Städtische Galerie Fürth – Monika Bartholomé 2017

Besuch am Freitag, 20.1.2017, ca. 1,5 Std. ‚Monika Bartholomé und das Museum für Zeichnung‘ lautet der komplette Titel der Ausstellung im Rahmen der 4. Biennale für Zeichnung im Großraum. Die 2002 eröffnete Städtische Galerie – 2010 sollte sie aus Einsparungsgründen geschlossen werden – zählt mit 190 qm Ausstellungsfläche zu den kleineren Galerien. Die Ausstellung ist noch bis zum 26.2.2017 zu sehen.

Ein ‚Museum für Zeichnung‘ verspricht uns Monika Bartholomé im Titel und will damit die Zeichnung aus ihrem Dasein am Rande der großen Gemäldeausstellungen herausführen. Und sie zeigt mit ihrem Wandermuseum, dass es nicht viel äußerlichen Pomp braucht, um das adäquat zu realisieren. Sie benutzt eigentlich ganz einfache Mittel, simple museumsdidaktische Strukturen, einige Hocker, Tische, weiße, fast etwas rohe, wie selbstgemacht wirkende Holzregale, die nicht verstellen, was sie zeigen will: ihren Kosmos der Zeichnung.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Die Präsentation besteht aus zwei ineinander verschränkten Bereichen. Da ist zunächst ein im Grunde herkömmlicher Galerieteil mit den Zeichnungen von Monika Bartholomé an den Wänden. Die nicht großen Zeichnungen sind häufig aus ‚einfachen‘ Linien aufgebaut, manchmal flächig, mitunter mit seriellen Strukturen, namenlos allesamt. Aber muss man wirklich zuerst auf ein Schildchen schauen, um eine Zeichnung für sich zu entdecken oder zu verwerfen?

Auf Fotografien von früheren Ausstellungen im Beiheft befindet sich der museale Teil der Ausstellung in Regalen an den Wänden. Davon hat man sich in Fürth gelöst. Jeweils zwei dieser Regale hat man leicht schräg Rücken an Rücken gelehnt und im Raum verteilt. Während man Bartholomés Zeichnungen an den Wänden ’nur‘ anschauen soll, wird man hier aufgefordert, die Exponate zur genaueren Betrachtung anzufassen, herauszunehmen. Kopien allesamt, auf Karton aufgebracht, oder Ansichtskarten oder Büchlein, alles nur von ideellem Wert. Kunst und Kulturgüter sind ja nicht in erster Linie eine andere Form von Geld, auch wenn sie in Sendungen wie ‚Bares für Rares‘ leicht darauf reduziert werden.

Indem sich die Regale über den Raum verteilen, entstehen kleine, fast intime Bereiche weit ab vom Präsentierteller, die das Schauen und Lesen und Mitdenken und Nachdenken erleichtern. Dabei hat Monika Bartholomé Schwerpunkte gesetzt. Manchmal geht’s eher um die Linie, dann mehr ums Ornament, einmal um die Schrift, ein andermal um Ritzungen auf Körpern oder Gegenständen oder in Landschaften aus prähistorischer Zeit. Sie spricht im Beiheft von einer „Art Wunderkammer voller Anspielungen, Querverweise, medienübergreifend und interdisziplinär“. Das ist ihr gut gelungen.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Zweieinhalb ganz unterschiedliche Büchertische runden das Museum ab. Auf dem halben sind eigene Werke ausgestellt, und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ihre „Sammlung für Lucy Snowe“ darunter ist, 1994 – 2002 entstandene Arbeiten mit Bezug auf eine Romanfigur von Charlotte Bronte (mit den beiden Pünktchen auf den e). Man kann sich hinsetzen und sich in Bücher über Ornamente, Schmuck, Kunst an Häusern in Südafrika und und und vertiefen. Dann gibt es Ausstellungskataloge etwa über Tattoos, fernöstliche Kunst und Künstler bis hin zu André Malraux‘ imaginärem Museum.

Man sollte etwas Zeit mitbringen, damit man die vielen Impulse, die Monika Bartholomé mit ihren Zeichnungen und ihrem Museum gibt, aufnehmen und in Ruhe genießen kann, denn sie macht viele Türen auf und lädt ein sich umzuschauen. Monika Bartholomé gibt ihren eigenen Werken mit dem räumlich kleinen, inhaltlich sehr umfangreichen ‚Museum für Zeichnung‘ Raum auf eine gelassene, fast heitere Art. Oder, um mit Dan Perjovschi zu sprechen: „I draw I happy“.

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