingebiet fränkisch werden. Orte um Kitzingen, die auf -heim enden, sind meist fränkische Gründungen dieser Zeit. Man kann die Germanen gut unterscheiden, weil Alamannen und Thüringer ihre Toten verbrannten und Urnengräberfelder anlegten, während die Franken in Reihengräberfeldern beerdigten. Die Gräber sind es hauptsächlich, die sich erhalten haben und mit ihren Beigaben Auskunft geben.

Die Ausstellung ist durchwegs modern konzipiert. Museumsmedien werden deutlich und wirkungsvoll eingesetzt, ohne dass sie die Exponate dominieren. Übermäßig viele Exponate sind in der Ausstellung nicht zu sehen. Diese aber werden sehr effizient vorgestellt, indem man ihnen mehrfach begegnet: auf Großfotos und Filmen zu den Ausgrabungen, eine optische Animation gibt Auskunft über die Herkunft der Franken, eine Rauminstallation zeigt Bestattungsriten zu einem Männer- und Frauengrab aus der Zeit um 600 – und in Vitrinen ganz unmittelbar. Dazu gibt es neben den Texten zu den Ausstellungseinheiten knappe Erläuterungen zu den Exponaten. V.a. aber erhält man zu vielen Exponaten fundierte Informationen über einen Audioguide. Aber die Wiederholungen nehmen jeweils einen anderen Blickwinkel ein, unter dem die Exponate erscheinen. Man ergänzt also immer wieder Bekanntes mit neuen Aspekten, so dass die Exponate reifen können. Statt die Besucher mit einer Unmenge an Ausstellungsstücken zu erschlagen, entsteht so ein sehr plastisches und genaues Bild über Leben und Sterben der frühen Franken. Sehr hilfreich ist dabei, dass man sich überall Klappstühle ausleihen und sich vor den einzelnen Exponaten mit Infos aus dem Audioguide in aller Ruhe in das Thema vertiefen kann. So einfach und gut kann Museum sein.

Blick in die Ausstellung;
Foto: Gerd Walther

Relativ früh wurden die Franken christianisiert. 496 ließ sich ihr König Chlodwig nach der siegreichen Schlacht gegen die Alamannen taufen. Zudem gab es viele Übereinstimmungen, so dass sich germanisch-heidnische und christliche Elemente überlappten. Etwa im Glauben an ein Leben nach dem Tod, weshalb den nach Osten ausgerichteten Gräbern Beigaben für’s Jenseits zugefügt wurden, unterschiedlich nach sozialer Stellung sowie Mann und Frau. Was im Christentum das Paradies, war den Germanen ihr Walhall. (Mit dem Unterschied vielleicht, das in Walhall eigentlich nur und kräftig gesoffen wurde. Bier und Met bekam das Fußvolk, der Chef Odin trank Wein, Frauen bedienten. – Dieser knappe Exkurs ist von mir und so nicht in der Ausstellung thematisiert.) Vielleicht lassen sich auch dadurch die schönen Sturzbecher und andere Glasarbeiten erklären. Sturzbecher waren unten abgerundet, man musste sie also auf Ex austrinken – und war am Ende wohl sturz…. Das Christentum hat sich bekanntlich durchgesetzt, wovon auch ein sehr schöner Grabstein aus dem 7.Jh. zeugt. Warum sich der dargestellte Krieger allerdings im Jenseits die Haare kämmt, ging irgendwie an mir vorbei.

Mir hat die Ausstellung in jeder Hinsicht sehr gut gefallen. Mit nicht übermäßig vielen Exponaten geht man publikumsnah, spannend und abwechslungsreich in die Tiefe, so dass ein sehr anschauliches und lebendiges Bild der frühen Franken in Franken entsteht.