Besuch am Sonntag, 25.3.2018, ca 1,5 Std. Mein Besuch galt nur dem seit November 2016 eingerichteten Ausstellungsbereich ‚Krone-Macht-Geschichte‘ im Stadtmuseum im Fembohaus, den man auch extra besichtigen kann. Zum Stadtmuseum siehe meinen gesonderten Blogbeitrag.
„Nürnberg auf einen Blick“. „Werde in 30 Minuten zum Nürnberg-Experten“. Auf jemand, der gerne Museen besucht, wirkt die Vermarktung des neuen Ausstellungsbereichs zunächst eher befremdlich reißerisch, wie ein Ramsch-Angebot, mit dem auch der letzte Tourist angesprochen werden soll. 30 Minuten Museum, das tut doch nicht weh. Wenn man dann die Ausstellung besucht, zu der man unbedingt das im Eintritt enthaltene Tablet benutzen sollte (worauf man im Museum noch verstärkt hinweisen könnte), erkennt man bald, dass in dem nicht übermäßig großen Raum Erstaunliches gelungen ist.
Neun Stationen weist der Raum auf. Bis auf die Reichskleinodien, also Kaiserkrone, Szepter und Reichsapfel, die als Replik gezeigt werden, ist die ca 1000jährige Geschichte Nürnbergs durch Personen strukturiert: den Staufer Friedrich II. zu den Anfängen, Kaiser Sigismund, der die Krönungsinsignien (doch nicht) auf Dauer nach Nürnberg brachte, Albrecht Dürers gleichnamigen Vater zu Nürnbergs Hochzeit im 15. Jh., Philipp Melanchthon und die Reformation, den Barockmaler Joachim von Sandrart zum beginnenden Niedergang im und nach dem Dreißigjährigen Krieg, Kg Ludwig I. von Bayern mit Nürnberg zwischen Romantik und Industrialisierung, Oberbürgermeister Hermann Luppe während der Weimarer Republik und den Architekten Sepp Ruf für den Wiederaufbau nach dem 2.Weltkrieg.

Paul Ritter d. Ä.: Eintreffen der Reichskleinodien am 22. März 1424, 1881/83.
Bildnachweis: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen
Wer nun viele Original-Exponate erwartet, wird enttäuscht sein. Meist hat man es mit hinterleuchteten Fotos und Kopien mehr oder weniger bekannter Gemälde zu tun. Zu jeder Raumeinheit zählen etwa 1-2 Originale und 6-8 Repliken. Die Benutzung des einfach zu handhabenden Tablets ist unbedingt sinnvoll. Besucher ohne waren nach etwa 10 Minuten wieder draußen. Die Hälfte der Zeit davon hatten sie vor einem Monitor mit Fotos vor und nach der Zerstörung Nürnbergs im 2.Weltkrieg zugebracht. Das Tablet gibt zunächst Grundinformationen zu den neun Einheiten. Mir war dies etwas zu theatralisch-schauspielerisch aufbereitet, aber das mögen andere anders sehen. Der wahre Schatz liegt in den Zusatzinformationen zu den einzelnen Exponaten. Denn hier geschieht, was ein Museum eigentlich leisten soll: Man geht in die Bilder und anderen Schaustücke, die man einzeln aufrufen kann, hinein, erläutert sie, erklärt ihre Entstehung, Bedeutung, den Bildinhalt. Mitunter wünscht man sich sogar mehr Infos. Man braucht keine Unmengen von Texttafeln mehr, die mit den Exponaten in Konkurrenz um den Platz und um die Aufmerksamkeit der Besucher treten. Man ist im abgedunkelten Raum allein mit den Exponaten, die bisweilen noch durch zusätzliches Material vertieft werden. Das ermöglicht den Museumsmachern, eine ganz eigene Rauminszenierung um die Exponate herum zu schaffen.
Laut Auskunft stehen über 2 Std. an Informationen abrufbar bereit. Jeder Besucher kann selbst wählen, was ihn interessiert, wie viel Zeit er investieren will. Das Tablet wird so zum Türöffner zur sehr facettenreichen Geschichte Nürnbergs anhand aussagekräftiger Exponate, die differenziert betrachtet werden können. Man schaut und hört dabei zu. Über die Erläuterung einzelner Exponate wird Geschichte veranschaulicht. Dass es sich hier meist um Repliken handelt, ist sekundär. Im Tablet wird zudem mehrfach auf andere Nürnberger Museen und das eigene Haus verwiesen, wo die Originale ausgestellt sind. Dieser Weg der Veranschaulichung von Geschichte anhand ausgestellter Exponate, den Museen beschreiten sollten, ist in der Ausstellung ‚Krone-Macht-Geschichte‘ des Stadtmuseums im Fembohaus sehr schön und eindrucksvoll vorgemacht. Man kann (und sollte) ja auch länger als die angedachten 30 Minuten bleiben.