Nürnberg DB Museum
Besuch am Sonntag, 10.8.2014, ca 2,5 Std. und auch sonst oft. Das Museum war gut besucht. Der Eintritt gilt auch für das Museum für Kommunikation, das ich nicht besuchte.
Das alte Verkehrsmuseum gehört zu den Oldies der Nürnberger Museumslandschaft, ein Museum, in das man immer wieder mal kommt. Im Vergleich zum Germanischen war’s für ein Kind spannender, die Schwelle war niedriger, weniger Kultur, mehr Eisenbahn. Das Museum ist in Grundstrukturen gleich geblieben, hat aber insgesamt eine erstaunlich positive Entwicklung genommenen hin zur modernen Museumsgestaltung, ohne dass einen die Palette neuer Ausstellungsdidaktik ständig anspringt und irgendwann nervt.
Schon gleich am Eingang wird man mit dem mächtige Kohlewagen von 1829, kleinen Modellen und gelungenen Installationen gut eingestimmt. Es wird klar, wer hier das Alpha-Tier ist. Wenn man durch die Installationen frühen Eisenbahnbaus geht, ist man schnell mittendrin.
Es folgt die Geschichte der Eisenbahn im 19.Jahrhundert um – wie gehabt – bei den ‚lebendigen‘ Zügen und Wagen anzukommen. Man steht in einem imposanten Bahnhof, einem Großfoto, davor ein Schalter, Koffer, Bahnutensilien. Das ist sehr gut gemacht.
Kleinteiliger wird’s im anschließenden Bereich bis 1945. Man wird nicht zugestopft mit Details, die die einen für unverzichtbar, andere für bestenfalls sekundär halten. Auch die Jahre des 2. Weltkriegs inklusive der Rolle bei der Deportation von Juden und anderen Verfolgten ist angenehm sachlich gehalten. Dass man bei der Fliegerbombe die Gestaltung aufgegeben hat und sie einfach auf ein Podest legt, aufpoliert, waagrecht, ohne Leitwerk.
Eine Etage höher wird die Zeit nach 1945 behandelt und eher kleinteilig. Ob man sich einen Gefallen damit tut, die unterschiedliche Entwicklung in der BRD und der DDR so detailliert nachzustellen? Immerhin ist der ‚Normalbesucher‘ da schon mindestens eine Stunde im Museum. Ich bin ob der Detailfreudigkeit eher durchgeschlendert. So interessant die Fakten sein mögen, es ist ein kognitiver Akt, man lernt von außen, wo man von innen auch mitreden könnte. Solange sich beide Elemente in einem annehmbaren Gleichgewicht befinden, das zu finden zur Kunst des Museumsmachers gehört, geht’s.
Dass es auch anders geht, zeigen die Räume danach, schöne Wartehallen, Bahnhofsbereiche in Großfotos, Accessoires, alte Waagen, Automaten für Süßigkeiten, Bücher, alles Mögliche, Bänke, Hinweisschilder ‚Wartezimmer I. & II. Cl.‘, Anklänge von Bahnhofswirtschaften, z.T. kann man sich in die Ensembles und Inszenierungen auch reinsetzen und sich erinnern, Teil werden mit der Eisenbahngeschichte, die ja teilweise auch die eigene Geschichte ist. Kopf und Bauch.
Auch die Leuchtreklame inklusive nachgebauter Treppe zum ‚Bali Nonstop Kino‘, dem für alle größeren Bahnhofe obligatorischen Kino gehört dazu. Das Aktualitätenkino, als Bahnhofs-Lichtspiele Bali ans andere Ende der Welt mystifizierte Institution in Zeiten vor den Fernseh-Nachrichten, Ort der Aufklärung und zugleich auch Schmuddelecke, verrucht, dunkel, die Platzanweiserin mit der Taschenlampe wird schon nicht so sehr aufpassen.
Ein Kind fand die Ausstellung langweilig, es tue sich nichts. Der Weg zum Kinderbereich ist lang, obwohl viele Familien mit kleinen Kindern da sind. Entweder – oder. Warum man keine Inseln für Kinder einbaut? An Platz fehlt es eher nicht. Aber gut gemacht, die Kinder werden entschleunigt. Vor einigen Jahren herrschte noch Tohuwabohu.