Bad Staffelstein – Stadtmuseum

Besuch am Sonntag, 4.Juli 2021, ca 1 Std. Das heutige Stadtmuseum besitzt eine Geschichte seit 1906 zunächst als Victor-von-Scheffel-Museum, dann Heimatmuseum. Sie ist geprägt von diversen Höhen und Tiefen, Auslagerungen, Umzügen und den Impulsen Einzelner in der Gemeinde, die eigene Geschichte zu bewahren und zu zeigen. Das Museum ist nach Räumlichkeiten im ehemaligen Spital und im Rathaus seit 1990 in der alten Schule untergebracht. Trägerin ist die Stadt Staffelstein, seit 2001 Bad Staffelstein.

Blick in die Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte,
Foto: Gerd Walther

Das Museum erstreckt sich über 2 Etagen im Ober- und Dachgeschoss mit Treppenhaus. Bei den Räumen im Obergeschoss dürfte es ich um ehemalige Klassenzimmer handeln. Dazwischen liegt ein kleiner Zwischen-Raum, der dem berühmtesten ‚Sohn der Stadt‘, dem Rechenmeister und Rechenpädagogen Adam Riese gewidmet ist. Der hell und übersichtlich gehaltene Raum links daneben umfasst die reichen geologischen Funde des Umlands, Versteinerungen von Pflanzen und Tieren, Mammutknochen, Exponate zur Vor- und Frühgeschichte bis hin zur Zeit der Völkerwanderung (um 400 n.). Mit dem als Modell ausgestellten Staffelberg als bedeutendem Siedlungsschwerpunkt seit der Mittelsteinzeit (ca 9500 v.) bis zu den Kelten (um 400 n.) besitzt man auch eine wahre Fundgrube ganz in der Nähe. Zu einem Zeitstrahl entlang den Wänden gruppieren sich die Exponate, ohne den Raum zu verstellen.

Leider ist dieses Gestaltungsprinzip beim nächsten Raum zur Zeit vom Mittelalter bis zum ‚Dritten Reich‘ aufgegeben worden. Zwar hat man auch hier recht interessante Exponate zum Rathaus, der Marktgerechtigkeit (1130), zur Stadterhebung (1415), der Gerichtsbarkeit, dem Stadtbrand von 1648 etc. Aber so richtig zur Geltung kommen sie in ihren Distanz schaffenden Vitrinen nicht. Wieso man eine Wallfahrt nach Gößweinstein hervorhebt, aber die wohl auch wirtschaftlich große Bedeutung der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen gleich vor der Haustüre wenig beleuchtet, habe ich nicht so ganz verstanden – zumal zahlreiche Exponate zur Religiosität und Volksfrömmigkeit ausgestellt sind.

Ausbaufähig ist die Ausstellung im Dachgeschoss,
Foto: Gerd Walther

Verschenkt hat man leider den Platz im Dachgeschoss bei schönen Exponaten und einem im Grunde richtigen Ansatz, die Geschichte des Museums betreffend. Denn natürlich gehört die Tafel zum Victor-von-Scheffel-Museum ausgestellt. Dabei könnte die Darstellung der zeitbedingten und regional hohen Wertschätzung für den Dichter über das ‚Frankenlied‘ hinaus auch kritische Töne enthalten. Die alten Vitrinen zur Sammlung von Johanna Kraus sind hübsch. Aber inhaltlich wiederholt sich hier großteils, was unten besser aufbereitet ist. Man hat den Eindruck, dass der Mut fehlte, diese Sammlung für sporadische Sonderausstellungen wegzupacken. Stattdessen könnte anhand alter Exponate zu Scheffel, wenigen Exponaten und Vitrinen aus der Sammlung Kraus ein interessanter Blick auf die Geschichte des Museums und damit Staffelsteins ermöglicht werden. Und man hätte den größeren Raum frei für die Präsentation zur Geschichte Staffelsteins im 19. und 20. Jh. bis hin zur Ernennung zum Bad Staffelstein 2001. Denn die wird jetzt nicht sehr glücklich im Treppenhaus angesprochen. Oder nehmen wir die frühe Anbindung Staffelsteins 1845/46 an das Eisenbahnnetz der Ludwig-Süd-Nord-Bahn. Auch der Entwicklung des Vereinswesens, des Zusammenlebens überhaupt und der Wirtschaft könnte mehr Platz eingeräumt werden. Hat man doch zum zeitweiligen Weinanbau, zu Brauereien und der Porzellanfabrik mit den Vertreter-Koffern sehr schöne Exponate.

Aus dem Stadtmuseum in Bad Staffelstein ließe sich mehr machen, würde man das Dachgeschoss sinnvoll nutzen. Nach der übersichtlichen Darstellung der Vor- und Frühgeschichte sollte man der Ortsgeschichte selbst den Platz einräumen, den sie verdient und wozu man gute Exponate hat. Insgesamt haben wir ein auch jetzt interessantes, aber ausbaufähiges Museum in einem schönen Ort vor uns, eingebettet ins hübsche Maintal zwischen dem Staffelberg, der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen von Balthasar Neumann und Kloster Banz ganz in der Nähe.