Museum ‚Vom Kloster zur Stadt‘

Besuch am Sonntag, 7.5.2017, ca. 1,5 Std., zusammen mit dem Kloster und dem alten Ort 3 Std. Das Museum ist im Dachgeschoss des Konventhauses – früher Getreidespeicher des Klosters – untergebracht. Träger des Museums ist der Heimatverein Heilsbronn.

Alter Kern von Heilsbronn mit dem Museum in Nr.6
Foto: Gerd Walther

Heilsbronn verfügte mit der mächtigen Zisterzienserabtei von 1132 über eine zeitweise große Ausstrahlung. Trotz Gebäudeabrissen ist die Gesamtanlage um das Münster mit dem schönen alten Ortskern gut erhalten und beschriftet. Neben dem Münster stehen auf einer rel. kleinen Fläche noch das Refektorium, Dormitorium, das ehem. Krankenhaus, die Abtswohnung und viele Funktionsgebäude im Umfeld bis hin zum Getreidespeicher, in dessen Dachgeschoss sich heute das Museum befindet. Die Anlage wird im Museum ‚Vom Münster zur Stadt‘ nochmals anschaulich vertieft, so dass sich Besuche des Ortes und des Museums sinnvoll ergänzen. Man erhält einen guten Einblick in die Struktur von (Zisterzienser-)Klöstern als autarken Wirtschaftseinheiten und die Arbeit des Ordens bis hin zur Tageseinteilung für die Mönche und Laienbrüder.

Das Museum beleuchtet dabei Heilsbronn sowohl innerhalb des Zisterzienser-Ordens als auch im fränkisch-weltlichen Umfeld. Wir haben hier eine frühe Wirtschaftszelle vor uns im Übergang vom mittelalterlichen Personenverband mit Streubesitzungen hin zum neuzeitlichen, möglichst geschlossenen Territorium der Markgrafen. Der Vorgang war nicht unbedingt zum Besten des Klosters, denn die Markgrafen bedienten sich kräftig aus den Einkünften. Eine umfangreiche Kloster-Bibliothek verweist auf die kulturelle Bedeutung. Ab und an lassen sich Schubfächer mit Grafiken, Büchern und anderem herausziehen und vertiefen so die Präsentation. Auch die Darlegungen zu den Bestattungszeremonien der Markgrafen sind aufschlussreich, war das Münster doch bis 1625 Grablege der Hohenzollern. Mit der Einführung der Reformation im Fürstentum Ansbach 1528 kam das Ende der Abtei. Zunächst durften keine Novizen mehr aufgenommen werden, 1578 starb der letzte Mönch. Ab 1581 versuchten die Markgrafen von Ansbach (und Bayreuth) mit einer ‚Fürstenschule‘ für Kinder ärmerer Familien, sich eine geeignete Beamtenschaft heranzuziehen, doch so richtig geklappt hat’s bis zur Schließung 1737 nicht. Das alles ist im nicht allzu großen Museum durch Pläne und Grafiken, Bücher, Fotos und andere Exponate abwechslungsreich gestaltet. Wohl aus personaltechnischen Gründen befindet sich aber fast die gesamte Ausstellung hinter Glas, was die Präsentation auch da distanzierter erscheinen lässt, wo es nicht nötig wäre.

Martin Luther, Hauß-Postilla…, Frankfurt 1561
Foto: Gerd Walther

Im letzten Drittel der Ausstellung rücken der Ort und seine Bewohner in den Mittelpunkt. Immer interessant sind Querschnitte, etwa eine Übersicht über die Gewerbe im Jahr 1910 oder die Vereine 1921, so dass das dörflich/kleinstädtische Leben mit seinen 1700 Einwohnern 1932 plastisch hervortritt. Dörfliches Handwerk wird vorgestellt, Veränderungen durch die Anbindung an das Eisenbahnnetz 1875 mitsamt der Verlagerung des Ortes zum Bahnhof, die Einrichtung eines Telegrafen 1880, einer Gasanstalt zur Beleuchtung 1905, des Telefons 1907, von elektrischem Licht 1912, Polizei, Feuerschutz, Wasserversorgung… Das sind Meilensteine in der Entwicklung zum modernen Ort, der 1932 Stadt wurde, u.a. weil die Straßen und Gehwege gepflastert waren, also städtisch aussahen. Dünn wird es dagegen zur politischen Geschichte des 2O.Jhs. Jedenfalls hatten die Nazis ab 1933 auch in Heilsbronn das Sagen. Dies riss Gräben auf, die man durchaus im Museum über die 150 Weltkriegstoten hinaus beleuchten sollte. Das in der Nähe liegende Neuendettelsau macht’s in seinem Museum gut vor.

Am Ende des Rundgangs, den ein interessanter Film nochmals zusammenfasst, franst die Ausstellung nicht zuletzt durch (im Kassenbereich) Abgestelltes leicht unübersichtlich aus. Denn auch die letzten ca 70 Jahre sind doch mit den vielen, oft katholischen Neubürgern, dem Aufkommen einer mittelständischen Industrie, Eingemeindungen, Straßenbau und dem Ausbau von Schulen und anderem nicht uninteressant. Insgesamt ist das Museum eine gute Ergänzung zur reichen Geschichte von Heilsbronn vor der Haustüre.

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