RömerMuseum

Besuch am Sonntag, 17.12.2017, ca 2,5 Std. Aufbauend auf Vorläufer seit 1931 wurde 1983 nach einem Schatzfund das Heimatmuseum in ein Römermuseum umgewandelt. 2017 öffnete es wieder nach einer umfassenden Neukonzeptionierung. Das RömerMuseum ist ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München als Schwerpunktmuseum zum Raetischen Limes in Bayern. Es gehört damit zum UNESCO-Weltkulturerbe ‚Grenzen des Römischen Reiches‘. Trägerin ist die Stadt Weißenburg.

Raum ‚Mobilität und Fernhandel‘
Foto: Gerd Walther

Im 1.Obergeschoss werden um das Weißenburger Kastell Biriciana römische Kultur und römisches (Soldaten-) Leben im Grenzgebiet zu den Germanen etwa im Zeitraum von 150 – 250 n. (Chr.) vorgestellt. Dabei begegnen uns – im deutlichen Unterschied zu den Germanen – erstaunlich hochstehende kulturelle, wirtschaftliche, gesellschaftliche und militärische Strukturen bei gleichzeitig großer religiöser Toleranz. Mit aussagekräftigen Exponaten werden das Kastell, die umliegende Lagerstadt, die Thermen und der Limes selbst sowie die Provinz Raetien vorgestellt. Hinzu kommt der Alltag auf beiden Seiten der Grenze, deren Hauptfunktion nicht in der Abwehr von Feinden, sondern in der Kontrolle des Grenzverkehrs lag. Und alles ist eingebunden in den Kontext des antiken Imperiums.

Im Grunde ist die Ausstellung brettlhart gestaltet. Weiß die thematisch strukturierten Räume, dazu aussagekräftige, nicht allzu lange Texte, auch Modelle. Zwar verwendet man moderne Museumsmedien, dies aber zurückhaltend, so dass immer die Exponate im Mittelpunkt stehen. Der nicht im Eintritt enthaltene Audio-Guide, der auch zusätzliches Bildmaterial liefert, ist hilfreich, wenn man sich erst einmal auf seine verschiedenen Erklärungsebenen eingestellt hat. Im sehr positiven Sinn möchte ich die Präsentation römisch-exakt nennen. Inhalt und Art der Präsentation ergänzen sich gut.

Die Krise des römischen Reiches um 250 n. wird im 2.Obergeschoss zunächst wieder in einem weiß gehaltenen Raum thematisiert. Einzelne Begriffe genügen, dazu ausgewählte Exponate zu den sog. Soldatenkaisern, die nach meist kurzer Herrschaft fast alle ermordet wurden. Gegen Feinde an den Ostgrenzen wurden unter Ausdünnung anderer Standorte kurzzeitig große Heere zusammengezogen, die häufig ihren Feldherren zum Kaiser ausriefen, sofern er erfolgreich war und den Sold kräftig erhöhte. Die Folge war eine tiefe Krise mit einer Geldentwertung. So sank der Silbergehalt des Denars zwischen 200 n. und 270 n. von 46% auf 0,6%. Irgendwo musste das Geld ja herkommen. Die Schwächung des Grenzschutzes nutzten die Germanen, so dass nach 254 n. unter Aufgabe des Limes ein Rückzug der Römer auf die Donau-Rheingrenze nötig wurde. Es ist gut gemacht, wie hier mit wenigen Mitteln Geschichte informativ und anschaulich gezeigt wird.

Götterstatuen aus dem Weißenburger Schatz
Foto: Gerd Walther

Die Beute eines Plünderers während der Germaneneinfälle, dessen verstecktes Gut 1979 gefunden wurde, bildet den ‚Weißenburger Schatzfund‘. Unter den 114 Einzelteilen befinden sich 17 kleine Götterstatuen, Votivbleche, Haushaltsgegenstände, Schrott. Zwei schwarz gehaltene Räume links und recht des hellen Mittelraums beherbergen ihn. Häufig sind die Stücke vereinzelt in Vitrinen von allen Seiten zu sehen. Auch hier ermöglicht die Atmosphäre eine optimale Konzentration auf die Exponate, die wieder durch knappe Texte erläutert werden. So gibt das RömerMuseum anhand von Funden meist aus der Umgebung Weißenburgs einen vorzüglichen und umfassenden Einblick in die Geschichte des Römischen Reichs, seiner Bewohner und Feinde in der kritischen Phase des 3. Jhs.

Das Museum öffnet nach einer (erstaunlich langen) Winterpause wieder am 15. März. In der sehenswerten alten Reichsstadt Weißenburg kann man aus römischer Zeit ebenfalls ab 15. März die 1 km entfernte Therme besichtigen (die ich nicht gesehen habe). Auf halben Weg liegt das anschaulich beschilderte und ganzjährig zugängliche Römerkastell Biriciana mit rekonstruiertem Nordtor. Im Erdgeschoss des RömerMuseums lädt das informative ‚Bayerische Limes-Informationszentrum‘ kostenfrei zum Besuch ein.

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