Krügemuseum

Besuch am Samstag, 12.1.2019, fast 1,5 Std. Das Krügemuseum ist der ehemals berühmten Creußener Krügeproduktion gewidmet. Seit 2004 ist es im früheren Scharfrichterhaus an der Stadtmauer des alten Ortes untergebracht. Zuvor war es seit 1950 im Torwächterhaus gleich daneben und seit 1888 im Rathaus beheimatet. Trägerin des ehrenamtlich geleiteten Museums ist die Stadt Creußen.

2 Krüge mit Jagdszenen und Trinksprüchen von 1660 (5) und 1687 (6)
Foto: Gerd Walther

Wer sich für Keramik interessiert, dem sind Creußener Krüge ein Begriff, dieses bei etwa 1200°-1300°C gesinterte, d.h. wasserundurchlässig gebrannte Steinzeug. Zusätzlich wurde es mit einer Salzglasur versehen, die einen matten Glanz hervorruft. Vom frühen 17.Jh. bis ins 18.Jh. war die hohe Zeit der Keramik aus Creußen. Mit Modeln wurden Tonapplikationen plastisch aufgebracht und bei einem 2.Brand mit Emaille farbig verziert. Beliebt waren sakrale Motive, Planetenfiguren, Jagdszenen und Wappen sowie Darstellungen insbesondere der deutschen Kurfürsten. Es gab nicht viele Orte in Deutschland mit so hochwertigem Ton. Entsprechend hoch war der Preis. 1789 starb der letzte Creußener Töpfer, doch da hatte sich die vermögende Klientel seit dem frühen 18.Jh. schon dem Porzellan zugewandt. Zu den Krügen treten die braunen Flaschen mit Kerbschnittdekor, Rillen und Wellenlinien und/oder ebenfalls plastisch aufgetragenem Dekor. Für das 17./18.Jh. sehr ungewöhnlich ist der Schraubverschluss, mit dem sie oft ausgestattet sind.

Nun sind Ausstellungen mit Geschirr, sei es aus Ton, Porzellan, Glas oder Metall, nicht jedermanns Sache. So ist es durchaus von Vorteil, dass das Creußener Museum nicht sehr groß ist. Etwa 180 Exponate sind ausgestellt, hinzu kommt ein Video mit Grundlagen zu Herstellung. Das gibt Zeit zu einer intensiven und ausgiebigen Betrachtung der einzelnen Exponate, die zudem knapp, aber fundiert beschrieben sind. Wer schon einmal durch Ausstellungen mit Hunderten von Töpfen, Gläsern, Krügen oder Tellern gegangen ist, weiß, wovon ich rede.

In Creußen hat auch der Besucher, der kein Keramik-Fan ist, Muse, die ganz erstaunlichen Verzierungen und Ausgestaltungen in Ruhe zu betrachten. Nicht allzu lange Texte geben jeweils eine thematische Zusammenfassung, leiten vom Allgemeinen mit der Unterscheidung in Steinzeug (gesintert, also wasserdicht gebrannt bei 1200°-1300°), Steingut (ungesintert, gebrannt bei 1000°, wasserdicht durch eine Glasur), Irdenware (z.B. Fayence, gebrannt bei 800°-1000°, wasserdicht durch eine Glasur) und Porzellan (gebrannt bei 1400°-1500°, wasserdicht) immer mehr auf die Besonderheiten der Krüge und Flaschen aus Creußen. Sehr schön sind die Krüge aus der Sammlung von Otto Burkhardt, der auch das Bayreuther Historische Museum mit einer umfangreichen Sammlung an Fayencen bedacht hat.

(11) Emaillierte Flasche mit Apostelfiguren und Schraubverschluss; (12) Flasche mit Kreuzesdarstellung , daneben die Model
Foto: Gerd Walther

Es ist etwas schade, dass der Bogen vom Krügemuseum in den hübschen Ort Creußen hinein blass und sehr allgemein bleibt. Wo waren denn die Tongruben, die Werkstätten der diversen Töpferfamilien? Wie waren der Abbau, die Produktion, der Handel oft über weite Strecken genau organisiert? Welche zahlenmäßige Bedeutung hatten die in einer Zunft zusammengeschlossenen Töpfer in der und für die Stadt? Wie ging man mit der (Feuer-) gefährlichen Produktion um, zumal ja 1893 fast die halbe Stadt abgebrannt ist. (Töpfer gab’s da aber schon lange nicht mehr in Creußen.) Diese Themen werden zwar am Rande immer wieder schriftlich erwähnt, aber es gibt doch sicher aussagekräftige Abbildungen etwa vom Herstellungsprozess. Selbst wenn sie oft allgemeiner Natur sind, ließen sie sich wohl auf Creußen hin konkretisieren.

So bleibt eine hübsche kleine Ausstellung von Exponaten mit erstaunlich hoher Qualität, in der der Besucher sich voll auf die Krüge und Flaschen konzentrieren kann. Sehenswert ist das allemal auch für diejenigen, die sich per se nicht allzu sehr für Keramik interessieren.