Besuch am Samstag, 22.3.2014, ca 15 – 17 Uhr. Eintritt 200 Kronen, ist etwa 8,20 €
Das Museum war gut besucht, aber nicht übervoll
Auf einem Platz vor dem Museum in der Nähe der Karlsbrücke direkt an der Moldau steht eine Skulptur mit 2 pinkelnden Männern, die bei TouristInnen sehr beliebt ist.
Nach einem Vorraum beginnt das Museum im Obergeschoss konventionell mit einer Zeitleiste zum Stammbaum Kafkas. Danach sind die Räume dunkel gehalten. Es erfolgt eine Dokumentation in runden flachen Vitrinen zu Kafka und sein schriftstellerisches und jüdisches Umfeld in Prag. Ein rel konventioneller sw-Film über Prag wird dadurch verfremdet, indem er mit dem Fließen eines Flusses (der Moldau?) unterlegt ist, so dass die Bilder nicht gerade laufen, sondern fließen.
Danach teils in einem Durchgang, teils in nicht sehr großen Räumen weitere Texte und Dokumente aus dem Werk Kafkas, einzelne Sequenzen , die Person, Sichtweise, Berufsleben, Krankheiten und die Zeit veranschaulichen. Die Texte von Kafka sind auf deutsch, sonst ist die Beschriftung tschechisch und englisch.
Dokumente v.a. zu den Frauen von Kafka sind in Vitrinen aufbewahrt, die über großen Deckenbalken mit schweren Ketten befestigt sind. Dadurch schaukeln sie ganz leicht und der Betrachter beginnt unmerklich mitzuschaukeln. Was fest scheint, bewegt sich, es gibt keine Sicherheit mehr. Das Ganze aber nur ganz unscheinbar, dafür umso befremdlicher.
Wieder ein Film diesmal von der Decke auf eine horizontal gespannte Leinwand mit Fließbewegung. Der ganze Raum ist bis auf die Dokumente dunkel, schwarz.
Eine feuerrot ausgeleuchtete Treppe mit Holzlatten seitlich und unten führt ins Erdgeschoss, ins Fegefeuer?, in die Hölle? Unten ist die Raumstruktur fast ganz aufgelöst, es dominieren Gänge. Zunächst einer mit schwarzen, großen Schubläden, die sich nicht bewegen lassen, meist geschlossen sind und jeweils mit dem Namen einer literarischen Figur Kafkas versehen. Es folgt ein Gang mit Texten aus Kurzgeschichten von Kafka jeweils von der Decke bis zum Boden.
Dann ein heller schmaler Raum, eigentlich ein Gang, der nur durch die einseitige komplette Verspiegelung einen Raumcharakter erhält. Hier läuft eine kurze Verfilmung zu „Das Schloss“, wegen der Verspiegelung praktisch gedoppelt. Dieser Bereich ist inkl. des Fußbodens komplett weiß.
Am Ende wieder ein relativ konventioneller Raum zum „Herunterkommen“, sozusagen zum Heraustreten aus der kafkaesken Welt in die Normalität heute. Das ganze Museum enthält zwar auch viel Dokumente und Fotos aus dem Leben, Werk und der Zeit Kafkas, es wird aber eindringlich eine kafkaeske Welt inszeniert. Sehr gut gemacht mit oft einfachen Mitteln, aber vielen guten Ideen und viel Einfühlungsvermögen in Kafkas Welt.
Man geht wieder in einen Eingangsraum, der im Vergleich zu vielen Räumen im Museum rel. groß ist, in dem nur eine Frau sitzt, die schaut, ob man eine Karte besitzt. Die Kasse befindet sich im Museumsladen gegenüber dem Museum. Also ein relativ sinnloser Raum.
Vor dem Museum wieder der Platz mit den 2 pinkelnden Männern und den TouristInnen, die sich mehr oder weniger aufgekratzt mit ihnen fotografieren lassen.
GW 20.4.2014 nach handschriftlichen Notizen