Badhaus Pommelsbrunn

Besuch am Sonntag, 19.7.2020, ca 45 min. Ins 2011 eröffnete Museum Badhaus gelangt man über einen Kassenautomaten oder man erhält den Schlüssel im nahen Gasthaus Vogel. Träger des Badhauses ist im Zusammenwirken mit der Gemeinde der Heimat- und Museumsverein, der mit 3 Museen in Pommelsbrunn und Hartmannshof museumskulturell außerordentlich rührig ist.

Blick in die Baderstube
Foto: Gerd Walther

In Pommelsbrunn ist noch eines der wenigen mittelalterlichen Badhäuser erhalten, ein seltenes Dokument der sehr alten Badekultur in den Städten wie auf dem Land. 1486 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. 1593 zeigt es der Pfinzingatlas am Ortsrand – wegen der Feuersgefahr. Leider gibt die Dokumentation im Badhaus keine genauen Angaben darüber, wie lange das Badhaus betrieben wurde. Auch eine Geschichte (der) Pommelsbrunner Bader wäre hilfreich. Am Eingang befindet sich ohne nähere Erläuterung die Email-Werbetafel von ‚Konr. Seitz – Appr. Bader‘. Das Freilandmuseum Bad Windsheim verweist bei der Ausstellung ‚Sauberkeit‘ auf Johann Schmidt aus Hartmannshof. Da heißt es: „In Hartmannshof … gab es noch in den 1950er Jahren einen Bader. Johann Schmidt lebte und arbeitete von 1885 bis 1960 in diesem Ort. … Neben dem Schröpfen (und dem Haareschneiden – GW) gehörte auch das Zähnereißen zu seinen üblichen Aufgaben. Darin war er so geübt, das selbst der örtliche Zahnarzt sein Patienten lieber zum Bader weiterschickte, als die Zähne selbst zu ziehen.“

Nach dem Eingang rechts liegt die Wohnkammer des Baders und seiner Familie. Badetag, an dem geschürt wurde, war nur 1 oder 2 mal die Woche. Dahinter folgt der Badebereich, unterteilt in 2 Räume. Wieder zum Eingang kommend, liegen hier der Schwitzofen sowie ein Keller mit Brunnen. Dass die Tätigkeit des Baders weit über den Badebetrieb hinausging, erläutern Texte schriftlich und 2 Hörstationen akustisch aus dem Off beim Rundgang. Ehe das Ärztewesen durch universitäre Ausbildung geregelt wurde, waren Bader und Barbier zumal auf dem Lande für die ärztliche Grundversorgung zuständig.

Im Museum gibt es mehrere oft kleinere Grafiken zum Badebetrieb, häufig verbunden mit moralischen Ermahnungen der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit. Denn zu den vielen Gründen für den Niedergang der Badekultur gehört, dass Badhäuser in Zeiten von Pest, Cholera und Syphilis zunehmend als Orte der Unmoral und somit als Teufelszeug galten. Noch in der 1931 (!) mit kräftiger Unterstützung des Kalkwerkbesitzers erbauten evangelischen Kirche in Hartmannshof beginnt der bemerkenswerte Fries um die Empore mit den Sätzen „Wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde. Die Sünde, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“

Badehaus, Kupferstich des Nürnberger Künstlers Virgil Solis (1514 – 1562)
Abfotografiert: Gerd Walther

Im Grunde ist im Badhaus vieles schön und anschaulich erklärt, alte Werkzeuge werden in Vitrinen ausgestellt, lebensgroße zweidimensionale Grafikfiguren aus dem 17.Jh. ‚bevölkern‘ die beiden Baderäume, zeigen Schröpfen und eine Badesituation. Das Problem liegt darin, dass man nicht wie erwartet ein Bad betritt, sondern eine Baustelle. Die Baderstube ist noch ein Wohnbereich mit verputzen Wänden und Fußboden. Auch am Ende dürfte der Keller dem ursprünglichen Zustand nahe kommen. Aber im Kernbereich der Badestuben ist der Fußboden aufgerissen und zeigt die darunter liegenden Rinnen. Unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege passt dies ja auch, aber ein Museum sollte darüber hinaus den historischen Sachverhalt veranschaulichen. Zwar gibt es aussagekräftige Grafiken aus dem 16. bis 19.Jh., aber die sind zu klein gehalten, um zum aufgerissenen Fußboden einen Gegenpol zu bieten, um das Badhaus mit den Erwartungen der Besucher ins Gleichgewicht zu bringen. Man soll ja den jetzigen Zustand nicht verdecken, ihn aber ergänzen. Bedruckte durchscheinende Folien über einem Teil des Fußbodens würden evtl. helfen. Vielleicht auch ein großes Innenraumbild des entstehenden Badhauses in Bad Windsheim (das ich in seinem Endzustand nicht kenne). Und man gibt Zinnfiguren-Dioramen mit Badstuben-Szenen aus dem Heimatmuseum hierher.

Das ist gedacht als Anregung zur sehr erfreulichen Arbeit der Mitglieder des Heimat- und Museumsvereins in Pommelsbrunn, die nicht hoch genug einzuschätzen ist. Und natürlich ist das interessante Badhaus im Pommelsbrunn auch jetzt jederzeit einen Besuch wert.

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