Vobü – Ausstellung ‚Die Amerikaner in Fürth 1945 – 1995‘ – 2018

Besuch am Donnerstag, 20.9.2018, ca. 1 Std. Die Ausstellung ‚Besatzer, Nachbarn, Freunde – Die Amerikaner in Fürth 1945 – 1995‘ ist in der Hauptstelle der Volksbücherei (Vobü) in der Fronmüllerstr. 22 zu den Öffnungszeiten der Bibliothek noch bis zum 11.10.2018 zu sehen. Veranstalter ist das Presseamt der Stadt Fürth, Kurator Bernd Jesussek.

Tafel in der Ausstellung
Foto: Gerd Walther

Die Fronmüllerstr. 22 mitten im ehemaligen ‚Little America‘ Fürths ist eines der wenigen Gebäude, das noch die alte Army-Farbe trägt (was wohl nicht allen gefällt) und auch die US-Hausnummer 1443. An der Schwabacher Straße lag die US-Tankstelle, dann kam ‚Foodland‘ mit Dosen bis zur Decke schon in den 1960ern, dann das US-Kino mit der Nationalhymne zum Vorstellungsbeginn (wer zu spät kam, musste bis zu deren Ende außen warten), dann eine Reihe Wohnhäuser mit Tischen, Bänken und Grillplätzen, besagte heutige Bücherei, früher Zahnklinik, dann Wohn- und Schlafgebäude für Internats-Schüler der High School nebenan, dann das Sportfeld … Allzu oft kam ein Fürther da nicht hin, wenn er hier nicht arbeitete.

Für die Ausstellung also ein idealer Ort. In 2 Räumen werden etwa 50 Tafeln mit meist 1-2 Fotos und jeweils einem Text gezeigt. Ab und zu kommt ein Lageplan, dazu 4 Vitrinen mit Uniformen, Soldaten-Zubehör, ‚der‘ Fürther US-Fahne und, mindestens ebenso interessant, Souvenirs zur Erinnerung an Germany: Bierkrüge, eine Schwarzwälder Uhr, eine Hummel-Figur etc. Dazu ein altes Radiogerät mit dem Programm des Soldatensenders AFN, der für Nordbayern zuletzt aus Fürth sendete. Eine kleine, überschaubare Ausstellung also, aber mit großer Spannbreite. Die gut gewählten Fotos zeigen häufig den Zustand zu Zeiten der US-Truppen mitsamt Anhang und heute. Gerne wünscht man sich mehr Bilder und eine etwas lockerere Struktur der Präsentation, denn obwohl es sich um eine Armee mit entsprechend straffer Ordnung handelt, waren die Menschen doch zumindest äußerlich umgänglicher. So wurden denn auch bald nach dem Abzug die Bänke und Grillplätze vor den Häusern durch Zäune, Hecken, gepflegtes Grün, einem (zumindest mentalen) ‚Betreten verboten!‘-Schild und einem Park, wo man vieles darf, ersetzt.

Zunächst wirkt die durchaus brettlharte Ausstellung etwas textlastig. Aber man stellt bald fest, dass hier jemand am Werk war, der aus langer Beschäftigung mit dem Thema weiß, wovon er spricht und dies auf den Punkt bringt, auf viele Punkte, aus denen ein spannendes Mosaik entsteht. Da wird ein Bogen gespannt von der großen allgemeinen Weltlage ins kleine Fürth (Entschuldigung) mit einem noch kleineren, aber für jeden einzelnen wichtigen Alltag. Lange sind sie jeweils nicht in Fürth geblieben, vom Kommandeur bis zum einfachen GI, weder (bis 1973) die Wehrpflichtigen, noch die Berufssoldaten. Und kennengelernt haben sie außerhalb des Kasernenareals meist nur Kneipen (in die sie anfangs Musikboxen stellten). Aber sie haben mit ihren Straßenkreuzern und ihrem Lebensstil Farbe und Exotik eingebracht. Und Panzer.

Tafel in der Ausstellung
Foto: Gerd Walther

Mit den detailreichen, aber nie unwichtigen Informationen, den gut gewählten Fotos und anderen Exponaten entsteht so ein Bild, das weit über das Thema hinausgeht, aber doch immer dran bleibt. Etwa wenn es um die Entstehung der verschiedenen Kasernen in Fürth seit dem späten 19.Jh. und ihre Entwicklung, Umformung, Beseitigung bis heute geht. Das sind Lebenswelten, die den meisten Fürthern verschlossen blieben, und das nicht nur aus Gründen der Mentalität. Etwa die PX, das US-Einkaufszentrum an der Waldstraße, wo heute das Phönix-Center liegt. Der Golfplatz auf der Monteith an der Vacher Straße, angelegt um ein Munitionsdepot. Das Zennwald-Depot westlich von Burgfarrnbach, in dem zeitweise Atomwaffen lagerten. Der Soldatensender AFN in der damaligen O. Darby zwischen Flößau- und Fronmüllerstraße. Der US-Knast in den Johnson-Barracks, wo jetzt u.a. Bier gebraut wird…

Wer die sehr sehenswerte, gut und liebevoll gemachte Ausstellung, die leider nur kurz gezeigt wird, versäumt, kann die Texte und Bilder in einem Katalog erwerben.