Besuch am Freitag, 28.2.2015, ca 3 Std. Das Museum war wie immer gut besucht. Trägerin ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Was immer das konkret bedeuten mag, es hat dazu beigetragen, die Politik und Politiker weitgehend aus Entscheidungen fernzuhalten, was nicht hoch genug einzuschätzen ist. Das Deutsche Museum heißt eigentlich „Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“.
Schon als Schüler kam man an Wandertagen hin. Den Lehrern hat’s gepasst, weil – wie im Tiergarten – man nicht raus konnte. Den Schülern hat’s gepasst, weil es im fernen, großen München und besser als der Tiergarten war. Beiden hat’s gepasst, weil sich da was bewegte, man was machen konnte. Wenn es auch nicht unbedingt begriffen wurde, so hat es doch beeindruckt und Interesse geweckt.
Erinnert hat mich die Eingangshalle immer an einen Bahnhof mit ihrer spezifischen Akustik, den Schulklassen und Einzelbesuchern, den Kassahäuschen mitsamt Absperrungen, der Zugangskontrolle wie früher an Bahnhöfen, ohne Bahnsteigkarte ging’s nicht. Und dann sind da auch noch die Lautsprecherdurchsagen. Das Deutsche Museum ist ein Kosmos für sich, auf eine nette Art antiquiert, mit Knöpfchen zum Drücken.
Außerdem kann man sich im Deutschen Museum verlaufen. Das macht’s obendrein spannend. Man kommt fast automatisch in die Abteilungen Schiff- und Luftfahrt. Weil man aber noch so viel Anfangsschwung dabei hat, erlebt man die Exponate eher im verlangsamten Vorbeischlendern, bleibt nur ab und zu mal stehen, dann öfters. Wenn man die Museums-Normalgeschwindigkeit erreicht hat, ist man oft irgendwo, wohin man eigentlich gar nicht wollte, was man auch kaum kennt. Aber da man nun mal da ist… Es wird trotzdem interessant. Die Macht des exzellenten Exponats.
Ich war in den letzten Jahren oft in der Abteilung Telekommunikation, jedes Mal begeistert und natürlich auch neidisch. Die Telekommunikation befindet sich ganz oben ganz hinten. Man könnte sagen Ostsibirien, Kamtschatka. Aber schon die Anreise ist spannend.
Diesmal ging’s gleich in der Schifffahrt in Schiffsbäuche und in den Keller, unbekanntes Terrain. Kabinen und Kommandobrücken, Auswandererschiffe, Einbäume und Dampfschiffchen à la African Queen. Humphrey Bogart lässt grüßen. Und hier ein Knöpfchen und da ein Knöpfchen. Es gibt Museen, in denen man vor modernster Museumsdidaktik die Exponate nicht mehr findet. Auch so kann sich ein Museum überflüssig machen, qua Großeinkauf auf der Ausstellungsausstattungsmesse. Im Deutschen Museum stellt sich meist nur ein Knöpfchen zwischen Betrachter und Exponat, dieses veranschaulichend. Und meist funktioniert‘s sogar.
Auf der Suche nach einer Cafeteria bin ich in den Abteilungen Geodäsie, Informatik, Mikroelektronik gelandet. Die befinden sich in Mittelsibirien, was den Vorteil hat, dass nicht so viel los ist. Man sollte sich immer die Zeit gönnen, stehen zu bleiben bei Fremdem. Den Exponaten die Zeit und Chance zu geben, sich zu öffnen, zu präsentieren, Hirn und Sinne auf Empfang zu schalten. Es ist erstaunlich, wie die Welt durch Vermessung scheinbar näher gerückt ist. Und frappierend dieses Einschleichen von Gegenwart vom Anklopfen früher Rechenmaschinen über die Enigma und Zuses Z4 zum PC. Dazu die unerkannten Parallelwelten, entstand das Herzstück elektronischer Bauelemente, der Wafer, doch schon um 1960, sozusagen beim erstmaligen Besuch des Deutschen Museums. Ab und zu reißt einen nur eine Lautsprecherdurchsage heraus. Schön, dass es den alten Bahnhof noch gibt. Fotografieren ist erlaubt, ins Internet darf man die Fotos nicht stellen.
Ergänzung 29.10.2019: Seit einigen Jahren wird das Deutsche Museum grundlegend umgebaut