Wallfahrtsmuseum Gößweinstein

Besuch am 25.Juli 2020, ca 1 Std., mit Basilika und ‚Heiligem Bezirk‘ 2 Std. 2008 wurde das ‚Wallfahrtsmuseum Gößweinstein‘ im ehemaligen Mesner- und Schulhaus auf 275 qm Fläche eröffnet. Zum Trägerverein gehören der ‚Verein der Freunde der Basilika Gößweinstein‘, die ‚Kirchenstiftung Gößweinstein‘, der Landkreis Forchheim und die Gemeinde Gößweinstein. „Zweck des Vereins ist die Errichtung, die Trägerschaft und die Förderung des Wallfahrtsmuseums Gößweinstein sowie die Förderung des Wallfahrtswesens in Franken.“ Gößweinstein beherbergt die „größte Wallfahrt zur Heiligsten Dreifaltigkeit Deutschlands“ (Homepage) mit etwa 160 Wallfahrten von Mai bis Oktober.

Ein ‚Schatz‘ des Museums: Votivfiguren aus Wachs
Foto: Gerd Walther

Man sollte sich im Klaren sein, dass in einem Wallfahrtsmuseum nicht vorrangig Wissen, sondern Glauben vermittelt wird. Denn man könnte die Sinnhaftigkeit des Pilgerns und Wallfahrens über eine gesundheitliche und soziale Dimension hinaus ebenso kritisch hinterfragen wie die ‚Wunderheilungen‘ und ‚Gebetserhörungen‘ durch ein ‚Gnadenbild‘ in der Basilika. Ansatzweise kritisch ist das Wallfahrtsmuseum nur zu Beginn im allgemeinen Teil und sonst ab und zu ganz am Rande.

Mit Beginn des 16.Jhs, also mit Beginn der Reformation, setzten die Wunder verstärkt ein und in deren Gefolge auch Wallfahrten. Gößweinstein lag ganz an der Südostgrenze des Fürstbistums Bamberg, gleich neben der protestantischen Markgrafschaft Bayreuth und der Reichsstadt Nürnberg. In Zeiten der Gegenreformation ließ Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn neben vielen anderen Kirchen und Schlössern 1730–39 durch seine Baumeister Balthasar Neumann und Küchel auch in Gößweinstein eine neue, größere Basilika errichten. Schon das herrschaftliche Pfarrhaus daneben deutet an, wer im Ort das Sagen hatte.

Das Mesner- und Schulhaus aus dem 18.Jh. ist da deutlich bescheidener, aber immerhin. Über 8 nicht sehr große Räume erstreckt sich das modern mit interaktiven Stationen und Videoeinspielungen eingerichtete Museum auf 2 Ebenen, dazu im Kellergeschoss ein Bereich für Sonderausstellungen. Nach einem Überblick über das Pilgerwesen bei den großen Religionen kommt die Ausstellung auf den Kern der Gößweinsteiner Exponate, etwa 30 Votiv-Wachsfiguren meist in Kleinkindgröße aus einem Fundus von etwa 110 solcher Votivgaben. Diese kamen zwischen etwa 1850 und 1950 in Franken auf, wobei Gößweinstein die größte Anzahl besitzt. Die Beschriftungen drehen sich leider v.a. um durchaus nicht uninteressantes Äußeres wie Accessoires und Kleidungen – etwa den Einfluss der Romanfigur ‚Der kleine Lord‘. Die Art des Wunders nennen sie leider nur selten: ein Augenleiden, eine Lungenentzündung, ein Kinderwunsch, Komplikationen nach einem Hundebiss, einem Unfall. Auch weiterhin hat man oft den Eindruck: Hauptsache ein Wunder, da fragt man nicht nach, es geht um Glauben. Auf einen Raum mit Votivgaben folgen zunächst weitere Wallfahrtsorte bevorzugt mit Marienverehrung. An einer interaktiven Station kann man einen Herzenswunsch auf ein Blatt Papier schreiben und in einen Schlitz werfen. Danach leuchtet (virtuell) „Ihre persönliche Kerze für Sie“ auf. Nach den 8 Wallfahrtsorten im Erzbistum Bamberg steht das ‚Gnadenbild‘ mit der Krönung Mariens durch ‚Gott-Vater, Gott-Sohn und den Heiligen Geist, eine freudenreiche Dreifaltigkeit‘, im Zentrum. Weitere Reliquien sind ausgestellt, etwa das Bild einer Wachshand der Hl. Anna, eine Kontaktreliquie 3.Grades „mit gleicher Wirksamkeit wie das Original. Authentiken garantierten dafür“, sowie Hinweise auf das Ablasswesen. Etwas schade ist, dass man im letzten Raum zur Basilika kaum die Gesamtikonographie dieser Kirche erläutert und damit das Gottes-, Menschen- und Weltverständnis der Zeit.

Blick vom Kreuzberg auf die Basilika, das Pfarrhaus (daneben) und die Burg (hinten)
Foto: Gerd Walther

Die Basilika selbst ist ein eindrucksvolles Kirchengebäude aus dem Übergang vom Barock zum Rokoko. Auch ist der ‚Heilige Bezirk‘ hinter der Kirche mit der Klosterkirche St. Marien (zum benachbarten Franziskaner-Kloster), der Lourdes-Grotte, der Dreifaltigkeitskapelle mit perspektivischem Gitter und der Franziskanergruft interessant. Der Weg zum Kreuzberg mit Kreuz und schöner Aussicht auf den hübschen Ort in ebensolcher Landschaft gehört dazu. Für einen geruhsamen Besuch Gößweinsteins sollte man nicht das Wochenende wählen. Für Gößweinstein wie die gesamte landschaftlich sehr schöne hintere Fränkische Schweiz gilt der Satz Enzensbergers: Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.

Werbung