Coburg – Naturkunde-Museum

Besuch am Samstag, 24.6.2023, etwas über 1,5 Std. Das Naturkunde-Museum Coburg ist schön gelegen am Hofgarten in halber Höhe zwischen Schloß Ehrenburg in der Stadt und der Veste Coburg oben. Es geht auf eine lange Tradition des Sammelns der Herzöge zurück. Als Eröffnungsdatum gilt das Jahr 1844. Trägerin des Museums ist die Coburger Landesstiftung, verwaltet wird das Gebäude von der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Foto: Gerd Walther

Das Museum umfasst in 16 Räumen bzw. Sälen auf 2000 qm die Abteilungen Mineralogie, Geologie, Erdgeschichte, Wirbellose, Urmenschen, Archäologie, Völkerkunde und einen Bereich zur eigenen Museumsgeschichte. Auf den 1.Blick ist das viel und erinnert ein wenig an einen Gemischtwarenladen: von (fast) allem etwas. Aber die breite Aufstellung ergibt sich aus der Geschichte des Museums und ist nie oberflächlich. Denn das Museum bekennt sich zu seiner langen und interessanten Geschichte aus herzoglichen und anderen Kunst- und Naturalienkabinetten, Tiersammlungen und Herbarien, erwähnt diese nicht nur, sondern greift sie auch in den Raumgestaltungen bis hin zu alten Vitrinen immer wieder auf. Warum soll ausgerechnet ein Museum keine darstellenswerte Geschichte haben und diese auch zeigen? Zudem bleibt der Bezug zum Coburger Raum bis hin zu einer Märbelmühle, in der Schusser hergestellt wurden, erhalten.

Die Ausstellung ist teils im alten Museumsgebäude von 1914, teils in einem damit verbundenen Neubau untergebracht, der 1996 eröffnet wurde. In beiden Bereichen ergänzen sich Inszenierungen und Rauminstallationen mit nüchtern-sachlichen Präsentationen in Vitrinen. Das beginnt schon bei der Geologie, wo eine nachgebaute Höhle mit Vitrinen im Gang korrespondiert, in denen man die einzelnen Exponate in aller Ruhe betrachten kann. Oder nehmen wir die Landschaftsdioramen zur Tier- und Pflanzenwelt Mitteleuropas bzw. der Lebenswelt in den Rocky Mountains Nordamerikas. Hier sind die einzelnen Lebensbereiche in sehr liebevoll gestalteten Großvitrinen untergebracht, während außen herum knappe Infos zu den ausgestellten Tieren und Pflanzen geliefert werden. Dazu immer wieder Vertiefungen in die Evolution der Tiere oder die Präsentation von Details wie unterschiedliche Fellarten, die spielerisch zum Berühren aufbereitet sind. Eine Etage höher sind einzelne Tiere aus verschiedenen Erdteilen in Vitrinen ausgestellt, etwa ein Bison, ein Tiger, ein Papagei, ein Koalabär, ein Löwe, Wölfe, Hyänen etc etc. Den Abschluss bildet mit dem Herzogin-Auguste-Saal ein Schwenk in die Frühzeit des Museums mit Papageien, Schmetterlingen, Käfern und Steinen in alten Vitrinen.

Foto: Gerd Walther

Nach dem Übergang zum Neubau mit einem riesig anmutenden Skelett eines Höhlenbären, wie er noch vor ca 35.000 Jahren vom Neantertaler bejagt wurde, erwartet den Besucher/die Besucherin zunächst eine Abteilung zur Vor- und Frühgeschichte des Menschen. Außen herum befinden sich an den Wänden Exponate und Erläuterungen in einer zeitlichen und genealogischen Abfolge, während der Raum mittig durch eine Inszenierung zum Neandertaler dominiert wird. Ein Bereich zur kulturellen Evolution mit einer kleinen Völkerkundeausstellung schließt sich an. Hier wie im gesamten Museum erläutern kurze, prägnante Texte die Exponate bzw. Ausstellungsthemen, nur ab und zu werden die Erläuterungen etwas textlastig. Eine Etage tiefer schließt (oder öffnet) sich ein Blick auf die Tier- und Pflanzenwelt in den Perioden von Muschelkalk, Bundsandstein, Lias und Keuper, also zwischen 245 bis 205 Millionen Jahren den Rundgang.

Auch diese Abteilung ist wie das gesamte Museum abwechslungsreich, intensiv und informativ gestaltet, so dass im Museum ein fundierter Einblick in unsere Welt seit frühesten Zeiten bis in die Gegenwart geboten wird. Ein – auch mehrfacher – Besuch des Museums und seiner einzelnen Abteilungen ist sehr zu empfehlen.