Altes Museum Berlin

Besuch am Sonntag, 19.3.2017, ca 4 Std. Das ‚Alte Museum‘ ist in einem 1823 bis 1830 errichteten klassizistischen Gebäude Friedrich Schinkels auf der Museumsinsel untergebracht. Es enthält die Antikensammlung und einen Teil des Münzkabinetts. Das ‚Alte Museum‘ gehört zu den staatlichen Museen Berlins.

Schon von außen besticht das Museum mit seinen 18 ionischen Säulen der gebäudebreiten Vorhalle. Das Innere wird dominiert von einem dem römischen Pantheon nachempfundenen runden Kuppelsaal, an dessen Wand auf 2 Ebenen Götterstatuen aufgestellt sind. Die eigentliche Ausstellung befindet sich in großzügigen Räumen auf zwei Etagen um den Kuppelsaal herum. Die 1.Etage zeigt Exponate zur Kunst in Griechenland bis zum Hellenismus. Darüber liegt der Schwerpunkt auf Italien mit etruskischer und römischer Kunst, wobei letztere sehr stark von den Griechen beeinflusst war. Ein im Eintrittspreis enthaltener Audioguide ergänzt zusammen mit Texten zu den Raumeinheiten und Erläuterungen zu den einzelnen Exponaten bzw Exponatgruppen sinnvoll den Rundgang. Bei den Griechen kommen noch Infoblätter zum Mitnehmen hinzu. Das passt so zur Information.

Saal mit Bronzestatue ‚Betender Knabe‘, rechts      (300 v.)
Foto: Gerd Walther

Wie auch bei den anderen Museen auf der Museumsinsel haben wir es durchgängig mit hochwertigen Exponaten zu tun. Die Glanzstücke der Ausstellung, etwa die sog. ‚Berliner Göttin‘, der ‚Betende Knabe‘, Büsten u.a. von Caesar und Kleopatra sowie Münzen aus den Anfängen des Münzwesens um 650/600 v. (Chr.) sind nicht isolierte, einsam herausragende Sonderstücke, sondern sind eingebettet in einen fast überreichen Fundus ausgezeichneter Exponate.

Die Präsentation setzt ab etwa 1000 v. in der sog. geometrischen Phase mit Darstellungen von Kriegern sowie Teilen von deren Ausrüstung ein. Die Ausstellung umfasst auf beiden Etagen jeweils den gesamten Lebensbereich, zeigt Heiligtümer und Opferstätten, aus denen ein Großteil der Exponate als Grabbeigaben stammt. Die Darstellungen auf Vasen, Tellern und anderen Artefakten vermitteln einen Einblick in das Alltagsleben, zeigen die Götterwelt wie auch das Menschenbild der Griechen in einer patriarchalisch strukturierten Gesellschaft bzw. von deren Oberschicht. Und das bis zum Makedonien Alexanders des Großen, den hellenistischen Nachfolgestaaten in Ägypten, Kleinasien, Syrien und Makedonien bis zu deren Eroberung durch Rom.

Einen Neuanfang bildet zunächst die Geschichte der Etrusker auf der oberen Etage, auch wenn es durch die Kolonien der Griechen in Italien vielfältige Beeinflussungen gab. Wie bei den Griechen sind es meistens Grabbeigaben und Grabstätten, die uns das Leben dieser Menschen erläutern. Zusätzlich ergänzen immer wieder (fast) komplette Schatzfunde griechischer, skythischer oder römischer Herkunft aus Ägypten, Kleinasien, dem heutigen Polen und aus Hildesheim diese Präsentation.

Büsten von Caesar (Grauwacke, 1 – 50 n.) und Kleopatra (Marmor, 40 – 30 v.)
Foto: Gerd Walther

Nun waren die Römer mehr den praktischen Dingen zugetan, ein Weltreich baut man nicht mit Kunst auf, sondern mit Straßen und Brücken (und Soldaten, die darauf marschieren). Auch hiervon haben Reste bis heute Bestand, was ja auch nicht schlecht ist. In der Kunst griff man auf Kopien griechischer Vorbilder zurück, die in der Ausstellung mitsamt kleiner Veränderungen gemäß dem jeweils neuen Zeitgeschmack der römischen Auftraggeber gut erläutert werden. Sehr schön und sehr sensibel gearbeitet sind die Darstellungen von Kindern, auf die man einen Blick werfen sollte. Bis in die späte Kaiserzeit reicht die Präsentation, die sich am Ende zunehmend auf Büsten von Kaisern und ihres Umfelds konzentriert, was die Gefahr einer leichten Monotonie in sich trägt. Zumindest schlendern am Ende der umfangreichen und intensiven Präsentation die Besucher eher durch die letzten Säle und werfen nur hie und da einen Blick auf die Statuen und Köpfe. Vielleicht wird man auch deshalb kurz vor Schluss im sog. ‚Garten der Lüste‘ mit dem recht freizügigen vorchristlichen Umgang der Antike mit dem Körper und Sex ‚belohnt‘.