Historisches Museum Bamberg

Besuch am Samstag, 8.10.2016, ca 4 Std. Die Alte Hofhaltung, in der das Historische Museum Bamberg untergebracht ist, liegt neben dem Dom. Sie wurde im 15. Jh. als bischöfliche Hofhaltung am Ort der Pfalz Kaiser Heinrichs II. errichtet, von der noch Reste erhalten sind. 1938 zog das Historische Museum Bamberg noch unter anderem Namen dort ein und wurde bis in die 1990er Jahre sukzessive erweitert. Während das Museum eine städtische Einrichtung ist, untersteht die Alte Hofhaltung der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Kinderaltar, um 1900 Foto: Gerd Walther

Kinderaltar, um 1900
Foto: Gerd Walther

Wer in der Alten Hofhaltung eine geschlossene Darstellung der Geschichte Bambergs erwartet, hat’s nicht leicht. Bei meinem Besuch waren 7 Ausstellungen zu sehen: ‚Im Fluss der Geschichte‘, ‚Von der Romantik bis zur Gründerzeit‘, ‚Jüdisches in Bamberg‘, ‚100 Meisterwerke‘, ‚Alltag in Frühgeschichte und Neuzeit‘, ‚Der Modelleur Carl Schropp‘ und ‚Römer am rätischen Limes‘. Zumindest die ersten 4 laufen wohl dauerhaft. Aber man wünscht sich doch eine umfassende Darstellung zur Stadtgeschichte in einem Gesamtkonzept für die Hofhaltung. Einzelausstellungen könnten daran zur Vertiefung angedockt werden. Und wer erwartet, dass ein so wichtiges und großes stadtgeschichtliches Museum in der UNESCO-Weltkulturerbestadt Bamberg ganzjährig offen ist, hat Pech. Von November bis März hat die Alte Hofhaltung bis auf periphere Präsentationen ‚aus heizungstechnischen Gründen‘ geschlossen. Da frieren halt nur die Exponate – und das tut diesen gut? Den Umgang mit Geschichte in einer Stadt des UNESCO-Weltkulturerbes stellt man sich gerne ganzjährig vor.

Die Hauptausstellung seit 2009 und somit eine Art Dauerausstellung heißt ‚Im Fluss der Geschichte‘. Sie geht auf das Wechselspiel von Flusslandschaft(en) und Stadtgeschichte ein. Das ist nicht nur ein interessantes Thema, sondern auch gut umgesetzt mit sehr schönen Exponaten vom Einbaum über Modelle zu vielen Bildern aus der Geschichte Bambergs, der Regnitz, des Mains und der Kanäle. Denn natürlich war nicht nur im Mittelalter die Lage am Fluss etwa als Hauptverkehrsweg für die Stadtentwicklung von Bedeutung. Dezent eingesetzte Museumsmedien ergänzen und verstärken die Qualität der Darstellung, etwa wenn die Lebensfreude badender Kinder akustisch einen Raum und damit das gesamte Thema belebt. Diese Ausstellung deckt zwar ein wichtiges Feld Bamberger Geschichte ab, aber doch bei weitem nicht alles in dieser Bischofstadt, um nur einen weiteren Aspekt zu nennen.

Zwischen Floß und Dampfer: Treidelschiffe Foto: Gerd Walther

Zwischen Floß und Dampfer:
Treidelschiffe
Foto: Gerd Walther

Sehr interessant ist auch die Ausstellung zur Geschichte der Bamberger Juden, die wohl als Dauerausstellung gedacht ist. Eine ruhige, tief angelegte Präsentation, deren nicht übermäßig viele Exponate gut gesetzt sind und knapp sowie informativ erläutert werden. Etwas mehr Platz wünscht man der Ausstellung. Evtl. auch eine intensivere Darstellung der Integration der Juden im 19.Jh mit dem gleichzeitigen Anwachsen einer neuen Ausgrenzung. Antisemitismus als Korrektiv im schwierigen Kampf um bürgerliche Freiheiten und materielle Sicherheit. Der ‚jüdische‘ Kapitalist war angreifbarer als der ‚christliche‘, was eine Behandlung der Bamberger Wirtschaftsgeschichte beleuchten könnte. Ein tolles Bild der ERBA zeigt man ja schon.

Dass Geschichte nicht durch eine Vielzahl ähnlicher Bilder deutlich wird, belegen die vielen Portraits zum Biedermeier. Man geht nicht in die Bilder hinein, die hängen nur herum. Die sehr schönen Exponate etwa des Schmidtschen Porzellanmalerinstituts wie auch die Möbel bleiben kalt. V.a. spiegeln sie bei weitem nicht das, was mit langen Texten erklärt wird: Den Rückzug in ein behagliches Heim nach dem Scheitern einer Mitsprache im öffentlichen Leben. Einen Modelleur wie Carl Schropp mag man bei der Vorliebe für Miniaturen fast per se. Warum man aber den sehr schönen Pferdestall mit überdimensionierten Vitrinen verbaut, verstehe ich nicht. Und die Ausstellung ‚100 Meisterwerke‘ muss sich, wenn man schon so einen Titel wählt, mit der früheren (später auf 1000 Meisterwerke erweiterten) TV-Sendung messen. Da kann die Bamberger Ausstellung nur verlieren. Schade.

Das Historische Museum Bamberg muss in die Alte Hofhaltung wie in den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes erst noch hineinwachsen. Auszeichnungen, selbst wenn sie durchaus verdient sind, tun’s alleine nicht.

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