Besuch am Sonntag, 13.1.2019, ca 1,5 Std. Das Höchstadter Museum mit dem schönen, etwas verstaubten, aber im Grunde anspruchsvollen Namen ‚Heimatmuseum‘ gibt es seit 1929. Zunächst im Schloss untergebracht, zog es 1954 in den Vorbau des Stadtturms und 1985 ins sog. Storchenrathaus, so benannt nach einem Storchennest auf dem Dach. 2003 wurde die Ausstellung in 14 Räumen auf 3 Etagen neu konzipiert. Sie erfuhr wohl auch danach noch Ergänzungen. Trägerin des Museums ist die Stadt Höchstadt a.d. Aisch in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein.

Luftbild, vor 1940, mit Lage des Massengrabs von 1633, der noch stehenden Steinbrücke von 1391 und dem Heimatmuseum (am Pfeilende mit Turm)
Abfotografiert: Gerd Walther
Das Erdgeschoß widmet sich schwerpunktmäßig den Beschäftigungen in der kleinen Ackerbürgerstadt, die erst in den 1950er/60er Jahren eine merkliche Ausdehnung erfuhr. Ausgestellt wird ländliches Handwerk mit seiner stark landwirtschaftlichen Prägung. Dabei spielen die bäuerlich betriebene Teichwirtschaft, sprich Karpfenzucht, und der Meerrettichanbau seit langem eine Rolle. Es ist recht hübsch gemacht, wie hier Gerätschaften alter Handwerksbetriebe aus Höchstadt und Umgebung ausgestellt sind: Wagner, Schreiner, Sattler, Schuster, Schneider, ein Schmied. Dominiert auf der einen Seite des zentralen Hausflurs mit dem Eingangsbereich das Handwerk, so wird auf der anderen Seite die landwirtschaftliche Prägung mit der Teichwirtschaft und dem Meerrettichanbau vorgestellt. Dafür ist schließlich Höchstadt und sein Umland bekannt. Hinzu kommen knappe Exkurse ins bäuerliche Leben sowie in die Zeit der Zugehörigkeit der Stadt zum Hochstift Bamberg, die 1802 mit dem Übergang an Bayern endete. Ein Einblick in die Geologie des Raumes schließt sich an. Nicht sehr lange Texte stellen dabei die Exponate, die zumeist traditionell auf Podesten plaziert sind, in den Mittelpunkt. Ab und zu wünscht man sich v.a. bei den Handwerken zusätzlich erläuternde bildliche Darstellungen. Vielleicht leistet auch der Audio-Guide, den ich nicht benutzt habe, diese Erläuterungen.
Die Themen werden im 1.Obergeschoß wieder aufgenommen. Da ist zunächst mit dem Zunftsaal ein schöner, großer Raum, in dem zusätzlich zu den unten gezeigten Werkstätten noch Metzger, Zimmerer, Hafner, Bäcker und Melber, Büttner und Bierbrauer vorgestellt werden. Das geschieht hier leider etwas einfallslos schematisch: Zunftlade, Zunftstab, Zunftkanne, Zunfttafel – dann die nächste Zunft auf dieselbe Art. Wird so tatsächlich altes Handwerk deutlich? Zudem hat man das interessanteste Stück, einen interaktiven Plan zur Verteilung der einzelnen Berufe in Höchstadt 1850, in eine Ecke gestellt, statt ihn mit den ausgestellten Exponaten organisch zu verbinden. Auch die Stadtgeschichte wird auf dieser Etage wieder aufgenommen mit dem Schwerpunkt der Zerstörung der Stadt im 30-jährigen Krieg anhand eines hier gefundenen Massengrabs. Sehr interessant ist das Stadtmodell von 1346, dem Jahr der 1.urkundlichen Nennung als Stadt, mit der Burg, der Stadt, dem Vorort. In den Raum zur Feuerwehrgeschichte hat man leider eine Sonderausstellung zum Hausbau in Höchstadt hineingepfriemelt, statt diese auf mehrere Räume zu verteilen. So kommt beides nicht recht zur Geltung, zumal man die meisten Vitrinen hier völlig unverständlich mit Stoffen verhängt hat. Das sind unnötige museums-handwerkliche Schnitzer. Hübsch dagegen der Raum zum Höchstadter Naturforscher Spix, der 1817-20 zusammen mit Martius Südamerika bereiste und die zoologische Sammlung in München aufbaute.
Es ist ein Glücksfall, dass nahe Höchstadt die Sandgrube Gremsdorf reichhaltige prähistorische und frühgeschichtiche Funde birgt, unter Wasser zwar, aber immerhin. Zu Recht besonders stolz ist man etwa auf das hier gefundene und ausgestellte Wollhaarnashorn, das vor etwa 29.000 Jahren durch die Gegend streifte. Auch Mammutknochen und viele andere interessante Artefakte sind zu nennen. Leider konnte man der Versuchung nicht wiederstehen, die Vor- und Frühgeschichte sehr ausführlich schriftlich darzustellen. Das gehört in eine Broschüre, ein Museum ist der falsche Ort. Es ist ein Irrtum zu glauben, wenn viel da steht, werde auch viel gelesen. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher.
So haben wir im Höchstadter Heimatmuseum eine interessante Ausstellung zu Land und Leuten (und Tieren) vor uns, allerdings mit einigen museums-handwerklichen Schwächen. Man sollte sich zudem überlegen, ob es nicht mehr Sinn macht, die verschiedenen Themenkomplexe kompakt darzustellen statt auf jeder Etage neu. Sehenswert ist das Museum aber allemal.