Haus fränkischer Geschichte

Besuch am Samstag, 13.10.2018, ca 1 Std. (im Anschluss an das Klöppelmuseum). Im allgemeinen wird man beide Museen auf der Burg Abenberg, die nicht sehr groß sind, bei einem einzigen Besuch ansehen. Das Museum ‚Haus fränkischer Geschichte‘ ist mit der Ausstellung ‚Zeitreise durch Franken‘ in 5 kleinen Räumen im ‚Pflegamtsbau‘ untergebracht. Neben einem Hotel mit Gastronomie befinden sich auch noch Räume für Trauungen und Sonderausstellungen in dem Gebäude.

Blick auf den Burghof mit der Markierung der urspünglichen Turmburg
Foto: Gerd Walther

Ein ‚Haus fränkischer Geschichte‘ zu schaffen, ist freilich ein ambitioniertes Unterfangen. Natürlich gibt die Burg aus dem 11./12.Jh. mit den üblichen Veränderungen und Neubauten aus dem 19.Jh. im Stil der Burgenromantik einiges her. Dazu zählt auch der von Wolfram von Eschenbach im Parzival erwähnte Turnieranger direkt unterhalb der Burg. Aber originale Funde von Burg, Ort und Umgebung sind rar. So geht man in die Inszenierung fränkischer Geschichte, bewirbt museumspädagogische Projekte, Kindergeburtstage, Erlebnispädagogik. Das ist auch für Erwachsene nicht uninteressant, zumal man häufig den Eindruck hat, dass Kinderprogramme sorgfältiger und informativer aufbereitet sind als solche für Erwachsene. Wer gerne möglichst viele alte Originale sucht, wird im ‚Haus fränkischer Geschichte‘ nicht recht glücklich werden. Wer aber eine gut und abwechslungsreich aufbereitete Geschichte auf einer schönen Burg mit ebensolcher Aussicht mag, ist hier gut aufgehoben.

Dabei arbeiten die Macher*innen auch mit modernen Museumsmedien, ohne den Besuch damit zu überfrachten. So erschließt sich hier die Entwicklung der Burg (von Burgen) aus einem Turm, dessen Aufbau mit der Funktion der einzelnen Etagen und dem Leben der Bewohner*innen darin anschaulich dargestellt wird. Ergänzt wird dies durch Modelle, Bilder, nicht allzu lange, aber aussagekräftige Texte bis hin zu unterschiedlichen Kleidungsstücken (auch zum Anziehen).

Nachdem im ersten Zimmer mit gut aufbereiteten Fundstücken von Ausgrabungen die Burg und ihre Bewohner vorgestellt wurden, betritt man einen Raum zum ‚Fränkischen Reichskreis‘. Der entstand nach 1500 v.a. zur Sicherung des Landfriedens. Dabei geht man auch hier wieder vom konkreten Ort zur allgemeinen Darstellung, also vom eichstättischen Amt Abenberg und seiner Verwaltung zur Territorialentwicklung im 16.-18.Jh. Wie bei den Rittern der Tafelrunde kann man Platz nehmen, dazu gibt’s Infos zu den 2 Markgrafentümern (Ansbach, Bayreuth), 5 Reichsstädten (Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weißenburg, (Bad) Windsheim), 3 Hochstiften (Bamberg, Eichstätt, Würzburg), zum Deutschen Orden und den nahezu unzähligen Grafschaften und Reichsritterschaften. Schön gemacht ist auch der Fries mit Jahreszahlen zur fränkischen Geschichte. Es schließt sich ein Raum mit der Inszenierung einer Kapelle in all der Zerrissenheit im Gefolge der Reformation, der Bauernkriege, die ja einen Schwerpunkt in Franken hatten, bis hin zum 30-jährigen Krieg und seinen katastrophalen Folgen an. Die profunden Texte werden dabei durch Tondokumente unterstützt.

Blick auf den Zugang zur Burg und die Umgebung
Foto: Gerd Walther

Nach einem Räumchen zum Übergang Abenbergs an Bayern 1805 und der Geschichte der danach privatisierten Burg, die erst 1982/84 in öffentlichen Besitz kam, beendet ein Raum zur Gegenwart die Ausstellung: Die Wände weiß, der Fußboden leuchtend rot, dazu 7 Vitrinen in Form der Buchstaben FRANKEN. Die Aussicht hier ist schön, beim Konzept war man weniger gut beraten. Da hat man wohl zu sehr auf politische Empfindlichkeiten geachtet. Typisch fränkisch ist allenfalls der Obstler, obwohl vermutlich Wasser in der Flasche ist. Statt das harte ‚B‘ und das harte ‚D‘ als sprachliches Alleinstellungsmerkmal zu würdigen, stehen einem bei all der Frankentümelei die Haare zu Berge. Da streikte sogar der Computer und verweigerte die Urkunde ‚Geprüfter Franke‘. Das beruhigt. Nun hat doch mittlerweile Franken in all seinen vielen Teilen eine große Anzahl höchst kreativer Kabarettisten und Humoristen zu bieten. Warum lässt man die nicht zeigen – etwa im jährlichen Wechsel – was ihnen zu Franken einfällt: tiefgründig, humorvoll, frech, manchmal wohl auch böse, oft aber zum Schmunzeln. Lebensecht jedenfalls und abwechslungsreich. Und wer nicht über sich selbst schmunzeln kann – solche Franken soll es ja auch geben – lernt es dann vielleicht hier.