Besuch am Samstag, 17.7.2021, knapp 1,5 Std. Die Burg Pottenstein über dem gleichnamigen Städtchen in einem sehr schönen Teil der Fränkischen Schweiz beherbergt seit 1964 ein Museum zur Burg. Die in weiten Teilen öffentlich zugängliche Burg befindet sich im Besitz einer Familienstiftung der Freiherren und -frauen von Wintzingerode.

(links), dem Palas der Oberburg und dem Treppenaufgang dazwischen, ganz links
hinter den Bäumen die Zehntscheune.
Foto: Gerd Walther
Die Anlage ist mit ihren Anfängen durch den namengebenden Botho/Potho im 11. Jh. wohl die älteste Burg der Fränkischen Schweiz. Man betritt zunächst die Untere Burg, deren mittlerweile aufgeschütteter Zugang früher durch eine Zugbrücke geschützt war. Hier befinden sich das 1679 (wieder) errichtete Vogteihaus, eine Zisterne zum Auffangen des Regenwassers und der imposante Treppenaufgang zur Oberen Burg. Dort kommt man im Palas heraus, dem heizbaren Hauptgebäude, das aus 2 Kellergewölben (des 11.-13.Jhs) , 2 Wohnetagen (des 15./16. Jhs) und 2 Dachgeschossen besteht. Zur Oberen Burg gehören noch ein allerdings 1816 wegen Baufälligkeit abgerissener Bergfried, das Brunnenhaus mit einer Zisterne, die Zehntscheune von 1580 und jede Menge Aussichtspunkte nach allen Seiten auf die Stadt und die Landschaft. Natürlich fehlt auch ein Verweis auf das ungewöhnliche Verlies (gruselgrusel) nicht.

Foto: Gerd Walther
Im Palas befinden sich nach dem Gang durch das obere Kellergewölbe mit Blick in eine Wachstube die 3 Räume, die man besichtigen kann: Rittersaal, Roter Salon und Elisabeth-Zimmer. (Die Räume im 2.Obergeschoss kann man als Ferienwohnung mieten.) Während die Bausubstanz großteils auf das Mittelalter (und kurz danach) verweist, tritt bei der Einrichtung und Ausgestaltung der Räume die Burgenromantik der zeitweise bürgerlichen Besitzer des 19./20. Jhs. hervor. Leider kann man die Räume nur von den Türen aus einsehen. Das ist v.a. beim Rittersaal bedauerlich. Der Name dürfte auf den Nürnberger Paul Ritter (1829-1907) zurückgehen, einem der bekanntesten Maler des Historismus in Deutschland. Auch die Trink- und Sinnsprüche des Freiherrn von Wintzingerode, seit 1918 Besitzer der Burg, verdienten als Beispiele einer späten Mittelalterromantik mehr Aufmerksamkeit. Die Bezeichnung Saal sollte man nicht so genau nehmen, wir haben es eher mit kleineren Zimmern zu tun. Die Ministerialienburg, in der von ca 1100 bis 1800 Amtmänner das umliegende Land für die Bamberger Bischöfe verwalteten, ist keine Kaiserburg – was sie fast interessanter macht.
Ein kleines Brunnenhaus diente in der Oberen Burg ebenfalls als Zisterne dem Sammeln des Regenwassers – ein ständiges Problem für die Bewohner einer Höhenburg. Zusätzlich musste mit Eseln Wasser aus dem Ort hochgebracht werden. Jetzt sind dort Gegenstände des häuslichen Alltags aus dem 17. bis frühen 20.Jh. ausgestellt. Die größere Zehntscheune daneben diente auch dann noch als Getreidelager, als 1749 der Amtmann die Burg verließ, um unten im Ort einen bequemeren Wohnsitz zu nehmen. Heute wird die Zehntscheune für Ausstellungen verwendet. Seit 2007 verweisen 32 großformatige Tafeln an den Außenwänden auf die hochadelige Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die wegen ihrer Mildtätigkeit schon früh heilig gesprochen wurde. 1228 lebte sie auf der Burg. Leider sind die beiden Ausstellungen mittig im Saal zum ‚Zehntwesen im Hochstift Bamberg und Amt Pottenstein‘ und zur Burg im 19./20. Jh. schon sehr in die Jahre gekommen. Dabei sind sowohl die Texte als auch die Fotos nach wie vor hochinteressant. Aber Schreibmaschinentexte auf A4 und abgeblätterte Fotos aus dem frühen 20.Jh. entsprechen nicht mehr derzeitigen Standards. Das ist sehr schade, denn man müsste inhaltlich wenig verändern. Wie zeitgemäße Präsentationen aussehen können, sieht man an den Tafeln zur Hl. Elisabeth außen herum.
Wir haben mit der Burg Pottenstein und ihrem Museum eine eindrucksvolle Anlage in einer faszinierenden Landschaft vor uns, auf die zu blicken alleine schon einen Besuch lohnt. Während die Burg auf das Mittelalter verweist, bezeugen die Innenräume den romantisierenden Blick auf diese Zeit bei den späteren Besitzern im 19./20.Jh., ein Blick, der bis heute für viele prägend ist.