Stadtmuseum Fürth – Ausstellung Bobby-Car

Besuch am Sonntag, 19.2.2023, ca 45 Minuten. Die Ausstellung ’50 Jahre BIG-BOBBY-CAR – der große Kult im Kinderzimmer‘ ist noch bis zum 16.4.2023 zu sehen. Trägerin des Stadtmuseums ist die Stadt Fürth.

Blick in die Austellung
Foto: Gerd Walther

Blick in die Austellung
Foto: Gerd Walther

„Seit das Bobby-Car von 50 Jahren fahren gelernt hat, veränderte es sich optisch nur wenig…“, beginnt der Flyer des Museums zur Ausstellung. Und genau darin liegt das Problem. Was soll man zeigen, wo doch auch ohne Ausstellungsplakat jeder weiß, wie der rote Rutscher aussieht? Also sieht man bei den etwa 20 präsentierten Bobby-Cars (oft für Firmenwerbungen entstandene) Varianten, die einmal mit Pril-Blumen beklebt sind, einmal mit Dalmatiner-Fußstapfen (zum Film), einmal mit Sternchen, dem Emblem des Europaparks Rust etc. Fast schon außergewöhlich ist der Rutscher in blau mit Nivea-Aufkleber oder der gelbe mit ADAC- Aufkleber. Da sind noch die vier von Künstlern gestalteten Bobby-Cars zu nennen, bis auf das des Designers Philippe Starck jeweils mit spezifischen Aufklebern. Das mag als optischer Background bei einer Messe angehen, zumal dort die Erwachsenen evtl. auch den Hinweis „Bitte nichts anfassen!“ beherzigen. Aber für ein Museum?

Ergänzt werden die Autos durch Werbefotos der Firma, die vermutlich die gesamte Ausstellung zu gut 90 % gestaltet hat. Man muss schon Werbefotos mit Kindermodels im Vorschulalter und nichtssagenden Bildunterschriften mögen, um daran Gefallen zu finden. Wenn man die Ausstellungsgestaltung weitgehend einer Firma überlässt, macht die Werbung, wie sie es gewohnt ist, auch wenn diese in einem Museum deplaziert ist. Hinzu kommen noch vier Fotos der Stadt – eines davon mit dem Oberbürgermeister – von einem Bobby-Car-Rennen 2007 in Fürth in Analogie zu früheren Seifenkistenrennen sowie vier Fotos der Künstler davon drei mit ihren Beklebungen. Am Ende/Anfang der Präsentation sieht man 6 Fotos und 1 Video von der Fertigung, die sich seit 1999 in Burghaslach befindet..

Blick in den Spielbereich zur Ausstellung am Museumseingang. Ein Spielteppich in der Ausstellung wäre für Kleinkinder sinnvoller.
Foto: Gerd Walther

Blick in den Spielbereich zur Ausstellung am Museumseingang. Ein Spielteppich in der Ausstellung wäre für kleine Kinder sinnvoller.
Foto: Gerd Walther

Auf mehreren Texttafeln wird die nicht ganz übersichtliche Firmengeschichte der 3 Brüder Johann, Georg und Leonhard Höfler erläutert, die mal zusammengingen, mal getrennt Firmen aufbauten. Zu den Eckdaten gehört die Gründung einer Firma für Kleinspielzeug (z.B. für Wundertüten) 1923 in der Mathildenstr.44, was ein Jubiläum für eine umfassendere Ausstellung gewesen wäre. 1925 (bis 1999) erfolgte der Umzug in die Hardstr.70. 1938 eröffnet Johann eine Metallspielwarenfabrik in der Lange Straße, die im Krieg zerstört wird, so dass 1951 in der Erlanger Str.46-48 ein neues Werk gebaut wird. Aber Johann geht 1954 pleite, Leonhard übernimmt, bzw. sein Schwiegersohn Ernst Bettag. Der steigt bald von Blech- auf Plastikspielzeug um, nennt die Firma 1962 BIG-Spielwarenfabrik, lässt 1972 das Bobby-Car entwickeln und baut Mitte der 1960er ein größeres Werk in Stadeln. Nach einem Großfeuer 1999 kommt der Neuanfang in Burghaslach, doch Bettag stirbt 2003 plötzlich. 2004 wird BIG an die Simba Dickie Group mit Sitz in Fürth-Stadeln verkauft.

Aber das ergibt noch keine Ausstellung, v.a. keine für kleine Kinder, denn die sind ja angesprochen. Im Eingangsbereich stehen 2 Bobby-Cars, mit denen man auf ca 20 qm herumrutschen kann. Das ist eher lieblos gestaltet, eine Pflichtübung. In meiner Anwesenheit kamen 2 junge Familien jeweils mit 2 kleinen Kindern in die Ausstellung. Die Kinder wollten natürlich die Autos anfassen und benutzen, während die Eltern das zu verhindern suchten. Alle waren unzufrieden, die Eltern, weil sie Stress hatten, die Kinder sowieso. Gesehen haben sie nichts, waren 10 Minuten in der Ausstellung, 10 Minuten bei den beiden Bobby-Cars am Eingang und dann wieder draußen.

Ein Museum sollte durch geeignete museumspädagogische Angebote Kinder sinnvoll beschäftigen, so dass Kinder wie Eltern etwas vom Besuch haben. Etwa durch ein einfaches Brettspiel zur Firmengeschichte mit kleinen Bobby-Cars als Spielfiguren. Oder einen Spielteppich mit Straßen für Mini-Bobby-Cars. Die Bobby-Cars sollten an der Wand außerhalb des Greifbereichs kleiner Kinder hängen. Man hätte auch einen Aufruf für Kinderfotos mit Bobby-Car starten können, also mit echten Kindern etcetc. Es wäre die Aufgabe des Museumsteams gewesen, über die Zugaben der Firma BIG hinaus eine museumsadäquate Ausstellung spannend und interessant für kleine und große Besucher*innen zu gestalten.