Musée Delacroix Paris

Besuch am Samstag, 16.11.2019, ca 1,5 Std. Das ‚Musée national Eugène Delacroix‘ ist im letzten Atelier des Künstlers, der der Romantik zugeordnet wird, eingerichtet. Es liegt etwas versteckt nahe der Kirche Saint-Germain-des-Prés am ‚Place de Furstenberg‘, der zu den schönsten Plätzen von Paris gezählt wird, und ist mit der Metro Linie 4, Station Saint-Germain-des-Prés, erreichbar. Von 1857 bis zu seinem Tod 1863 lebte und arbeitete der Künstler hier. In den 1920ern rettete man das Anwesen vor dem Abriss, 1932 entstand hier ein Museum, das 1971 zum Nationalmuseum und 2004 zu einer Außenstelle des Louvre wurde.

Der ‚Place de Furstenberg‘ vor dem Museum, im Hintergrund der ehemalige Wohnsitz der Äbte von St-Germain-des-Prés
Foto: Gerd Walther

Man sollte sich vom Begriff Nationalmuseum nicht irritieren lassen, es handelt sich um ein rel. kleines Museum in der ehemaligen Wohnung und Werkstatt des Künstlers: vier Zimmer in der 1. Etage, von da über eine Außentreppe in sein Atelier und einen kleinen, hübschen Park, umgeben von den Mauern der umliegenden Häuser. 1857 zog der schon etwas kränkelnde Delacroix (1798 – 1863) mit seiner Haushälterin Jenny Le Guillou hierher, um in der nahen Kirche Saint-Sulpice eine Kapelle auszumalen.

Dieser authentische Ort hat ein beschränktes Platzangebot, weshalb man nicht die großen berühmten Werke des Künstlers erwarten sollte: etwa ‚Die Dante-Barke‘ (1822), ‚Das Massaker von Chios‘ (1824), ‚Der Tod des Sardanapal‘ (1827), was in der Kritik meist nicht gut wegkommt, ‚Die Freiheit führt das Volk‘ (1830), sein wohl bekanntestes Werk, oder ‚Die Frauen von Algier‘ (1834). Es werden eher Schlaglichter aus seinem Leben geboten, Beispiele auch aus seinem Schaffen als Grafiker, Arbeiten mit Wasserfarben, Exponate aus seinem Besitz, Malutensilien bis hin zur Staffelei in seinem Atelier. Und es wird ein Einblick in das künstlerische Umfeld in der 1. Hälfte des 19. Jhs gegeben, darunter auch ca 20 Ölgemälde von Delacroix und einige von Künstlerfreunden. Sehr schön sind zudem die Erinnerungen an seine Marokko-Reise 1832, die die Farbigkeit seiner Bilder verstärkte und die Exotik (und Erotik) des Orients weiter populär machte.

Der jeweilige Schwerpunkt der Räume wird (auch in englisch) kurz umrissen. Allerdings erstaunt es etwas, dass in einem ‚Nationalmuseum‘ die knappen, aber interessanten Texte zu den einzelnen Exponaten nur in französisch gehalten sind. Nicht einmal bei der interaktiven Präsentation zu einem Raubkatzen-Bild hat es zur Zweisprachigkeit gereicht, was eigentlich Standard ist. Zudem empfiehlt es sich, Vorkenntnisse mitzubringen, denn die jeweilige Einordnung, die ein Museum leisten sollte, überlässt man weitgehend den Besuchern. Ein Raum ist den Hauptwerken der Museumssammlung gewidmet. Sehr schön dann der Raum mit den Bildern von Raubkatzen, die im Werk von Delacroix immer wieder ein große Rolle spielen und deren Bewegungsabläufe er lange in der Menagerie des ‚Jardins des Plantes‘ studierte.

Der kleine Park mit dem Atelier, rechts im 1. Stock die Wohnung von Delacroix
Foto: Gerd Walther

Über eine Außentreppe erreicht man das nach Plänen von Delacroix ausgeführte Atelier. Bei meinem Besuch war eine Sonderausstellung der ‚Messe für zeitgenössische Kunst (fiac)‘ mit Werken des englischen Künstlers Glenn Brown (geb. 1966) zu korrespondierenden Werken von Delacroix gehängt, insbesondere zu den Akten ‚Mademoiselle Rose‘ (um 1820) und ‚Der Pole‘ (um 1821/22). Interessant auch das Portrait seiner Haushälterin ‚Jenny Le Guilleau‘ (um 1840), die seit 1835 bei ihm lebte und mit ihm hier wohnte. Ein kleiner Nebenraum enthält neben Portraits und einer Büste von Delacroix Bilder von Zeitgenossen, insbesondere einen Entwurf von Fantin-Latours ‚Hommage à Delacroix‘ (1864). Abschließend kommt man über die Treppe in den hübschen intimen Park, der 2012 nach Entwürfen von Delacroix rekonstruiert worden war. Es ist insgesamt ein kleines, unaufgeregtes und ansprechendes Museum, dessen Bezeichnung als ‚musée national‘ eher zu falschen Erwartungen verführt. Für einen Besuch sollte man Grundkenntnisse zu Delacroix, zur französischen Romantik und zum Umfeld des Künstlers mitbringen, um die Exponate angemessen würdigen zu können.

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