Besuche am Samstag, 16.12.2017 und am Sonntag, 29.4.2918, insgesamt ca 2,5 Std. Das ‚Museum Burgthann‘ befindet sich in der teilweise verfallenen namengebenden Burg aus dem frühen 13.Jh. Seit 1984 bemüht sich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine rührige ‚Fördergemeinschaft Burg Burgthann‘ um den Erhalt und die Restaurierung der Burg. 1995 eröffnete hier ein ‚Kanalmuseum‘ zum nahen Ludwig-Donau-Main-Kanal, ein ‚Heimatmuseum‘ folgte. Beide wurden in den letzten Jahren konzeptionell überarbeitet und bilden mitsamt der Burg den Mittelpunkt eines aktiven Gemeindelebens. Geöffnet ist das Museum in den Sommermonaten am 1. und 3. Sonntag im Monat und zu Sonderterminen (siehe Homepage).
Das Museum ist in 3 bzw. 2 Etagen des sog. Turmbaus und des räumlich getrennten Kapellenbaus in etwa 15 meist kleinen Räumen untergebracht. Im Turmbau soll der Raubritter Eppelein von Gailingen 1381 eingekerkert gewesen sein, ehe er in Neumarkt durch Rädern hingerichtet wurde. Hier erhält man hinter dem Kassenbereich, in dem ein Film gezeigt wird, zunächst mit interessanten alten Fotos und kurzen prägnanten Texten einen Überblick über die umliegenden Ortschaften, die heute zur Gemeinde Burgthann gehören. Es ist dies der Blick auf ein zumeist dörflich strukturiertes Leben mit ein wenig landwirtschaftlich geprägter Industrie, etwa der Ziegelei in Mimberg, einer Kammfabrik oder Brauereien in fast jedem Ort. Hinzu kommen Feiern im Jahres- bzw. Lebenslauf sowie die Erschließung der Gegend durch den Kanal ab 1843 und ab 1873 durch die wirtschaftlich wichtigere Eisenbahnlinie von Nürnberg nach Regensburg.
Eine Ebene höher liegen liebevoll gestaltete Raumensembles zum Alltag in Wohnküchen und Schlafkammern, bei der Herstellung von Stoffen bis hin zur Pflege und dem mühseligen Waschen der Wäsche. Im Museum waren HelferInnen vom Fach am Werk, die entweder die Arbeiten in gezeigter Form selbst noch so ausgeübt oder ihr Wissen aus erster Hand hatten. Die ebenso schöne wie intensive Ausstellung setzt sich eine Etage höher mit Räumen zum ländlichen Handwerk und der Feldarbeit fort: Werkstätten von Bäckern und Schuhmachern, Schneidern und Bürstenbindern sind ebenso detailfreudig aufgebaut wie ein Schulzimmer oder der Bereich zur Feldarbeit. Auch hier werden die Raumensembles vertieft durch Fotos und kurze Texte. Die Erläuterung einzelner Exponate mittels QR-Code mit dem Smartphone ließe sich noch ausbauen, allerdings müssten Hemmschwellen zu ihrer gerade bei älteren Besuchern nicht selbstverständlichen Nutzung durch Hinführungen abgebaut werden.
Über den Burghof geht es zum sog. Kapellenbau. Auf der unteren Ebene beeindrucken der am Dörlbacher (Kanal-)Einschnitt 1843 gefundene Kopf eines Ichthyosauriers (150 – 93 Mio. Jahre) und v.a. der Goldhut von Etzelsdorf, einer kultischen Kopfbedeckung von ca 1000 v.(Chr.). Mich stört nicht, dass es sich beide Male um Repliken handelt. Räume zur Geschichte der Burg und zum Ludwig-Donau-Main-Kanal schließen sich an. Auch hier werden die meist durch ein Foto ergänzten Texte häufig einzelnen Exponaten zugeordnet. Kürzere Texte werden eben lieber gelesen als Buchstabenmonster. Allerdings hätte ich mir bisweilen Zusammenfassungen gewünscht. Die Ausstellung liefert mit ihren Erläuterungen oft zu einzelnen Bewohnern eher ein Mosaik, das durch kurze Überblicke zur Ortsgeschichte im 19. und 20.Jh., also im Kaiser- bzw. Königreich, in der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der frühen Bundesrepublik mitsamt den beiden Weltkriegen verdichtet werden könnte. Zuweilen wünscht man sich auch zu einzelnen Exponaten knappe Vertiefungen.
Dessen ungeachtet bietet das ‚Museum Burgthann‘ eine sehr gelungene, kurzweilige, hochinteressante und gar nicht angestaubte Ausstellung zum Leben der Menschen hier. Es ist mit viel Liebe, Sensibilität und Sachverstand von sehr engagierten Einwohnern aufgebaut worden. Mir hat es gut gefallen, wozu auch ein Spaziergang am Kanal beigetragen hat, der in der Gegend noch mit Wasser gefüllt ist. Man sollte ihn unbedingt wegen seiner technischen Finessen und der Einbettung in die reizvolle Landschaft besuchen. Im Sommer kann man ihn bisweilen mit einem Treidelboot befahren.