San Marco mit Museum

Besuch am Mittwoch, 10.5.2017, ca. 2 Std., und auch früher öfters. Die Basilica San Marco wurde nach zwei Vorgängerbauten 1096 geweiht und bis ins 15. Jh. mehrfach verändert. Sie war bis zur Eroberung Venedigs durch Napoleon 1797 die Kirche der Dogen von Venedig, also Stadtkirche. Die Bischofskirche war San Pietro di Castello am Ende der Stadt. Ich wollte eigentlich gar nicht rein, aber zu meinem Erstaunen stand nicht die übliche Menschenschlange vor dem Eingang. Der Besuch der Kirche ist kostenlos, die Schatzkammer, die Pala d’Oro und das Museum kosten etwas. Man sollte hier nicht geizen.

Foto: Gerd Walther

Und man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass fast alles in der Kirche geklaut ist bzw. aus der Eroberung Konstantinopels 1204 durch ein Kreuzfahrerheer unter Venedigs Führung finanziert wurde. Die Mischung von byzantinischem und romanisch-gotischem Stil prägt das Innere der Basilika, die, ungeachtet der Herkunft der Stücke, außerordentlich schön ist. Verantwortlich dafür ist wohl die Grundatmosphäre der nicht einmal übermäßig großen Kirche. Ein byzantinisches Kreuz liegt dem Bau zugrunde. Um die zentrale Vierungskuppel scharen sich vier etwa gleich große Kuppeln, die nur zum Eingang hin durch eine Vorhalle erweitert werden. Prägend für die rel. dunkle Kirche sind die Goldmosaiken der Kuppeln. Es verwundert nicht, dass sich die Menschen hier dem Paradies, wie sie es sich dachten, nahe fühlten.

Vom Mosaikfußboden über die von Säulen flankierten oder unterbrochenen Marmorwände bis zu den Mosaiken der Kuppeln haben wir es durchgehend mit höchstwertigen Kunstwerken zu tun. Schließlich war Venedig vom 11.-15. Jh. eine führende Macht in Europa. Und San Marco sollte dies allen Besuchern zeigen. Sie tut es heute noch. Besonders inszenieren muss man hier nichts. Man ist am authentischen Ort. An die Bitte, leise zu sein, halten sich die Besucher, ans Fotografierverbot nicht. Wie auch.

Wenn außen keine Menschenschlange steht, verläuft sich auch innen das Publikum, so dass man nicht aus der 2. oder 3.Reihe heraus betrachten muss. Dies gilt umso mehr für die Bereiche, für die man Eintritt bezahlt. Aus der Schatzkammer hat sich schon Napoleon kräftig bedient, doch auch die Venezianer selbst im wirtschaftlichen Niedergang. Sie enthält besonders wertvolle Einzelstücke, häufig Reliquienschreine zur Aufbewahrung der Knochen berühmter Heiliger, Amphoren, Kelche, Gefäße und andere Utensilien für den kirchlichen Gebrauch. Sie sind oft klein, man sollte sich die Zeit nehmen und genau hinschauen auf diese ganz außergewöhnlichen Kunstwerke, entstanden seit dem 3./4. Jh.

Einen weiteren Höhepunkt bildet die Pala d’Oro, ein Altaraufsatz von 1,40 x 3,45 m, bei der sich Medaillons, Emailarbeiten, Perlen und Edelsteine in einem großem vergoldeten Silberrahmen um einen ‚Thronenden Christus‘ im Mittelfeld wechselseitig steigern. Gleich daneben eine wunderschöne bronzene Sakristeitüre. Vor der Pala d’Oro tragen vier reich mit kleinen Figuren ummantelte Säulen aus orientalischem Alabaster den Hauptaltar mit den Reliquien des Evangelisten Markus. Auch geklaut, wenn’s denn überhaupt stimmt.

Foto: Gerd Walther

Das Museum befindet sich im Obergeschoss mit Zugang zum Balkon mit den 4 Pferden und einem schönen Ausblick auf die Piazza und die Piazetta. Seit 1982 befinden sich die Originale im Museum, 4 wunderschöne Bronzepferde, die man jetzt aus nächster Nähe gut betrachten kann. Sie gehörten ursprünglich wohl zur Quadriga des Streitwagens der Siegesgöttin Nike etwa aus dem 4. Jh. v., aber einig sind sich die Fachleute da nicht. Bis 1204 standen sie in Konstantinopel, später haben sie auch einmal Napoleon gefallen. Doch das Museum hat viele interessante Exponate aus der Basilika, Mosaike, Teppiche, Buchmalereien etc. von hoher Qualität. Zudem ist man hier den Deckenmosaiken auf dieser Seite der Basilika nahe.