Besuche am Mittwoch, 29.7.2015 und auch früher mehrfach. Das Museum befindet sich in einem Gebäude mit dem DB-Museum, der Eintritt gilt für beide. Trägerin des Museums ist eine Museumsstiftung mit der Post AG und der Deutschen Telekom AG im Hintergrund. Letztlich ist es ein Firmenmuseum. Es war gut besucht, viele Familien mit kleinen Kindern.
Ich kenne/kannte Leute, die meinten, jede Neugestaltung seit dem alten Postmuseum sei mit einer Verschlechterung bzgl. der ausgestellten Exponate einhergegangen. Die letzte große Umgestaltung wurde nun Ende 2010 abgeschlossen. Sie stellt in breiter Anlage Kommunikation in den Mittelpunkt. Das geschieht durch die Aufteilung der Fläche in die Bereiche Hören, Sehen, Schrift und deren Übermittlung sowie Digitalisierung. Dabei wählt man über weite Strecken einen spielerischen Ansatz. Nun hat dieser den Nachteil, dass damit eine relativ enge Altersbegrenzung einhergeht. Ein Spiel für Achtjährige wird Vierzehnjährige eher langweilen, Fünfzigjährige haben oft schon das Problem, sich auf die Spieleebene hinunterzubücken. Im Museum für Kommunikation fokussiert man sich – ohne andere Altersstufen ganz außer Acht zu lassen – auf das frühe Grundschulalter.
Aber können Kinder dieser Altersstufe im Sinne eines Erkenntnisgewinns überhaupt mit dem Thema umgehen? Oder geht es hauptsächlich darum, ein Knöpfchen zu drücken und es bewegt sich oder tönt etwas, egal warum, wieso, weshalb? Zumal Spiele eher in Überfülle zur Auswahl stehen. Man kann natürlich sagen, dieser rel. enge pädagogische Ansatz sei sekundär, man wolle Impulse zur (fast) ganzen Breite an Kommunikation geben. Aber braucht man dann überhaupt noch ein Museum? Oder genügt bei dieser Art des Herangehens an Kommunikation nicht auch ein USB-Stick für daheim?
Entsprechend ist die Raumeinteilung im Museum. Beim Hören drücken sich einige (sehr schöne) Exponate zu 150 Jahre Schallaufzeichnung, -wiedergabe und -übermittlung an der Wand entlang. Beim Sehen stehen 16 Fernseher in einer Ecke in einem Regal, während drei lebensgroße Bilder nebst einem Spiegel fast eine ganze Wandbreite einnehmen und die Erkenntnis fördern, dass auch Kleidung eine Form von Kommunikation ist. Das Thema Schrift konzentriert sich weitgehend auf die Frühzeit, eine ägyptische Grabkammer ist aber ebenso kryptisch wie die (berühmte) Enigma im Nachbarraum. Man steht davor, auch wenn man drinnen ist.
Was zunächst als breit angelegte Ausstellung zur Kommunikation unter Hintanstellung musealer Präsentation auftritt, erweist sich letztendlich als asymmetrische Kommunikation mit dem Besucher. Dessen Erfahrung, soweit er denn aus Altersgründen überhaupt eine hat, zählt nicht. Belehrung ist angesagt, wenn auch meist in spielerischer Form. Dabei ist die Geschichte der (Tele-)Kommunikation großteils Zeitgeschichte, Alltagsgeschichte, die sich für die Besucher über die ausgestellten Exponate manifestiert: Radios, Fernseher, Telefone etc., die sie eine Strecke ihres Lebens nicht unwesentlich begleitet haben. Aber so wie die Geräte an den Rand gerückt wurden, so auch die Erfahrung der Besucher. Ob diese Form von Kommunikation, denn auch das ist eine, so toll ist, habe ich meine Zweifel.
Offenbar wollte man dem Museum ein modernes Image verpassen, kindlich-verspielt, locker, weg vom alten Exponatemuseum. Aber man ging damit auch weg von einer echten Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Teil der Besucher, der nicht mit Kinderbetreuung beschäftigt ist. Hier ist nun das Pendel sehr weit ausgeschlagen vom ‚guten, alten Postmuseum‘ hin zum neuen Museum für Kommunikation, das Gefahr läuft, weder Museum noch wirklich kommunikativ zu sein. Es wäre zu wünschen, dass es sich mittig einschwingt, ohne dabei langweilig zu sein. Das geht nämlich auch.