Besuch am Sonntag, 16. August 2015, ca. 2 Std. Mit einem Eintrittspreis von 8,50 € sowie 2,50 € für eine Fotografie-Erlaubnis liegt das Museum in Deutschland im oberen Preissegment. Initiatorin und Trägerin des Museums, das mit vollem Namen ‚Museum für historische Maybach-Fahrzeuge‘ heißt, ist die Familie Hofmann aus Neumarkt/Oberpfalz.
Man hat viel Geld in die Hand genommen beim Aufbau der Sammlung von Maybach-Autos sowie bei der Gestaltung des Museums. Das ist nicht negativ gemeint, sondern in der meist von einer dünnen Finanzdecke geprägten allgemeinen Museumslandschaft ungewöhnlich. Aber man hat die Mittel sehr sensibel eingesetzt, nicht äußerlicher Protz bestimmt das Bild, sondern ein bis in die Toilettenanlagen gestaltetes, feines Museum für ebensolche Nobelkarossen v.a. der 1930er Jahre. Fast möchte man von einem Mausoleum sprechen, was ebenfalls positiv gemeint wäre.
Maybach, das war ähnlich wie Rolls-Royce in England ein innovativer Hersteller hochwertiger Motoren für Zeppeline, Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven, Panzer und zwischen 1921 und 1941 auch für etwa 1400 Autos der absoluten Spitzenklasse. Etwa 160 gibt es davon noch weltweit, ca. 18 davon sind seit 2009 in Neumarkt ausgestellt.
Man hat die Ausstellung ruhig gehalten, gedämpft, was die Präsenz dieser Automobile hervorhebt. Sehr angenehm ist, dass man auf Hintergrund-Musik verzichtet, man steht in aller Ruhe vor oder neben den Maybachs. Nicht zu lange Texte geben einen profunden Einblick in die Geschichte des Hauses Maybach, die Autos werden durch Zubehör, interessante Dokumente, Fotos und durch nicht restaurierte Teile ergänzt.
Alles ist in einem großen Saal der ehemaligen Zweiradfabrik Express-Werke untergebracht. Der Raum wird durch zwei Säulenreihen gedrittelt, links und rechts sowie an den Stirnseiten ist Platz für je 2 – 3 Autos, hinzu kommt jeweils die Dokumentation zur Firmengeschichte. Dazu mächtige Maybach-Motoren, nackt. Die Mitte hat man für neun Maybach-Fahrzeuge des Modells SW 38 reserviert, das zwischen 1936 und 1939 gebaut wurde und für etwa 20.000.- Reichsmark zu haben war. Das sind Auto-Individuen, gebaut in Handarbeit nach den Wünschen der wohlhabenden Klientel. Neun mal dasselbe Modell sind neun verschiedene Autos, nur das Herz ist gleich.
Und so hat man auch den einzelnen Autos Biografien hinzugefügt, von wem wann erworben und wie’s weiter ging. Natürlich sind viele Fabrikanten dabei: Thyssen, Gerling, Klöckner. Ein Pelzhändler ließ seinen Maybach 1939 in der Eifel einmauern, um ihn vor der Requirierung durch die Wehrmacht zu schützen. Oder NS-Größen wie Staatsminister Esser, der Änderungen am Kotflügel wollte, damit seine Hose beim Aussteigen nicht verschmutzt. Der Bischof von Trier ließ um die Vermittlungsprovision feilschen. Das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt bestellte 1938 einen Maybach SW 38 als Dienstwagen. Andernorts in der Ausstellung erfährt man eher nebenbei, dass der Bruder des Firmeninhabers Maybach 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms ermordet wurde. Der Umbau des Maybach SW 38 für die Thyssen Chefetage kostete 1950 stolze 38.000.-DM. (Bei Grundig in Fürth verdient damals ein Rundfunkmechaniker 1.- DM/Std.)
Das ist alles gut gemacht, stimmig, Nobelkarossen, Räumlichkeiten, Atmosphäre und die Art der Präsentation passen gut zusammen, ergänzen und verdichten sich im außergewöhnlichen Exponat, keine laute Ausstellung, eine intensive.
Ein weiterer, kleinerer Ausstellungsbereich ist der Zweiradfabrik Express-Werke gewidmet.
Das Maybach-Museum war zeitweise in der Rubrik ‚Die schönsten 3‘ eingestellt.