Pommelsbrunn – Heimatmuseum

Besuch am Sonntag, 19. Juli 2020, ca. 1,5 Std. Träger des 1996 eröffneten ‚Naturkundlichen Heimatmuseums‘ im früheren Schulhaus nebst modernem Anbau ist der ‚Heimat- und Museumsverein‘ im Zusammenwirken mit der Gemeinde Pommelsbrunn. Das Museum ist größer, als es zunächst scheint. Zum wohl ursprünglichen ‚klassischen‘ Heimatmuseum zeigt es auf den oberen Etagen Abteilungen zu Flora und Fauna des Umlands, zur Höhlenforschung und Geologie des Jura mitsamt dem Nachbau einer Höhle (sowie einen Raum mit Zinnfiguren). Das bekommt dem Museum ebenso gut wie der Sachverhalt, dass man den einzelnen Ausgestaltungen die unterschiedliche Entstehungszeit ansieht. Wieso soll ausgerechnet ein Museum keine auch nach außen sichtbare Geschichte haben?

Blick in die Installation zur den Tieren des Waldes
Foto: Gerd Walther

Zunächst wird die Lage Pommelsbrunns an der sog. ‚Goldenen Straße‘ von Prag über Nürnberg nach Frankfurt beleuchtet, dann die Zerstörung im 30jährigen Krieg. Anschaulich durchbrochen wird diese sachliche Darstellung immer wieder durch Dioramen mit Zinnfiguren. Man sollte hier die historische Exaktheit nicht unbedingt mit der Goldwaage messen. In der Folge wird allerdings vieles v.a. zum 19./20. Jh. allzu knapp angerissen, wo man sich eine Vertiefung wünscht. Etwa in der Landwirtschaft mit dem Auf und Ab des Hopfenanbaus. Oder zum etwa 1900 im Gefolge der Eisenbahn einsetzenden Fremdenverkehr, bis in den 1960ern Rimini und Jesolo interessanter wurden. Oder die Industrialisierung an den beiden Mühlen durch Hammerwerks- und Bronzepulver-Fabrikanten aus Fürth. Beim KZ-Außenlager Flossenbürg in Hersbruck – direkt beim Freibad gelegen – sowie beim Doggerwerk im und am heutigen Stausee Happurg nimmt man das Dunkel der Geschichte allzu wörtlich. Eine schlecht beleuchtete Vitrine beinhaltet auf 3 Ebenen mit je einem Foto die KZ-Kommandantur in Hersbruck sowie den Eingang zum Doggerwerk. In den Houbirg-Berg trieb man 1944/45 Stollen zum Bau von Flugzeugmotoren für BMW. Ein weiteres Foto zeigt das Mahnmal (im Wald) bei Schupf. Das erinnert – wie ein weiteres (im Wald) bei Hubmersberg – an Leichenverbrennungen auf offenem Feld. Das KZ-Krematorium bei Förrenbach (mit Denkmal im Wald) schaffte die Menge der toten KZ-Häftlinge nicht mehr. Vernichtung durch Arbeit hieß das. Heimat-Geschichte hat mitunter auch hässliche Seiten. Ein paar Fotos und Bücher tun’s da nicht, auch wenn’s nicht leicht fällt.

Das 2.Obergeschoss zeigt zunächst Natur- und Lebensräume der Umgebung. In anschaulichen Inszenierungen wird die Landschaft im Wandel vorgestellt. Der Hutanger hat weitgehend seine Funktion verloren, Streuobstwiesen sind für den wirtschaftlich betriebenen Obstbau wenig rentabel, Hecken stören häufig den Flächenbedarf moderner Landwirtschaft mit entsprechendem Fuhrpark. Sehr schön groß und eindrucksvoll ist der Lebensraum Wald dargestellt, wobei viele Tiere über eine Medienstation aufgerufen werden können.

Fluoreszierende Mineralien
Foto: Gerd Walther

Durch einen Raum mit Zinnfiguren-Dioramen z.T. ohne engeren heimatgeschichtlichen Bezug, die wohl dem Initiator des Museums Dr. Otto Braun geschuldet sind, gelangt man zu Mineralien und Kristallen. Hier wünscht man sich doch ab und zu eine große Vergrößerung, um abwechslungsreich den Blick für deren Schönheit zu schärfen, einen Blick, der mittlerweile v.a. für Laien durch die Masse der Exponate leicht abstumpft. Aufkommender Monotonie sollte man entgegenwirken, die Exponate hätten’s verdient. Das gilt auch für die gut gemachte, bisweilen etwas textintensive Abteilung zu den Fossilien des Jura mitsamt einer nachgebauten Höhle direkt unter dem Dach. In Zusammenarbeit mit der ‚Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg‘ ist auch am Ende des Rundgangs noch einmal ein spannend gemachter Raum gelungen.

In Pommelsbrunn ist ein gut gemachtes, interessantes und informatives ‚Naturkundliches Heimatmuseum‘ mit einem weit gefassten Heimatbegriff hinein in die Landschaft und ihre Geologie entstanden. Allerdings franst das Museum gegen Ende etwas aus. Man sollte sich v.a. aber überlegen, wie man die sehr interessante Geschichte der Menschen hier im 19./20. Jh. ausführlicher und intensiver gestalten könnte. Man kann zudem versuchen, über die spannende und abwechslungsreiche Präsentation zu einem abermaligen Besuch anzuregen. Wer’s auf einmal nicht schafft, ein Besuch des Heimatmuseums im hübschen Pommelsbrunn in reizvoller Landschaft lohnt sich allemal.