Markgrafenmuseum und ‚KinderSpielWelten‘

Besuch am Samstag, 10.3.2018, ca 1,5 und 0,5 Std. Markgrafenmuseum, ‚KinderSpielWelten‘ und das Aischgründer Karpfenmuseum bilden zusammen die ‚Museen im Alten Schloss‘, auch wenn die Spielzeugausstellung separat untergebracht ist. Größtes Einzelmuseum ist das 2008 eröffnete Karpfenmuseum (siehe hierzu meinen gesonderten Beitrag). Träger der Museen ist der Geschichts- und Heimatverein Neustadt/Aisch in Kooperation mit der Stadt.

Frisch-Plan aus einer Publikation von 1980
Foto: Gerd Walther

Das 2015 eröffnete Markgrafenmuseum ist nicht groß: ein breiter Flur und zwei Zimmer. Jeder Raum hat seinen Schwerpunkt, im Flur die namengebenden Markgrafen (von Kulmbach-Bayreuth). Es folgt die Geschichte Neustadts als Hauptort des Gebiets ‚Unterhalb des Gebirgs‘, also nicht zur Markgrafschaft Ansbach gehörig. Im anderen Raum wird mit der Geschichte und den Aufgaben der sog. ‚Siebener‘ oder Feldgeschworenen, die 2017 als immaterielles Weltkulturerbe ausgezeichnet wurden, ein interessanter Einblick in einen wichtigen Bereich früherer Alltagsgeschichte gegeben.

Es ist klar, dass bei diesem Platzangebot auch manches fehlt. Aber aus dem, was man zeigt und wie man es zeigt, gelangt man auf kleiner Fläche in erstaunliche Tiefen. Und dies auf eine ganz einfache, leider nicht immer selbstverständliche Weise: Man geht in die Exponate hinein, erläutert sie und öffnet sie so für den Besucher. Dazu nutzt man geschickt und unaufdringlich moderne museumsdidaktische Wege der Präsentation, die zugleich kleine Exkurse zulassen. Nun besteht bei modernem Gerät immer die Gefahr, dass es nicht funktioniert. Das war hier nicht der Fall. Oder dass sie die oft älteren Besucher aus einer gewissen Technikscheu nicht nutzen. Oder dass Jugendliche, zu deren selbstverständlichem Umfeld moderne Kommunikationstechnik gehört, weniger am Inhalt als an bloßen Veränderungen wie bei einem Spiel interessiert sind. Vielleicht wäre ein aufmunternder Hinweis auf die einfache Bedienung nicht schlecht, denn andere Besucher blieben bei den Exponaten, ohne deren Vertiefung in interaktiven Modellen bzw. mittels Tablets zu nutzen. Einige fundierte und nicht allzu lange Texte zu diversen Raumeinheiten bieten aber eine gute ‚traditionelle‘ Ergänzung.

Die Abbildung in der ‚Siebener‘-Lade wird ausführlich erläutert
Foto: Gerd Walther

Da ist etwa im ‚Markgrafenflur‘ eine interaktive Erläuterung des Wappens, ein Tablet informiert über die diversen Markgrafen, knapp, intensiv, angenehm in Informationsdichte und Kürze (ein weiteres Tablet hierzu befindet sich im ‚Siebener‘-Raum). Ein Zeitstrahl gibt einen Überblick über die Herrscher der Linien der (Hohen-)Zollern in Nürnberg, Ansbach, Bayreuth und Brandenburg. Der stadtgeschichtliche Raum gruppiert sich um ein ebenfalls interaktiv leicht zu erschließendes Stadtmodell und gibt so Auskunft über Formen und Standorte der Verwaltung, Versorgung und Infrastruktur, des Gesundheitswesens, der Stadtbefestigung, von Schulen und Kirchen und natürlich der Gebäude im als Nebenresidenz, Witwensitz und Verwaltungszentrum genutzten Ort. Anderes zum Nahrungserwerb wird im Karpfenmuseum nebenan erläutert. Audioeinheiten ergänzen neben Videos die Ausstellung zu den ‚Siebenern‘ mit ihrem Amt der Vermessung von Grundstücken mitsamt darauf liegender Rechte zu Weide, Jagd, Viehtrieb, hoher und niederer Gerichtsbarkeit etc. – und natürlich dazugehörigen Streitigkeiten. Das gibt einen sehr interessanten Einblick in diesen selten berührten, aber doch ungemein wichtigen Aspekt von Alltagsgeschichte.

Im sog. Maschikeles-Turm auf dem Schlossgelände sind die ‚KinderSpielWelten‘ untergebracht. Das freundliche und hilfsbereite Personal öffnet auf Anfrage. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die sehr schönen Exponate, zu denen eine auf kleinstem Raum untergebrachte Lehmann-Großbahn eine ansprechende Akustik beigibt, oder die kleinen Räumchen, die selbst schon fast Puppenhaus-Charakter besitzen. Anschaulich ergänzen große Exponate die ausgestellten Puppenhäuser. Allerdings sollte man bei ‚KinderSpielWelten‘ auch hie und da Spielecken anbieten – ich bin sicher, man kann das in Neustadt liebevoll. Auch bei kleinen Besuchern sollte man erzeugte Erwartungshaltungen nicht enttäuschen. Wenn’s um die Geschichte der Zollern geht, würde ich insgesamt dem ruhigen, kleinen, aber intensiven und hochinteressanten Neustädter Museum den Vorzug geben vor dem 2017 mit viel Geld, Publizistik und Trara lautstark eröffneten ‚Burgerlebnismuseum‘ im Landkreis Fürth.

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