Besuch am Samstag, 5. September 2015, ca 2 Stunden. Träger des Museums ist der 1902 gegründete ‚Verein für Volkskunst und Volkskunde Feuchtwangen e.V.‘, dessen Vorsitzender wohl immer der jeweilige Bürgermeister Feuchtwangens ist. Das Museum wurde 1926 am jetzigen Standort eröffnet, 1964 und abermals 2008 um zwei weitere Gebäude erweitert, verbunden mit jeweiligen neuen Konzeptionen. Man merkt dem Fränkischen Museum diese lange Zeit des Sammelns und Ausstellens positiv an. Immer wieder ergänzten auch der Erwerb ganzer Sammlungen das Museum, das seinen Schwerpunkt im Alltagsleben kleinerer fränkischer Orte und Städte hat. Daher wohl auch der treffendere Name für das frühere ‚Heimatmuseum‘.
So beherbergt das Museum mehrere Sammlungen unter seinem Dach, etwa bäuerliche und kleinstädtische Einrichtungen vom Barock bis zum Jugendstil mitsamt schöner Öfen, religiöse Volkskunst, Trachten und Bekleidungsstücke, Spielzeug, Utensilien zum Rauchen und Schreiben, Spiegel und und und. Und dann noch (Alltags-)Geschirr und Fayencen.

Interaktive Darstellung des Arbeitsablaufs einer Fayencemanufaktur im 18. Jh. im Museum
Foto: Gerd Walther
Meist sind die Exponate brettlhart in Vitrinen ausgestellt. Was aber schnell langweilig werden kann, gewinnt hier durch anschauliche Erläuterungen und ermöglicht dem Betrachter Einblicke in Details und Entwicklungen, die sonst leicht übersehen werden. Auch da, wo ganze Räume aufgebaut sind, herrscht eine deutliche Distanz – nicht nur durch die Absperrung, die gerne auch niedriger hätte sein können. Nur die beiden Bauernwohnungen kann man begehen. Man belässt es aber dabei, stilisiert nicht, verunziert nicht durch gefälliges Drapieren.
Einen weiten Bereich des Museums nehmen die ca 700 Fayencen ein. 700 Krüge, Teller, Tassen, das kann man auch als Drohung sehen. Aber das Museum kriegt auch hier gut die Kurve, trennt einzelne Produktionsstätten, v.a. Ansbach, Crailsheim, Schrezheim, erläutert anschaulich den Herstellungsprozess, zeigt die Unterschiede zwischen Fayence, Steingut, Steinzeug, Irdenware, Porzellan und geht auf modische Vorlieben im Dekor ein. So wird die Masse aufgebrochen, erschließen sich auch dem unbedarften Besucher Unterschiede über Krug und Teller hinaus.
Doch auch über großes Gerät verfügt das Museum, darunter zwei imposante alte Feuerspritzen, eine davon aus dem Barock. Oder der alte Brautwagen, nachgebaut nach einem Großfoto von 1926 mitsamt Inventarliste. Im Museumsgarten hat man eine Hammerschmiede, ein komplettes Flachsbrechhaus sowie zwei Scheunen aufgebaut, in denen ein schöner Göbel und ein Schäferkarren leider etwas weit weg untergebracht sind.
Irritierend allerdings ist der stiefmütterliche Umgang mit der eigenen Geschichte, was die Juden von Feuchtwangen und ihre Synagoge betrifft. Schon vor der Pogromnacht 1938 hatte man die letzten Juden aus dem Ort vertrieben, der schon vor 1933 eine Nazihochburg war. Trotzdem wurde die Synagoge unmittelbar neben dem Museum niedergebrannt und abgerissen. Der damalige Bürgermeister und Vorsitzende des Museumsvereins wollte Platz haben für eine Erweiterung. Die Mikwe wurde zugeschüttet und 1965 mit der Schmiede überbaut. Seit 1964 steht der Erweiterungsbau des Museums an der Stelle der früheren Synagoge. Seit 1984 weist eine Tafel auf diesen Sachverhalt hin. Im Museum geben ein Modell der Synagoge und eine knappe Dokumentation einen Hinweis auf diesen Teil der Geschichte. Das schaut eher wie eine Pflichtübung aus. Dabei gehört das Landjudentum doch auch zur fränkischen Geschichte, gerade auch im Umkreis Feuchtwangens. Hier sollte man die sonst recht profunde und interessante Ausstellung des Fränkischen Museums schon aus Interesse an der eigenen Geschichte vertiefen.