Museum Industriekultur

Nürnberg – Museum Industriekultur

Besuch am 26.10.2014 und auch sonst schon oft. Dem Museum sind eine Motorradabteilung und das Schulmuseum angeschlossen. Zudem waren die Sonderausstellungen „Ein Gramm Licht“ über „alte fotografische Verfahren in jungen fotografischen Bildern“ und „Mit Skizzen zu Kreativität“ zu sehen. Das Museum war gut besucht. Aufenthalt ca 3 Std.

Das Museum Industriekultur ist in dem alten Fabrikkomplex Tafelhalle untergebracht. Man hat von vornherein auf die Integration von Arbeits- und Lebenswelt geachtet und diesen Weg seit 1988 konsequent weiter verfolgt. Das bekommt dem Museum gut. Meist separiert in einzelne Häuschen oder Abteilungen werden Einblicke in die Nürnberger Industriegeschichte geboten: Dampfmaschine und Gipsmühle, Kneipe und Kino, Druckerei und Elektrotechnik, Wohn- und Einkaufsräume, Schule und Brauerei, Friseurladen und Zahnarzt, Hausarbeit und Bürotechnik, Adler und Herkules usw. Das ist anschaulich und gut, oft auch mit Vorführungen, gestaltet, so dass der Besuch kurzweilig wird.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Nürnberg Zweiradindustrie, seien es Fahr- oder Motorräder, bis hin zu zarten Anfängen – weiter ist es nicht gekommen – der Automobilproduktion. Viel mehr Autos sollten allerdings nicht ausgestellt werden, langsam wird’s voll. Aber das sind Einblicke in eine seltsam entfernte und doch nahe Zeit, in die Anfänge von Fortbewegungsmitteln, die heute unser Leben über weite Strecken prägen.

Es ist ein lebendiges, offenes Museum. Wo irgendwie vertretbar, hat der Besucher direkten Zugang zu den Exponaten, er wird als Partner, nicht als potentieller Feind gesehen. Das ist leider nicht immer selbstverständlich. Das schafft eine angenehme, aufnahmebereite Atmosphäre, macht neugierig auf die nächste Abteilung, zumal die Gestaltung durchaus abwechslungsreich ist.

Während meiner Anwesenheit wurde die riesige Dampfmaschine in Betrieb gesetzt, war in der Druckwerkstatt Personal unauffällig aber deutlich mit Erläuterungen präsent, gab der ehemalige Sportreporter Günther Koch mit seiner wunderbaren Sprache qua Film einen Einblick in die Geschichte von Telefon, Radio und Fernsehen anhand der Firma TeKaDe.

Bei der Ami-Musikbox hat’s dann aber wohl nicht mehr gereicht, ist ja auch nicht in Nürnberg hergestellt worden. Eine Musikbox lebt, wenn schon bedauerlicher Weise aus akustischen Gründen der Plattenbetrieb deaktiviert ist, von seiner Beleuchtung. Eine ausgeschaltete Musikbox in der Ecke ist wie ein kastrierter Kater, mitleiderregend.

Foto: Gerd Walther

Foto: Gerd Walther

Motorradfahrer sind wohl eher keine oder aber Hard-Core-Museumsbesucher. Das lässt zumindest die harte Reihung Motorrad an und vor und hinter Motorrad vermuten. Hier hätte ich mir eine ansprechendere Präsentation mit Erläuterungen zu den Nürnberger Produktionsstätten gewünscht, die über mehr oder weniger schlichte Tafeln hinausgeht. Aber ich bin auch kein Motorradfahrer, nicht mal zu einer K 50 hat’s damals gereicht.

Auch zur im Prinzip interessanten Ausstellung zu historischen Fotografieverfahren hätte ich mir eine intensivere historische Dokumentation mit einer Gegenüberstellung von alten und – wie vorhanden – neuen Fotos zu den einzelnen Techniken gewünscht. Da hatte man wohl keine so rechte Lust oder konnte mit dem Thema (zu) wenig anfangen. Und das Schulmuseum? Das hat mich an meine Schulzeit erinnert, d.h. an die Tage, in denen man schon in der ersten Stunde mit Schrecken sehnsuchtsvoll auf die Uhr geschaut hat, ob denn der Tag überhaupt nicht vorbeigeht.

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