Der Karlsgraben

Karlsgraben

Besuch am Sonntag, 6. September 2015, ca 3 Std., davon ca 1 Std. in der Ausstellung. Die Besichtigung des Karlsgrabens, der Fossa Carolina, umfasst zwei Bereiche: den Karlsgraben selbst, also einen Spaziergang um dieses karolingische Kanalbauprojekt in der vor langer Zeit veränderten Natur, und eine Ausstellung in der sog. Hüttinger-Scheune. (Die Ausstellung in der Scheune wurde 2021 in das ‚Museum Treuchtlingen‘ verlegt, ein Besuch des Karlsgrabens lohnt sich dennoch. – Zusatz 2024)

Ansatzweise kennt man die Geschichte des Karlsgrabens, zumal in Fürth, wo die Gründungssage mit Karl dem Großen und dem Kanalbau verknüpft ist. Man hat es immer etwas abgetan, ein übersteigertes Projekt, diese Verbindung von Main und Donau, natürlich gescheitert in doppelter Hinsicht, am Regen und an der Größenordnung.

Der Karlsgraben bei Graben
Foto: Gerd Walther

Erstaunt ist man dann schon, wenn man heute sieht, was von diesem Kanalbauprojekt des Jahres 793 übriggeblieben ist. Fossa Carolina heißt der Versuch, die Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer am dafür idealen Ort zu überwinden. Ca 3 km beträgt die Entfernung zwischen Altmühl und Schwäbischer Rezat, 12 m ist der Höhenunterschied. Die Gründe hierfür waren wohl militärischer Art, in den Kämpfen der Franken mit dem Bayernherzog Tassilo, den Awaren, den Alamannen. Mangels Straßen wurden Wasserwege zum Transport der schweren Güter verwendet. Schon seit der Mitte des 8. Jhs hatte man sukzessive die Route Main-Regnitz-Rednitz ausgebaut, die Gründung eines Königshofes mit Martinskapelle in Fürth gehört – neben anderen – dazu.

In Karls Jahrbüchern steht bei 793, dass nichts daraus wurde. Heftiger Regen, schwierige Böden und die Meldung von Aufständen hätten dem Bau ein Ende bereitet. Ein Fehlschlag also. Die Nachwelt hat’s so übernommen. Aber noch 1704 zeigt eine Karte die weitgehend intakte Reihung von vier Weihern, einer mit ca 500 m Länge ist heute noch erhalten. Schleußenkammern kannte man 793 noch nicht, Weiher reihte sich an Weiher, verbunden jeweils durch eine kurze schiefe Ebene, über die die flachen Treidelboote gezogen wurden. Sie hatten bis zu 1 t Tragkraft. Am Scheitelpunkt des Projekts wurde ein Stausee angelegt mit Ausfluss nach beiden Richtungen, um einer möglichen Wasserknappheit vorzubeugen. Was wohl fehlte, war in den nachfolgenden Jahren die militärische, später die ökonomische Notwendigkeit, die aufwändige Anlage zu erhalten. Es gab im Frühmittelalter und danach einfach zu wenig zwischen Main und Donau zu transportieren.

Heute bietet die Anlage einen schönen Spaziergang um eine der größten Baumaßnahmen des frühen Mittelalters in Mitteleuropa. Schon der Ausgangspunkt in Graben mit knappen Infotafeln ist beeindruckend. Dann geht’s auf den Aufschüttungswällen entlang bis zur Wasserscheide an der Bahnlinie Nürnberg-Ingolstadt und zurück.

Blick in die Ausstellung mit der Replik einer Reiterfigur Karls des Großen
Foto: Gerd Walther

In Graben, einem kleinen Ort im Altmühltal mit schönen Jurahäusern, hat man in letzter Zeit eine frühere Scheune für eine Ausstellung umgebaut. Leider ist diese recht textlastig geworden. 34 Schautafeln geben mit Bild und Text einen Einblick über den Karlsgraben mitsamt historischem Umfeld und geologischen Grundlagen. Hinzu kommen die beiden Nachfolgekanäle des 19. und 20. Jhs mit der Wasserüberleitung vom Donauraum nach Franken. Das hätte eine schöne Broschüre ergeben. Der Ausstellung selbst hätte eine Beschränkung auf das eigentliche Thema besser getan, zumal man dann das Diorama, die Modelle, Replika und Fundstücke sowie das Boot hätte intensiver präsentieren können. Aber ich will diese Ausstellung, die wohl zum guten Teil auch auf private, örtliche Initiative zurückgeht, nicht schlechter reden, als sie ist. Insgesamt ist das schön gemacht, man bekommt in Ergänzung zum Karlsgraben viele Hintergrundinformationen und muss ja nicht alles lesen. Es ist schon sehr erfreulich, dass Anwohner so die Geschichte ihres Ortes und ihrer Umgebung pflegen.