Museo di Roma

Besuch am Dienstag, 24.3.2015, ca. 1,5 Std. Das Besucheraufkommen war mittel bis schwach, obwohl das städtische Museum seit 1952 im Palazzo Braschi untergebracht ist, direkt an der Piazza Navona, also touristisch zentral. Der Palazzo mit seinem imposanten Treppenaufgang und den häufig schönen Deckengemälden stammt aus dem späten 18./frühen 19.Jh. und gehörte ursprünglich irgendeinem Neffen von irgendeinem Papst.

Das Treppenhaus im Museo di Roma Foto: Gerd Walther

Das Treppenhaus im Museo di Roma
Foto: Gerd Walther

Das Museum zeigt die Geschichte und Kultur Roms zwischen dem 16. und dem 20.Jh., so steht es zumindest im Flyer. Die Ausstellung ist auf 2 Etagen großräumig untergebracht. Wenn nicht gerade einerseits Ausstellungsdeko abgebaut und in anderen Räumen andere Deko aufgebaut werden würde, hätte man auch viel Platz zum Anschauen. Vielleicht liegt’s daran, dass noch Vorsaison ist. Aber auch ein Ausstellungsumbau ließe sich besucherfreundlicher organisieren.

Im Wesentlichen werden Gemälde von Künstlern ausgestellt, die im 18./19. Jh. zumindest zeitweise in Rom lebten. Man erwartet gar nicht, dass es sich um höchstwertige Gemälde handelt – sie sind aber durchweg von guter Qualität –, da sie funktional ausgestellt sind. Man kann an und in ihnen Rom, seine Bewohner, seine Schönen und Reichen und Heiligen entdecken, was spannend sein kann und z.T. auch ist. Allerdings hängen in anderen Städten bedeutend aussagekräftigere und bessere Veduten Roms.

Hinzu kommt, dass die Bilder deshalb schlecht ausgeleuchtet sind, weil nur etwa ein Drittel der Strahler eingeschaltet ist. So beim interessanten Gemälde der Piazza Navona von J.W. Baur aus dem Jahr 1630. Hinzu kommt, dass in den Räumen Podestteile für eine spätere Ausstellung herumliegen, die einen näheren Zugang zu vielen Bildern verhindern. Zudem sind mir die Umbauten, bei denen man vor die eigentlichen Wände aufwändige grau-blaue Holzverschalungen anbringt, schwer nachvollziehbar. Die Wände haben zumindest zu den Räumen gepasst. Ich fürchte, dass hier für viel Geld irgendwelche Ausstellungsarchitekten ihre Existenzberechtigung beweisen möchten.

Im oberen Stockwerk widmet sich das Museum vier großen Familien Roms mit den Portraits von Familienmitgliedern, ihrer Hunde und ihrer Pferde. Den ‚Normalrömer‘ gab es offenkundig seit 1800 nicht mehr oder er war nicht ausstellungswürdig oder man hat die Bilder halt irgendwann bekommen, wollte oder durfte nicht Nein sagen und hat sie aufgehängt, weil sie an der Wand am wenigsten stören. Fluch und Segen einer Leihgabe oder Spende.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Auch hier gibt es interessante Details, etwa wenn ein Papst einem Dampfboot entsteigt, während außen herum noch die Transportsegler liegen. Erst im letzten Raum werden zu den ersten 25 Jahren des 20. Jhs auch Fotos gezeigt. Ein Papst bietet sich an, einige Honoratioren, die Einweihung des potthässlichen Denkmals für König Vittorio Emanuele II. im Jahr 1911, die Einweihung des Grabs des Unbekannten Soldaten nach dem 1. Weltkrieg mitsamt Hymne. Mussolini gab es für das Museo di Roma offenbar nicht.

In einem anderen Trakt befindet sich eine Sonderausstellung zu den ehemaligen italienischen Kolonien Libyen, Eritrea, Somalia, dazu noch Äthiopien. Meint man wirklich, mit ein paar Fotos und Karten sei es getan, dazu noch 2-3 Filmchen? Dazu noch das Eigenlob der wohl sponsernden italienischen Ölgesellschaft über ihr segensreiches Tun in Afrika? Dabei gäbe es spannende Ansätze. Auf einem der wenigen alten Fotos steht auf Deutsch: „Der Mensch in der Mitte, welcher schlecht gelungen ist, muss weggenommen werden.“ Man hat halt auch schon früher geschönt, um es nett auszudrücken.

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