ETA Hoffmann-Museum Bamberg

Besuch am Sonntag, 17.7.2016, ca. 2,5 Std. Das ETA Hoffmann-Museum wurde seit 1928/30 sukzessive in dem Haus eingerichtet, in dem der romantische Dichter, Komponist, Grafiker zwischen 1809 und 1813 in den oberen beiden Etagen mit seiner Frau wohnte. Die letzte große Neugestaltung des Museums erfolgte 1999 bis 2009. Trägerin des Hauses/Museums ist die ‚ETA Hoffmann Gesellschaft‘. Das Museum hat nur in den Sommermonaten geöffnet. Eigentlich ist es ein Häuschen, gerade mal zwei Fenster breit, die unteren beiden Stockwerke bewohnte der Hausherr. 1808 war Hoffmann nach Bamberg gekommen. Als preußischer Jurist infolge der napoleonischen Kriege ohne Beschäftigung (und ohne Geld) kam er hier als Musikdirektor ans Theater – und scheiterte prompt. Mühsam hielt er sich mit Hilfe von Freunden über Wasser, komponierte, schrieb Rezensionen, erteilte Musikunterricht. Als erstes literarisches Werk entstand 1809 ‚Ritter Gluck‘. Es war in jeder Hinsicht ein rauschhaftes Leben – und sicher hat er sein elendes Dasein in Bamberg auch kräftig schöngetrunken.

Im Spiegelkabinett Foto: Gerd Walther

Im Spiegelkabinett
Foto: Gerd Walther

Man hat gut daran getan, das Museum nach 1999 von einem Bühnenbildner einrichten zu lassen. Fulminant, wenn man bei dem dünnen Häuschen überhaupt davon reden will, ist schon der Eintritt mit den Spiegelungen von Gesichtern Hoffmanns im Spiegelkabinett. Der schmale Gang wird durch eine Anamorphose an der Decke verbunden, ein Zerrbild, das sich erst am hinteren Ausgang als Gesicht Hoffmanns erschließt. Fragilität, Spiegelungen, die Fragwürdigkeit des Seins überall. Großartig auch der klitzekleine Park mit Anspielungen auf das literarische und musikalische Werk Hoffmanns.

Im 1.Obergeschoss wird hinter der Kasse in einem Raum das Leben Hoffmanns bis zum Ende seiner Bamberger Zeit dokumentiert. Nach dem Untergeschoss ein durchaus angenehmer Kontrast, sachlich informativ mit Texten, Bildern, Handschriften Hoffmanns. In den hinteren Räumen befinden sich 2 Bühnenmodelle nach Zeichnungen Hoffmanns zum ‚Käthchen von Heilbronn‘, das er in Bamberg inszenierte. Dazu die Ausstellung ‚Hoffmann enlighted‘. Nach dem Versprechen des Untergeschosses hätte ich mir hier ebenfalls eine raumgreifende künstlerische Auseinandersetzung gewünscht, aber es verzahnt sich nicht.

Handschrift ETA Hoffmanns Foto: Gerd Walther

Handschrift ETA Hoffmanns
Foto: Gerd Walther

Das 2.Obergeschoss mit Hoffmanns ehemaligem Lebensbereich beginnt zunächst mit einem Bühnenmodell zu seiner romantischen Oper ‚Undine‘, 1816 in Berlin uraufgeführt. Dahinter wird im Wohnzimmer wieder ein sachlicher Überblick über die Jahre v.a. in Berlin bis zu seinem Tod 1822 mit 46 Jahren geboten – mitsamt den Auseinandersetzungen um die ‚Demagogenverfolgungen‘. Guckkästen zum Gedankenmikroskop aus dem ‚Meister Floh‘ beleuchten diese Nachtseite menschlichen Denkens, Redens (und Handelns). Nicht zu vergessen das berühmte Loch in der Decke zum sog. Poetenstübchen, dem eigentlichen Reich Hoffmanns – neben verschiedenen Trinkstätten. Im hinteren Bereich ist eine Sonderausstellung in einem Vortragsraum sachlich und knapp präsentiert.

Man wünscht sich eigentlich die theaterhafte Raumgestaltung durch das ganze Haus, dazu im Kontrast die Räume mit den äußeren Lebensdaten. Das Poetenstübchen ist fast spartanisch eingerichtet. Die Absperrung vor einem Tafelklavier, wie Hoffmann eines besessen hatte, macht es nicht besser. Hätte man auf diesen äußerlichen Gegenstand nicht lieber verzichten sollen, um der Seele und Poesie Hoffmanns mehr Platz zu bieten? Im hinteren Raum, wie eine Etage darunter existierte er zu Hoffmanns Zeiten noch nicht, wird sein musikalisches Werk akustisch mit moderner Museumsdidaktik vorgestellt.

Das Museum gibt insgesamt die Leben ETA Hoffmanns anschaulich wieder und hat dort seine Glanzpunkte, wo versucht wird, in sein Seelenleben und das seiner Werke einzudringen. Vielleicht könnte man noch einmal zu einem künstlerisch orientierten Ansatz der Annäherung an diesen Romantiker zurückfinden und das gesamte Haus wie im Erdgeschoss durchkomponieren. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.