Museum HopfenBierGut Spalt

Besuch am Mittwoch, 6.9.2017, ca. 2 Std. Das ‚Museum im Kornhaus Spalt – HopfenBierGut‘ ist in einem mächtigen Fachwerkhaus aus dem Jahr 1457 untergebracht. Haus wie Ausstellung wurden zwischen 2009 und 2015 aufwändig saniert. Es beherbergt heute auf seinen drei Ebenen neben dem Museum die TouristInfo. Trägerin des Museums, das 2017 mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet wurde, ist die Stadt Spalt.

Videoinstallation zum Hopfenjahr
Foto: Gerd Walther

Schon das 36 x 13 m große und 20 m hohe Gebäude, dessen obere Etagen aus Fachwerk bestehen, ist bemerkenswert. 1456/57 als Zehntscheune für den Eichstätter Bischof erbaut, ging das Kornhaus 1862 in den Besitz der Stadt über und diente als Hopfenlager, zwischen 1897 und 1984 auch als Hopfensignierhalle. Nur konsequent ist es, den berühmten Produkten des Spalter Umlands und der Brauerei dieses Haus zu widmen.

Im 2. Obergeschoss beginnt die Ausstellung mit einem interaktiven Stadtplan, der die wichtigsten (Hopfen-)Plätze der Stadt zeigt. Eine App ermöglicht es den Besuchern nach dem Museumsbesuch, den mit seinen Hopfenhäusern ebenso charakteristischen wie schönen Ort zu erkunden. Die oberste Etage dient der Darstellung des Hopfenanbaus. Man befindet sich trotz einiger Raumteiler in einem großen Gesamtraum, dessen alte Farbigkeit v.a. am Gebälk erhalten geblieben ist. Das gibt dem modernen Umbau ein ganz eigenes, urtümliches Gepräge. Natürlich verwendet man moderne museumsdidaktische Medien: etwa Hörstationen, in denen von Zeitzeugen alte Arbeitsweisen erläutert oder der Wandel der Wirtshauskultur betrauert werden. Dazu Duftstationen, eine hufeisenförmig arrangierte Video-Installation zum Hopfenjahr umschließt die Besucher, hinzu kommt z.B. eine Installation zu Wirtshäusern in Deutschland und anderen Ländern inkl. O-Tönen der Lokale. Das ist mit viel Kreativität und Feingefühl gemacht und kommt ganz leicht rüber, was auch eine Kunst ist. Zudem sind die modernen Gestaltungsmittel dezent eingesetzt, unterstützen die Exponate, treten nie in Konkurrenz zu ihnen oder verdrängen sie gar.

Wir haben es beim Hopfen mit einer arbeitsaufwändigen Sonderkultur zu tun, die auch optisch mit ihren ca 7 m langen Stangen die Landschaft bestimmt, eine dreidimensionale Landwirtschaft. Und ehe moderne Erntemaschinen seit den späten 1950ern eingesetzt wurden, prägten im August/September tausende Erntehelfer für ca 2 Wochen den Ort. Auch dies wird anschaulich mit Tagebuchaufzeichnungen und Fotos dokumentiert. (Meine Mutter war als BDM-Mädchen auch einmal in Spalt, hatte dies aber ob der harten Arbeit und der kargen Unterbringung eher in schlechter Erinnerung.)

Erinnerungen eines Erntehelfers aus dem Saarland 1945
Foto: Gerd Walther

So aufwändig wie der Anbau und die Ernte war auch die Weiterverarbeitung des Hopfens: lagern, trocknen, darren, versandfertig machen. Die Gebäude im Ort belegen dies ja bis in die Gegenwart. Auch der Ort erhielt sein spezifisches Gesicht. Der Hopfenhandel wird erwähnt, der lange Zeit in den Händen von Juden lag, Hopfenjuden, oft aus Nürnberg und Fürth. Nach Anbau und Verarbeitung geht’s mit der Bierherstellung und Wirtshauskultur zum dritten Schwerpunkt des Museums. Auch hier spielt Spalt mit seiner inzwischen sehr seltenen kommunalen Brauerei eine Sonderrolle. Sie gehört der Stadt, den Bürgern, wenn man so will. Der Bürgermeister ist zugleich auch Geschäftsführer der Brauerei.

Das wird alles sehr schön, ruhig, abwechslungsreich und informativ gezeigt, ein kurzweiliger Gang durch einen interessanten Aspekt von Alltagsgeschichte (zumindest für Biertrinker), der am Schluss noch mit einem Glas Bier (0,2 l) belohnt wird. Im Bereich für Sonderausstellungen ergänzt bis Ende Oktober eine Sammlung von Bierkrug-Medaillons v.a. des 19.Jhs die Dauerausstellung. Vielleicht ließe sich einmal eine Ausstellung zu den Hopfenjuden und zur Frage gestalten, was den Hopfen zur Spekulationspflanze machte.