Nürnberg – Dürerhaus
Besuch am Donnerstag, 29. 5.2014, Himmelfahrt, und am Sonntag, 11.1.15 jeweils ca 1,5 – 2 Std. Im Eintritt ist ein Audioguide enthalten. Das Dürerhaus war jeweils gut besucht, viele Familien mit kleinen Kindern.
Da hat man nun einen Großen, einen ganz Großen, man hat sogar noch das Haus, in dem er lange gewohnt hat, und man hat seit fast 200 Jahren eine museale Nutzung. Auch die Dürer-Rezeption im Laufe der Zeit wäre ein spannendes Thema. Kurz flackert dies sogar auf, aber wie vieles im Dürerhaus verdruckst, verschämt, halbdunkel, mutlos, kraftlos.
Da erhebt man Dürer zum Genie, ganz egal, ob man ihm damit einen Gefallen tut. Als Besucher wünschte man sich schon einen halb-genialen Einfall, gutes Handwerk würde auch genügen. Man hat Geld reingesteckt in moderne Museumsdidaktik: Touchscreens, durchaus aufwändig gestaltet. Aber das ist alles lieblos und kalt.
Im Erdgeschoss die Kasse mit der Ausgabe der Audioguides. Dann, neben den Garderobeschränken, auf dem Weg zu den Toiletten in modernem Ambiente zwei Touchscreens mit Werken Dürers und der Thematisierung des bekannten Portraits. Zwar ist der Ort unglücklich gewählt, aber beim Portrait blitzt kurz ein interessanter Ansatz auf: das neue Menschenbild der Renaissance, Dürer wie Jesus.
Eine Etage höher folgen Räume mit einer alten Einrichtung, wie man sich um 1871 die Dürer-Zeit vorgestellt hat. Man hat den Eindruck, als schäme man sich, statt diese Vorlage offensiv aufzunehmen. Aspekte zu Dürer werden in halbdunklen Räumen mit Flachbildschirmen und Touchscreens angerissen. Moderne Museumstechnik kann auch ein Fluch sein und das Ende einer kreativen Ausstellungsgestaltung. Die – man möchte fast sagen – obligatorische Küche ist der einzige wohl authentische Raum aus der Dürerzeit und deshalb auch oft fotografiert. Sie schaut in ihrer Leblosigkeit eher aus wie eine aufgeblasene Puppenküche.
Von der nächsten Etage erhofft man, dass es endlich zur Sache geht. Im Gang hängen Touchscreens zum künstlerischen Umfeld Dürers. Im Gang. Davon gehen ab ein kleiner Raum links und ein großer rechts. Links steht eine alte Druckerpresse. Die ist wohl zur Vorführung gedacht, es gibt aber keine. Dazu modernes 80-gr-Papier im 500er Pack, ein Ventilator, anderer Krimskrams des Personals. Man hat wohl keine Zeit mehr gehabt aufzuräumen. Trist. Es gab doch in Nürnberg auch Papiermühlen. Warum geht man nicht mit echten Dokumentationen rein in die Arbeitsbedingungen zur Dürerzeit?
Im anderen Raum, dem größten, fertigt eine Mitarbeiterin Grafiken. Dazu stehen Utensilien von Kupferstechern und Malern herum, Farben, Pinsel, mit denen Dürer gearbeitet haben könnte. Bleiweiß, eine schöne Schusterskugel. Warum integriert man Dürer und die Dürerzeit nicht in ein Gesamtensemble? Man kann schon den Ansatz haben, dass Künstler Arbeitstechniken vorführen. Aber dies ist fast die Hälfte der Ausstellungsfläche – und Dürer wird im Treppenhaus und auf dem Gang zum Klo gezeigt. So ist es ist hier eher Ausdruck von Phantasielosigkeit, die die Gestaltung des ganzen Hauses bestimmt. Aus diesem Schatz macht man nichts. ‚Nürnberg in der Renaissance‘ könnte ein spannendes Thema sein. Die Peter-Flötner- Ausstellung im Dachgeschoß belegt es beim 2. Besuch.
Und der Audio-Guide? Da kaut einem die fiktive Frau Dürer mit Plattheiten fast bis hin zu Kochrezepten das Ohr ab. Museum, das ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die auch Spaß machen kann. Da sind Sonnenbergers G’schicht’n kontraproduktiv.