Besuch am Sonntag, 11.9.2016, ca. 2 Std. Das ‚Museum of Oriental Art‘ hat nichts mit dem uns geläufigen Orient zu tun, es geht nach China, Java und v.a. Japan. Zwischen 1887 und 1889 unternahm Prinz Enrico von Bourbon mit Frau und Entourage eine Weltreise mit dem Schwerpunkt der genannten Gebiete und kaufte dort kräftig ein. Über 30.000 Gegenstände gingen so nach Italien, bei geschätzten 2 Jahren Aufenthalt dort sind das über 40 Exponate täglich. Nach seinem Tod 1906 schaltete seine Witwe einen österreichischen Antiquitätenhändler ein, bis im 1.Weltkrieg der italienische Staat zugriff. 1928 wurde im 2.Obergeschoss des Ca’Pesaro das Museum eröffnet, das in Grundstrukturen noch erhalten ist. Im 1. Obergeschoss befindet sich die städtische Sammlung für moderne Kunst, darüber das staatliche Museum für fernöstliche. Es lohnt sich, den Besuch des Ca‘ Pesaro einmal oben zu beginnen, der Eintritt gilt für beides.
Auch wenn das Museum, wie ausgestellte Fotos bezeugen, verändert wurde, so hat man doch den Eindruck, eine vergangene Museumswelt mit schönen alten, in Holz gefassten Glasvitrinen zu betreten. Das passt stimmig gut zur Ausstellung, deren größter Teil sich auf Gegenstände der Edo-Periode Japans bezieht, also für ‚Normal-Europäer‘ erst einmal fremd wirkt. Edo ist der alte Name für Tokio, Sitz des mächtigen Shoguns, der den Kaiser in Kyoto von der Machtausübung verdrängt hatte. Die Edo-Periode, eine Zeit der Isolation und des inneren Friedens, dauerte von 1603 bis 1867. Sie wurde neben einem inneren Reformstau durch ausländische Mächte mit der erzwungenen Öffnung Japans beendet.
So befindet man sich geographisch, historisch und museumsdidaktisch in einer anderen Welt, was der Präsentation gut bekommt. Vorbei an Zeremonial-Waffen – die Edo-Periode war eine Zeit relativen Friedens – Spießen, Hellebarden, den Rüstungen von 6 Samurai-Kriegern geht es Treppen hinauf zu den 9 Ausstellungsräumen, deren baulicher Zustand scheinbar nicht optimal ist. Zumindest sind nicht alle Räume durchgängig besuchbar. Die ersten drei Räume sowie der Treppenaufgang werden von Waffen dominiert. Hinweise zu jedem Raum auch auf englisch sowie Beschreibungen der einzelnen Exponate vermitteln dem Besucher, dem japanische Kultur eher fremd ist, einen guten Ersteinblick. Mehr sollte man nicht erwarten, selbst wenn vermutlich auch Fachleute auf ihre Kosten kommen.
Der größte, vierte Raum wird dominiert von einer Säfte für Frauen, dazu ein sehr schöner zwölfteiliger Paravent, ein Raumteiler indisch-chinesischen Ursprungs. Außen herum befinden sich in Vitrinen zunächst Waffen, dann Porzellan sowie Gemälde auf Papier oder Seide. Immer wieder werden anhand zentraler Exponate, etwa dem Schwert, seinen Bestandteilen und deren ritueller Bedeutung tiefe Einblicke in die japanische Kultur der Epoche gegeben. Ein Video ergänzt hier die Ausstellung.
Die nächsten Räume zeigen mit hochwertigen Exponaten zur Aussteuer von Frauen Gegenstände japanischer Alltagskultur, Kämme und andere Toilettenartikel, Sake-Tassen, Waschschüsseln, Weihrauchgefäße, Schreibutensilien etc. Die ruhige Atmosphäre in diesen Räumen zusammen mit den schönen alten Vitrinen entschleunigt und lässt die oft in größerer Zahl aufgereihten Exponate intensiv anschauen, wobei man akzeptieren sollte, dass sie trotz der Beschreibungen meist fremd bleiben. Hinzu kommt ein Raum zum Schattentheater auf Java sowie anderen Exponaten, v.a. Dolchen, von der Insel.
Nach neuen museumsdidaktischen Grundzügen hat man jetzt (in Zusammenarbeit mit Museen in Adria und Este) einen Raum zur Kultur Chinas mit Exponaten vom 9. Jh. v. bis zum 19.Jh n. eingerichtet. Ich glaube nicht, dass man sich damit einen Gefallen tut, die alte gediegene Struktur des Museums aufzulösen. Man betritt in diesem Museum für fernöstliche Kultur auf eine angenehme Art eine geografisch, zeitlich und kulturell ferne Welt, zu der die alte Einrichtung stimmig passt. Dabei sollte man es belassen .