Fränkisches Brauereimuseum

Besuch am Sonntag, 31.10.2021, ca 1 Std. Das ‚Fränkische Brauereimuseum‘ befindet sich in der alten Klosterbrauerei der Benediktiner auf dem Mich(a)elsberg. Von etwa 1122 bis 1969 wurde hier Bier gebraut. Nach der Säkularisation und der Auflösung des Klosters übernahmen 1803 bürgerliche Brauer die Brauerei. Träger des 1986 (teil-)eröffneten Museums ist der gemeinnützige ‚Verein Fränkisches Brauereimuseum in der Bierstadt Bamberg e.V.‘

Blick in den Gärkeller;
Foto: Gerd Walther

Das Brauereimuseum profitiert zunächst einmal von seiner Lage auf dem Michelsberg, einem sehr angenehmen Ort in der UNESCO-Weltkulturerbestadt Bamberg nicht zuletzt deshalb, weil er der Hektik im Zentrum etwas entrückt ist. 1015 wurde das Benediktinerkloster hoch über Bamberg gegründet. Die Gebäudeteile, in denen die Brauerei zuletzt untergebracht war, stammen von Balthasar Neumann aus der Zeit um 1746. Als 1969 die Brauerei eingestellt wurde, übernahm sie die inzwischen ebenfalls nicht mehr existierende Brauerei Maisel in Bamberg, braute aber nicht mehr am Michelsberg.

Viel authentischer geht es für ein (Brauerei-)Museum nicht. Es erstreckt sich auf 5 Ebenen bei knappen 1000qm Ausstellungsfläche nach unten in die Keller. Das Museum entfaltet dort seine stärkste Kraft, wo die alten Gewölbe den Eindruck dominieren bis hin zum Kopfsteinpflaster und dem Brauereigeruch im Gärkeller ganz unten. Gerne hätte man mehr erfahren, was sich v.a. in den oberen Kelleretagen befand, ob die beiden oberirdischen Stockwerke auch zur ‚Brauerei Michaelsberg‘ gehört haben.

Man betritt das Museum ebenerdig in einem Raum mit Sudkessel, Kühlschiff, Schnapsbrennerei sowie schönen, alten Tischen und Bänken, die an einen Schalander erinnern, den Brotzeitraum der Beschäftigten. Eine Treppe hinunter kommt man in ein Gewölbe, in dem ‚Bierkultur‘ gezeigt wird, was leider allzu schnell in die Sammlungen von Bierkrügen, -gläsern, -etiketten und Werbeschildern mündet. Man könnte mehr daraus machen, indem man die Sammlungen strukturiert mit der sehr interessanten Karte zu den Brauereien im Stadt- und Landkreis Bamberg seit 1950 verknüpft. Aus der weltweit höchsten Brauereidichte Frankens macht man im ‚Fränkischen Brauereimuseum‘ erstaunlich wenig. So hängt die Karte jetzt etwas verloren an der Wand, eine möglicherweise interaktive Station davor ging nicht. Außerdem liegt ein interessanter, gebundener Museumsführer mit dem Schwerpunkt der Bierherstellung aus. Aber wer liest schon 24 Seiten bei einem Museumsbesuch? Man sollte die Texte verknappt in den einzelnen Abteilungen anbringen und die Broschüre an Interessierte verkaufen.

Keller mit der Ausstellung zur Fass- und Flaschenabfüllung,
Foto: Gerd Walther

Nach der ‚Bierkultur‘ geht es hinunter zu den Rohstoffen des Brauens, in die Mälzerei und von dort in den Gärkeller, bis man zuletzt im Eiskeller ankommt. Wieder zurück gelangt man auf halbem Wege zur Fass- und Flaschenabfüllung, auch dort mit durchwegs sehr schönen Exponaten. Allerdings gewinnt man den Eindruck, dass seit der Eröffnung mit einer vermutlich übersichtlichen Grundstruktur im Laufe der Jahre mal hier was hinzu gestellt wurde, mal dort eine zusätzliche Erläuterung angebracht wurde, was trotz der guten Absicht eher zu einem teilweise unübersichtlichen Sammelsurium führt. Hier wünscht man sich sowohl bezüglich der Exponate als auch ihrer Beschriftungen eine straffere, einheitlichere Strukturierung, die sowohl die Hausgeschichte als auch das fränkische Bierland stärker berücksichtigt. Und die alten Vitrinen sind zwar zunächst hübsch anzusehen, sie behindern bei der derzeitigen Bestückung aber auch den Blick auf die Exponate.

Insgesamt haben wir ein interessantes Brauereimuseum an einem sehr schönen, historischen Ort vor uns. Allerdings könnte eine Überarbeitung des Bestands und der Präsentation nicht schaden.

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