Angefragt
Sehr geehrte Damen und Herren,
in der Ausgabe vom 30.3.2017 betiteln Sie in der Rubrik ‚Angefragt‘ Frau Karin Falkenberg als „Leiterin des Fürther Rundfunkmuseums“. Habe ich da etwas versäumt oder nehmen Sie’s nur mit den Fakten nicht so genau? Frau Falkenberg war meine langjährige Stellvertreterin und nach meinem Ausscheiden zum 31.12.2013 (lt Arbeitsgericht „als Leiter des Rundfunkmuseums“) „designierte Leiterin des Hauses“, wie Ihr Herr Boll am 18.12.2013 in der FN schrieb. Ich bin sicher, Sie werden’s mir und Ihren Lesern erläutern können, was sich seitdem geändert hat.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Walther
Ehem. Leiter des Rundfunkmuseums Fürth (1988/93-2013)
Fürth, 2.4.2017
Am 5.4.2017 erhielt ich folgende Rückmeldung:
Sehr geehrter Herr Walther,
Karin Falkenberg war kommissarische Leiterin des Rundfunkmuseums und wechselte, bevor sie offiziell die Leitungsstelle antrat, ans Spielzeugmuseum. Gleichwohl hat sie in der verbliebenen Fürther Zeit sämtliche Aufgaben einer Leiterin übernommen und ausgeführt. Das Wort „kommissarisch“ ist in der Realität also mit Blick auf das, was Frau Falkenberg geleistet hat, und mit Blick auf die Außendarstellung des Hauses völlig unerheblich.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Boll
Fürther Nachrichten
Redaktion Kultur
Meine Antwort hierauf vom 25.4.2017:
Sehr geehrter Herr Boll,
natürlich gab es auch im Rundfunkmuseum Zeiten, in denen sich feste Strukturen erst entwickelten, schließlich war es eine Neugründung. Selbst wenn ich nach 1988 und der Eröffnung 1993 nicht offziell den Titel des Leiters trug, so war ich es doch faktisch, und die Kulturreferenten Erich Reinhardt und Gerd Fleischmann, ebenso wie OB Wilhelm Wenning behandelten mich so. Denn außer mir war da niemend, der das Rundfunkmuseum vorantrieb. Und auch die Herren Dittmar und Noack von der FN standen dem Projekt freundlich unterstützend gegenüber. Die lose Struktur änderte sich mit der Eröffnung 1993, spätestens mit dem Umzug an die Kurgartenstraße 2001. Dann gab es mich als Museumsleiter, 2005/06 kam Frau Dr. Falkenberg als Stellvertreterin hinzu. Da wurden die Strukturen schon längst (letztendlich) vom Fürther Stadtrat gesetzt. Zu dessen Obliegenheit gehört es, zu befinden, wer Leiter, Stellvertreter oder ggfls kommissarischer Leiter ist – und nicht in die Hände eines Redakteurs.
Wieso Sie glauben, „mit Blick auf die Außendarstellung des Hauses“ Fakten verändern zu müssen, bleibt Ihr Geheimnis. Kulturberichterstattung nach Gutsherrenart habe ich das vor Jahren genannt. Doch lassen Sie mich „auf das (kommen), was Frau Falkenberg geleistet hat“. Ende Juni 2013 waren alle Großveranstaltungen des Museums für 2013 vorgeplant und meist seit Jahren fest eingespielt, so dass Frau Falkenberg nur handeln musste wie immer. Wir hatten mit Museumsvermietungen und Kindergeburtstagen zwei Reihen, die als Selbstläufer durch Mundpropaganda liefen. 10 bis 20% der Anfragen mussten wir aus Kapazitätsgründen ablehnen. Kindergeburtstage waren bis zu den Großen Ferien praktisch ausgebucht, bei den Museumsvermietungen hatten wir die ersten Weihnachtsfeiern. Das lief, da brauchte Frau Falkenberg keine Neuerung durchzuführen. Konstant nahm über Jahre die Besucherzahl zu, im Juni hatten wir bereits 500 Besucher mehr als im Juni 2012 (gesamt: 19.117), so dass wir wohl die 20.000 Besucher-Marke überschritten hätten. Und das Ergebnis? Innerhalb des Halbjahres unter der kommissarischen Leiterin Frau Falkenberg erfolgte ein Rückgang auf 16.151, das sind etwa 20%. Das alles ist Ihnen bekannt, Sie ignorieren diese Faktenlage jedoch beharrlich.
Dieser Rückgang erklärt sich daraus, dass sich Frau Falkenberg in erster Linie um ihren Weggang gekümmert hat. Um keinerlei Irrtümer aufkommen zu lassen, das war genau das Richtige. Denn mein versuchter Rauswurf galt doch nicht in erster Linie mir. So viel Jurist war der frühere Staatsanwalt Thomas Jung, zu wissen, dass er damit vor keinem Arbeitsgericht durchkommt. Nein, das galt den Dringebliebenen. Denen hat der OB gezeigt, was mit Leuten passiert, wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzen, auch wenn sie fast 30 Jahre erfolgreich für die Stadt gearbeitet haben, auch 1/2 Jahr vor ihrer Rente.
Nehmen wir den neuen Leiter der Städtischen Fürther Museen Martin Schramm, also auch den geplanten Chef von Frau Falkenberg: Trotz aller Quersubventionen und den verordneten Schülerkontingenten dümpeln die Besucherzahlen im Stadtmuseum dahin. 2015: 3686 (Bildungsbericht Stadt Fürth), 2016: 4634 Besucher (Amt für Statistik). Das Stadtarchiv hat seit Jahren unter 700 Lesesaalbesucher jährlich. Als es in den 1990er Jahren um die 3000 waren, sprach auch die FN vom ‚Dornröschenschlaf‘. Kompetenz äußert sich anders.
Nehmen wir die Berichterstattung der FN bzw. deren Fehlen im Jahr 2013 (siehe hierzu meinen Blogbeitrag ‚2013 – Berichterstattung?‘), womit die FN deutlich gemacht hat, dass sie den Kurs von Herrn Jung aus welchen Gründen auch immer mitträgt. Wer so mit Leistungsträgern umgeht, hat irgendwann keine mehr. Da gehen doch die guten Leute, wenn sich denn die Möglichkeit dazu bietet.
Das alles beruht auf öffentlich zugänglichen Fakten. Aber die interessieren Sie offenbar nicht. Postfaktisch heißt das heute.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Walther
ehem. Leiter des Rundfunkmuseums Fürth
25.4.2017