Besuch am Samstag, 8.2.2020, ca 4,5 Std. Vorgänger des Museums in Würzburg gehen bis ins späte 19. Jh. zurück. Nach dem 2. Weltkrieg, in dem die Altstadt zu 90% zerstört worden war, wurden die Sammlungen im zunächst städtischen ‚Mainfränkischen Museum‘ auf der Festung gezeigt. Unabhängig von den Exponaten ist alleine die fulminante Festung einen Besuch wert. Nach dem Übergang an eine Kulturstiftung 2003 ist seit 2017 der Freistaat Bayern Träger des ‚Museums für Franken – Staatliches Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Würzburg‘. Den Audio-Guide habe ich nicht benutzt.
Ein erster Standort des großen Museums befindet sich heute im ‚Neuen Zeughaus‘ mit angrenzendem Kommandantenbau, beide kurz nach 1700 errichtet. Kunstgegenstände aus dem Umfeld der Würzburger Fürstbischöfe bilden den Schwerpunkt. Hinzu kommen je eine Abteilung zur Volkskunde und zu archäologischen Funden in Franken. Im älteren Hauptteil der Festung, der baulich bis etwa 1200 zurück reicht, liegt mit dem sog. ‚Fürstenbaumuseum‘ ein 2. Standort. Eine Etage widmet sich hier abermals den Fürstbischöfen, die hier ihren Wohnsitz hatten, bis 1720/44 in der Stadt die Residenz errichtet wurde. Eine Etage höher hat die Stadtgeschichte Würzburgs von den Anfängen bis 1945 zum Thema.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt in der Hochzeit der Würzburger Fürstbischöfe zwischen dem Spätmittelalter und dem späten 18. Jh. Zweifellos besitzt das Museum eine sehr große Anzahl außergewöhnlich guter Exponate. Natürlich bleibt man zunächst bei Balthasar Neumann hängen. Und doch erkennt man an ihm auch die Schwachstellen des Museums. Am Rande wird im Text seine Sympathie für die im Auftrag der Fürstbischöfe niedergemetzelten Bauern im Bauernkrieg erwähnt. Irgendwann erfährt man knapp, dass die Hexenverfolgungen, die man auch vor dem Hintergrund der zwangsweisen Rekatholisierung der inzwischen großteils protestantischen Bevölkerung sehen sollte, in Franken ein Zentrum hatten. Beim (interessanten) ‚Echterteppich‘ heißt es zu Echter von Mespelbrunn (reg. 1573 – 1617), unter dem die Hexenverfolgungen massiv einsetzten: „Er (der Teppich – GW) beleuchtet die Herkunft eines deutschlandweit geehrten, hochgebildeten und bedeutenden Streiters der Gegenreformation.“ Hier wie andernorts wünscht man sich doch eine Betrachtung (nicht nur des Fürstbischofs), bei der sich nicht so viel hinter einer geschliffenen Formulierung verbirgt. So tendiert das Museum zur fürstbischöflichen Nabelschau, die Schattenseiten weitgehend hinter hervorragenden Kunstwerken ausblendet. Dabei wäre der ganze Mensch interessant, nicht nur der Kunstmäzen.
Die Präsentation ist über weite Strecken erstaunlich zurückhaltend distanziert. Das ‚Museum für Franken‘ ist kein Museum, das die Besucher liebevoll warmherzig empfängt. Kühle Distanz ist angesagt. Natürlich gibt es auch Ansätze zu deren Überwindung. Etwa in der gut gemachten Abteilung zum Rokoko-Garten mitsamt Figurenprogramm in Veitshöchheim. Aber spätestens in der Volkskunde-Abteilung sollte man den Besucher einen anderen Zugang zu den Exponaten gewähren. Einen 2. Bereich besitzt das Museum im sog. Fürstenbau auf der Hauptburg. Der zu Recht mehrfach gepriesene Blick über die Stadt wäre allerdings noch schöner, wenn die Fenster geputzt wären. Auch hier haben wir in den früheren fürstbischöflichen Wohnräumen schöne Exponate vor uns. So erfreulich es ist, dass diese Platz bekommen, um sich entfalten zu können, ist es hier doch erstaunlich leer. Zwei große, interessante Stadtmodelle bilden Anfang und Ende der stadtgeschichtlichen Abteilung eine Etage höher. Aber anstatt in das Modell von 1529 hineinzugehen und das Leben im Würzburg dieser Zeit breit aufzufächern, wird man an den Wänden mit Buchstabenmonstern zu Würzburg im 14., 15., 16. Jh. und im Bauernkrieg zugetextet. Prägnanz, wie auf der Homepage zu lesen, geht anders.
Der frühere Name ‚Mainfränkisches Museum‘ war bescheidener, aber treffender. Nun wird seit 2017 unter der Regie des Freistaats Bayern die Festung Marienberg zum ‚Museum für Franken‘ umgeformt. Vieles ist deshalb derzeit in Veränderung. Es verfügt über eine sehr große Anzahl ausgezeichneter Exponate, die einen (mehrfachen) Besuch allemal lohnen. Zudem sind die Gebäude selbst in ihrer Lage über dem Main schon einen Besuch wert. „Das Museum soll,“ heißt es auf der Homepage „sehr stark besucherorientiert“ werden. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.